Ein warnender Apell ist das Mantra vom guten und bösen Essen nicht, dafür ein belehrender. Die langatmige "Anleitung für eine bessere Landwirtschaft" gleicht mehr einem Lehrfilm als einer Reportage. Hochaktuell und bedrückend wahr sind die Aussagen von Wissenschaftlern, Philosophen, Forschern und Aktivisten, die Serreault in Brasilien, Indien, Frankreich und der Ukraine vor die Kamera treten lässt. Ihre Kunde von nachhaltiger Landwirtschaft, Umweltschutz und ökologischer Verantortung ist ebenso bekannt wie repetetiv. Ihre landwirtschaftliche Lektion kaut der Film mit der stoischen Ruhe eines glücklichen Huftieres durch. Bittere intellektuelle Kost muss bitter schmecken. Nur dann haben wir alle am Ende auch was gelernt. Alle anderen müssen das "ABC der biologischen Landwirtschaft" von Agroforstwirtschaft bis transgene Pflanzen nochmal nachpauken.
Von einer Schulstunde unterscheidet sich "Good Food – Bad Food" darin, dass Serreaults filmische Lektion mehr als doppelt so lang ist. Unterhaltsamer als das fast zeistündige cineastische Pamphlet ist, sich von einem Grundschullehrer, der als Nebenfach zu Pädagogik Öko-Aktivismus belegt hat, einen Vortrag halten zu hören über Großkonzerne und die anderen skrupellosen Umweltsünder, die in der Realität die Schurken aus der Trickfilmserie „Captain Planet“ vertreten. Grauzonen gibt es in der Landirtschaft aus filmischer Perspektive nicht. Wer nicht für die Rettung de Umelt ist, ist gegen sie. Ähnlich rigorors werden die Nahrungsmittel in gesund und schädlich unterteilt. Heilsame Bio-Kost oder gefährliche Genprodukte stellen in jedem Supermarkt dem potentiellen Kunden die Gretchenfrage. Noch größer als das ökologische Engagement ist indes das Selbstbewusstsein von "Good Food – Bad Food". Selbst ein noch so wichtiges Anliegen kann jedoch die schleppende Inszenierung nicht eindringlich machen.
****
Titel: Good Food – Bad Food: Anleitung für eine bessere Landwirtschaft
Land/ Jahr: Frankreich 2010
Genre: Dokumentarfilm
Kinostart: 20. Januar 2011
Regie: Coline Serreau
Buch: Coline Serreau
Sprecherin: Madeleine Besson
Kamera: Coline Serreau
Musik: Garden Trio, Madeleine Besson
Schnitt: Catherine Renault, Claude Trinquess
Laufzeit: 113 Minuten
Verleih: Alamode Film