Hänsel und Gretel: Hexenjäger 3D (USA/Deutschland, 2012) – Und das alles wegen einem Zuckerhäuschen

Szene mit Gemma Arterton und Jeremy Renner in "Hänsel und Gretel". © Paramount Pictures

Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) sind dank Vermeidung weiterer Zwischenfälle mit Zuckerhäuschen inzwischen erwachsen, und berühmte Hexenjäger. Als in Augsburg Kinder verschwinden, ruft der Bürgermeister die beiden zu Hilfe, sehr zum Missfallen des örtlichen Sheriffs. Die mächtige Hexe Muriel (Famke Janssen) steckt hinter den Entführungen, denn für das Ritual des Blutmondes, welches die Hexen unverwundbar gegenüber Feuer macht, braucht sie sechs Mädchen und sechs Knaben. Im Kampf gegen Muriels Hexenhorde stehen ihnen die weiße Hexe Mina (Phila Viitala), ihr großer Fan Ben (Thomas Mann) und der Troll Edward bei.

Hänsel und Gretel ist ein grottenschlechter Film, der allerdings höchst unterhaltsam ist – teilweise allerdings unabsichtlich. Dazu ist er relativ brutal, wenn auch auf überzogene Art, aber explodierende Dörfler (natürlich verhext) und die durchaus kreative Ader der Geschwister beim Töten von Hexen, rechtfertigen die Freigabe ab 16 Jahren durchaus. Der Film ist voller Anachronismen, aber wer sich darüber aufregt, der hat Wirkolas Intention nicht begriffen: er will unterhalten. Das hier ist keine Geschichtsstunde – ein Blick auf die Steampunk Kostüme und Waffen der Geschwister macht das schon deutlich.

Jeremy Renners Oscar Nominierungen sind ein modernes Mysterium angesichts seiner Leistung als Hänsel. Vielleicht wollte er sie der Qualität der Dialoge anpassen, zumindest wäre es eine Erklärung. Allerdings gewinnt der Film viel (unfreiwillige) Komik aus seiner Darstellung des naiven Hänsel der auch noch Diabetes hat. Gemma Arterton, die sich als Gretel wesentlich besser schlägt, bekommt dafür wie zur Strafe den Troll Edward zur Seite. Famke Janssen ist gewohnt schön und charismatisch, rennt aber leider die halbe Zeit mit einer hässlichen Maske durch den Film. Natürlich gibt es haufenweise grotesk hässliche Hexen im Film, aber so viel Hässlichkeit wird auf Dauer uninteressant und es ist auch in diesem Sinne ein Segen, dass der Film relativ kurz ist. In die 88 Minuten werden außer der Geschichte um das Blutmondritual auch noch die Vergangenheit der Geschwister und das Rätsel um ihre Mutter gestopft.

Hänsel und Gretel: Hexenjäger ist einer dieser Filme, bei denen man nicht weiß, ob die Nähe zum B-Movie gewollt ist. Die Nähe zum Splatter mit Comedy Elementen ist dagegen unübersehbar absichtlich und nichts für Zartbesaitete. Bemüht cool und mit teilweise unterirdisch schlechten Dialogen lässt der Film einen trotzdem amüsiert das Kino verlassen. Allerdings lacht man eher über den Film als mit ihm.  

Hänsel und Gretel: Hexenjäger 3D (USA/Deutschland, 2012); Verleih: Paramount Pictures Germany; Filmlänge: 88 min; Regisseur: Tommy Wirkola; Drehbuch: Tommy Wirkola; Dante Harper; Darsteller: Jeremy Renner, Gemma Arterton; Famke Janssen; Peter Stormare; FSK: ab 16 Jahren; Kinostart: 28. Februar 2013 (Deutschland).

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