Vor den Toren Roms: Eine Perle des Mittelmeers – Ponza, eine perfekt gelungene Mischung zwischen Natur und Ursprünglichkeit

Ponza. © 2011, Foto: Eva-Maria Koch

Dieser Teil der Küste Latiums erstreckt sich rund 100 km von Rom weiter Richtung Süden und verdankt seinen Namen nicht nur sagenumwobenen Mythen, wie der Landung Äneas, dem Stammvater Roms. Blaues, saubere Meer, lange Sandstrände mit typischer Blumenpracht des Mittelmeeres, Palmen- und Pinienwälder nebst Orangen und Zitronenhainen- dies lockt Sonnenhungrige und Wasserratten an den sonnigen Tagen an.

Kunsthistorische Attraktionen der Riviera bilden die Städte Sperlonga, Gaeta und Formia. Die Villa des grausamen Kaisers Tiberius mit Kult-Grotte, der Grabhügel Ciceros und Cisternone – drittgrößte, altrömische Zisterne Europas. Von der Hafenstadt Formia aus geht es mit dem Schnellboot nach Ponza, der Hauptinsel des Ponzianischen Archipels

Nicolettas lange schwarze Haare wehen im Wind bei bei der Einfahrt in die Hafenbucht Ponzas.  Lachend weist sie auf die pastellfarbenen Häuser der kleinen Insel und das rege Treiben am Hafen. Der besondere Reiz bezaubert Touristen und Einheimische. Wenige Stunden reichen, um sich in den sanften Rhythmus, das wunderschöne Meer, das Dolcefarniente auf der Piazzetta Pisacane – dem pulsierenden Herz Ponzas – oder in die unvermeidlichen Spaziergänge auf die Flaniermeile der Stadt, den Corso Pisacane, zu verlieben.

Auch wenn keiner Deutsch spricht, das Informationsbüro absolut überfordert ist und der Müll trotz verschiedener Tonnen nicht wirklich getrennt wird: Ponza ist die Lieblingsinsel der Römer und Neapolitaner. Internationaler Jetset – wie Prinzessin Caroline, Rod Stewart oder Heidi Klum mit Seal, Kronprinz Haarkon und Mette Marit von Norwegen, die belgische Königin Paola und Fußballstars – liegt hier im Sommer mit ihren Yachten vor Anker.

Am Hafen erwartet uns Maurizio: er weiht uns in die Schönheit seiner Insel ein, indem er uns von einem Aussichtspunkt zum anderen an den bezaubernden Steilküsten aus Kalk-, Sand- und Tuffstein mit ihren Badebuchten fährt. Er ist in seine Insel unsterblich verliebt: „Segeln, Tauchen, Schwimmen oder Kanufahren, sogar in der Mittagspause: Wo gibt es das sonst?“

Wir halten über der „Chiaia di Luna“ (Mondschein-Bucht) an, zu der auch ein Fußweg durch einen  Tunnel aus der Römerzeit führt. Das Wasser ist unglaublich klar. In der Ferne erhebt sich die Silhouette der unbewohnten Nachbarinsel Palmarola aus dem Meer, die – genauso wie die Inseln Zannone und Ventotene – zum Archipel gehört. Wir fahren weiter zur anderen Seite der sichelförmigen Insel und halten kurz beim Aussichtspunkt „Faraglioni di Lucia Rosa“ – der Legende nach stürzte sich hier Lucia Rosa aus Liebeskummer von den Klippen. Dann gelangen wir zu den Piscine Naturali, natürlichen Becken aus Felsen, die eine Art Swimmingpool gebildet haben, und zur fast menschenleeren Kalk- und Tuffsteinbucht Cala Fonte, wo wir den wunderschönen Sonnenuntergang genießen.

Ponza ist für seine Mittelmeerküche berühmt. Bei der Auswahl des Restaurants hat man die Qual der Wahl. Maurizio empfiehlt uns die ursprüngliche Küche im „Casa di Assunta“. Von der Terrasse des Restaurants aus hat man einen wunderschönen, sehr romantischen Blick hinunter auf den Hafen, besonders abends. Die US-Heimkehrerin Assunta ist eine „Institution“ auf der Insel. „Noch vor zwei Stunden waren diese gamberoni (Scampi) im Meer“ erklärt sie, während sie eine dunkelrote, leicht gegarte Garnele zum Probieren anbietet: Lecker!

Eines ihrer Spezialrezepte sind die Gamberoni mit Weißwein: nicht zu lange auf dem Feuer lassen, und nur mit Olivenöl, Salz und Pfeffer würzen. In Ponza gibt es besonders viele Fischarten, erklärt uns Assunta: Die beliebten Cozze und Vongole (Muscheln) bekommt sie aber vom Festland geliefert, denn sie wachsen nur in trübem Wasser, und Ponza ist nun einmal die Insel mit dem kristallklarsten Meereswasser. Die erfahrene  Köchin weiß als Fischertochter, wovon sie spricht: Ihr Vater war der Erfinder des Bleifischens (Nylonleine mit Blei), und die Japaner seien gekommen, um die Methode zu kopieren.

Alle Meeresfrüchte, die Assunta frittiert, brät oder kocht kommen frisch auf den Tisch. Dazu wird ein kühler Satrico kredenzt – ein Weißwein aus dem Latium – und ein Rosé aus Biancolella – einer Weinrebe, die auf der Insel angebaut wird.

Der Tag geht zu Ende. Maurizio fährt uns zurück in unser Quartier „Villa Laetitia“ – ein B&B der Modedesignerin Anna Fendi.  Das Haus besticht durch seine schöne Natürlichkeit und ist über und über mit phantasievollen Keramikkacheln dekoriert, von denen keine der anderen gleicht.

Unternehmen wir eine Rundfahrt um die Insel mit einem Boot der Cooperativa Barcaioli und die Besichtigung der altrömischen in den Tuffstein gehauenen Grotten von Pilato. Durch das besondere kristallklare Wasser des Meeres um die ponzianischen Inseln können Taucher wunderschöne Farben, die üppige bunte marine Vegetation und Scharen von Fischen bereits auf den ersten Metern unter Wasser beobachten: Wie wäre es mit dem Tauchplatz um die Klippen „Le Formiche“ oder bei einem der alten Wracks, wie dem an der Punta Papa?

Wer am liebsten einen ruhigen Tag verbringen möchte, sollte das Shuttleboot vom Hafen zum Frontone-Strand nehmen und am weißen Kiesstrand in der Sonne liegen. Wenn man eine Erfrischung braucht, kann man zu „Gerardo“ über der Bucht hinaufsteigen: Hier kann man auch sein Museo Entnologico besuchen. In einer „casa grotta“ (einem in den Felsen gehauenen Haus – der typischen Architektur der Insel) hat Gerardo eine Vielfalt traditioneller Utensilien seines Großvaters und anderer Ponzesi gesammelt.

Unter den Lauben des Restaurants kann man die Spezialitäten della Casa genießen: Platterbsen- und Linsensuppen mit einem Schluck Weißwein aus Biancolella – begleitet von einem wundervollen Blick auf die vor dem Strand Frontone ankernden Motor- und Segelboote, die sich hier für die Nacht eine ruhige Bucht gesucht haben.

Atemberaubende Ausblicke auf das Meer und die vielfältige Küste der Insel erleben wir auch bei einer Wanderung zum Bagno Vecchio. Vom Corso Pisacane nehmen wir den Weg Richtung Monte della Guardia – es ist der höchste Hügel der Insel. Wir folgen dem Schild über einen steilen Weg zum abgelegenen, schönen Strand, der uns für die Anstrengung belohnt: Bella vista zu allen Seiten!

Krönung ist das Fest des Schutzpatrons San Silverio am 20. Juni, fügt Maurizio hinzu, es gehört zu den Highlights Ponzas. Nach der Messe wird die Statue des Heiligen in einem Gozzo (einem kleinen Boot) aus Holz durch die Straßen der Stadt getragen – erzählt er mit Begeisterung. Danach wird sie für den Umzug im Meer auf ein mit unzähligen roten Nelken und bunten Bändern dekoriertes Fischerboot geladen. Hunderte von Booten folgen ihm von der Hafenbucht aus in die Gewässer von der Insel: Ein einmaliges, unvergessliches Erlebnis!

Wie alle Einheimischen ist auch Maurizio eher bedächtig. Unser Plan für morgen? „Ci pensiamo domani!“ (Das überlegen wir uns erst morgen!) erwidert er mit seinem für die Ponzesi typischen neapolitanischen Akzent und einem unwiderstehlichen Lächeln.

Informationen

Website: www.ponzaviaggi.it (auch auf Deutsch)

Restaurant „A casa di Assunta”
Tel.: 0039-0771-820086

Restaurant „Da Gerardo“ – Museo Etnologico
Tel.: 0039-0771-80009

B&B “Villa Laetitia”
www.ponzaviaggi.it

Ponza Diving Center
www.ponzadiving.it

Cooperativa Barcaioli Ponzesi
www.barcaioliponza.it

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