Das Attentat des Aufrichtigen oder Die 13 fehlenden Minuten des Georg Elser – Oliver Hirschbiegel würdigt den Hitler-Attentäters Elser

Szene in Elser von Oliver Hirschbiegel mit Burghart Klaußner, Christian Friedel und Johann von Bülow. © Lucky Bird Pictures, Bernd Schuller

Der Film hat im Kern das missglückte Hitler Attentat im Münchener Bürgerbräu-Keller, dass der Schreiner Georg Elser am 8. November 1939 durchführte zum Inhalt. Hitler verließ, frühzeitig, den Bürgerbräu-Keller 13 Minuten bevor die Bombe explodierte!! Der Film zeigt aber nicht Georg Elsers Planung und Durchführung des Attentats sondern behandelt hauptsächlich die Beweggründe die Elser zu seinem Vorhaben antrieben. Der Film wird in zwei parallele laufende Handlungstränge erzählt, die sich abwechseln. Da ist zuerst das Verhör Elsers mit dem Kripochef Arthur Nebel und dem Gestapobeamten Heinrich Müller. Eindrucksvoll dargestellt von Burghardt Klaußener und Johann von Bülow. In dem Verhör und der mit dazugehörenden Folter (im Amtsdeutsch wurde diese als „Verschärfte Vernehmung“  bezeichnet) begenet beiden aber der einfache Mann auf der Straße, der aufrichtig und sich seine Todes bewußt für seine Überzeugung einsteht. Prophetisch sagt er das Hitler schlecht für Deutschland sei und eine Feuerwalze über Deutschland einher falle. Wofür sein Kopf dann auch mit Schlägen auf den Tisch herhalten muss. Der zweite Strang spielt in Elsers Heimatdorf. Hier beobachtet Elser, wie die Nationalsozialisten an Einfluß und Macht gewinnen, und sieht die fatalen Auswirkungen für die Bevölkerung. Auch nachgezeichnet wird hier Elsers Beziehung und seine Liebe zu Elsa (Katharina Schüttler). Die Angst um ihr Leben und seine Liebe zu ihr wird ihn zu seinem Geständnis bewegen und ihm zudem die Kräft für seine letzten Lebenjahre geben, bevor er im April 1945 hingerichtet wird.

Bei Elser haben sich zwei Filmschaffende zusammengetan die auf diesem Gebiet schon einschlägige Erfahrungen vorzuweisen haben. Einmal Redisseur Oliver Hirschbiegel  mit Der Untergang und Fred Breinersdorfer (Sophie Scholl). Und das merkt man dem Film auch an. Die Verhörszenen zwischen Elser und den Gestapobeamten ähneln den Verhörszenen in Sophie Scholl und die solide handwerklich Inszenierung steht dem Untergang in nichts nach. Auch hier schreckt Hirschbiegel nicht vor eindringlichen Szenen zurück, etwa wenn wir sehen, wie Arthur Nebel am Ende des Films wegen seiner Beteiligung am Attentat des 20. Juli in Plötzensee hingerichtet wird und wir, nur seine Füße sehend, am Galgen seinen Todeskampf miterleben. Hauptdarsteller Christian Friedel spielt hier die tragende Figur Georg Elser. Er macht seine Sache gut und spielt den Elser beherzt und lebhaft. Weiß letztlich aber nicht ganz zu überzeugen. Die Entschlossenheit und tiefe Überzeugung Elsers schafft er nicht eindrinklich genug rüber zu bringen, er wirkt dafür etwas zu jugendlich. Dennoch haben wir mit Elser einen wichtigen und notwendigen Film, der dramaturgisch und inszinatorisch zu überzeugen vermag. Es bleibt zu hoffen, dass er die historischen Auseinandersetzung mit dem deutschen Widerstand im Nationalsozialismus weiter belebt und ausbaut, da die Person Elser für Zivilcourage im nationalsozialistischen Widerstand steht.

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Originaltitel: Elser
Regie: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch: Fred Breinersdorfer, Léonie-Claire Breinersdorfer
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Alexander Dittner
Musik: David Holmes
Darsteller: Christian Friedel (Georg Elser), Katharina Schüttler (Elsa), Burghart Klaußner (Arthur Nebe), Johann von Bülow (Heinrich Müller), Felix Eitner (Hans Eberle), David Zimmerschied (Josef Schurr), Rüdiger Klink (Erich), Simon Licht (SS Obergruppenführer), Cornelia Köndgen (Maria Elser), Lissy Pernthaler (Protokollführerin)
Dauer: 110 Minuten

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