50 Jahre Theatertreffen in Berlin – Die Jury gab Auswahl der bemerkenswertesten Inszenierungen zum Jubiläum bekannt

© Berliner Festspiele

423 Inszenierungen in 69 Städten im deutschsprachigen Raum wurden von den KritikerInnen besucht, 711 Voten geschrieben, und jedes Jury-Mitglied hat im Lauf eines Jahres alle drei oder vier Tage irgendwo in Deutschland, Österreich oder der Schweiz einen Theaterbesuch absolviert.

Die zehn für das Theatertreffen 2013 ausgewählten Inszenierungen sind:

„Disabled Theater“ von Jérome Bel/Theater Hora – Stiftung Züriwerk, Zürich. R.B. Jérome Bel/ Theater Hora – Stiftung Züriwerk, Zürich /  Hebbel am Ufer, Berlin u.a.

„Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ von Bertolt Brecht. Regie Sebastian Baumgarten, Schauspielhaus Zürich.

„Jeder stirbt für sich allein“ nach Hans Fallada. Regie Luk Perceval. Thalia Theater Hamburg.

“Krieg und Frieden” nach Lew Tolstoi. Regie Sebastian Hartmann. Schauspiel Leipzig / Ruhrfestspiele Recklinghausen.

„Medea“ von Euripides. Regie Michael Thalheimer. Schauspiel Frankfurt.

„Murmel Murmel“ nach Dieter Roth. Regie Herbert Fritsch. Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin.

„Orpheus steigt herab“ von Tennessee Williams. Regie Sebastian Nübling. Münchner Kammerspiele.

„Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann. Regie Karin Henkel. Schauspiel Köln.

„Reise durch die Nacht“ von Friederike Mayröcker. Regie Katie Mitchell. Schauspiel Köln.

„Die Straße. Die Stadt. Der Überfall.“ Von Elfriede Jelinek. Regie Johan Simons. Münchner Kammerspiele.

Yvonne Büdenhölzer, Leiterin des Theatertreffens, erklärte, die Auswahl zeige die Vielgestaltigkeit deutscher Stadttheaterkultur.

Österreich ist in diesem Jahr nicht vertreten. Aus der Schweiz kommt eine Inszenierung vom Schauspielhaus Zürich sowie die einzige Produktion der Freien Szene.

Bei den acht deutschen Inszenierungen wurden das Thalia Theater Hamburg, das Schauspiel Köln und die Münchner Kammerspiele jeweils zweimal ausgewählt, und Berlin präsentiert sich  mit einer Inszenierung von Herbert Fritsch an der Volksbühne und mit Hebbel am Ufer als Koproduzent von „Disabled Theater“.

Jurorin Ulrike Kahle-Steinweh wies darauf hin, dass die schauspielerischen Leistungen bei der diesjährigen Auswahl besonders beachtet worden seien. Das Publikum werde eine ganze Reihe von Stars zu sehen bekommen.

In der Tat können sich die BerlinerInnen auf ein Wiedersehen mit Constanze Becker als Medea freuen oder mit Mirco Kreibich in „Jeder stirbt für sich allein“. Heike Makatsch spielt in „Krieg und Frieden“, Julia Weininger in „Reise durch die Nacht“, und Wiebke Puls, Annette Paulmann und Risto Kübar sind in „Orpheus steigt herab“ zu erleben.

Yvonne Büdenhölzer ergänzte, dass die Stars in hervorragende Schauspielensembles eingebunden seien und bezeichnete als für die Auswahl besonders bemerkenswert „Die Rückbesinnung auf große Stoffe und Geschichten, auf Klassiker und Klassiker der Moderne flankiert von Stückentwicklungen und neuen Texten.

Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele, kündigte das Anfang Mai anlässlich des Jubiläums erscheinende Buch „Die ersten 50 Jahre“ an.

Aus dieser Publikation ist zu erfahren, dass erst 1980 erstmals die Inszenierung einer Regisseurin zum Theatertreffen eingeladen wurde. In den folgenden Jahren gab es noch sechs Ausgaben des tt, bei denen ausschließlich Regiearbeiten von Männern präsentiert wurden. Sonst beschränkte sich die Anzahl der Inszenierungen von Frauen auf eine oder zwei. Einen größeren Anteil von Regisseurinnen gab es nur 2011, als die Theaterfrauen im Zentrum des Festivals standen, obwohl sie auch da, mit knapp über 30%, deutlich in der Minderheit waren.

Die Veränderungen der deutschsprachigen Theaterlandschaft innerhalb der letzten 30 Jahre haben sich selbstverständlich auch auf das Theatertreffen ausgewirkt, aber obwohl die Zahl der Regisseurinnen an den deutschsprachigen Theatern, nicht nur in der Freien Szene, in den letzten dreißig Jahren deutlich angestiegen ist, gab es, mit einer Ausnahme, nie mehr als zwei Inszenierungen von Frauen beim Theatertreffen. Auch in diesem Jahr wurde diese Grenze nicht überschritten.

Nicht nur das Theatertreffen, sondern auch der Stückemarkt feiert Geburtstag. Zu seinem 35. Jubiläum zieht der Stückemarkt Bilanz und präsentiert 35 AutorInnen, die seit 1978 für den Stückemarkt ausgewählt wurden und prägnante Positionen in der Entwicklung des Festivals und des Szenischen Schreibens markieren. Yvonne Büdenhölzer und Christina Zintl (Leitung Stückemarkt) haben 30 AutorInnen eingeladen und an sie Werkaufträge für ein neues Kurzstück vergeben. Die Ergebnisse werden in szenischen Lesungen und Hörspielen in der „PanAm Lounge“ im Eden Haus präsentiert. Dort sind auch Arbeiten von fünf verstorbenen Autoren des Stückemarkt zu erleben.

Das Theatertreffen 2013 findet vom 03. – 19. Mai 2013 statt.

Der Vorverkauf beginnt am 13. April 2013.

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