Brüssel einmal anders – Designausstellung im Atomium, Design-September und Fashion

© Eva-Maria Koch

Design-Ausstellung Centre Électrique

Ein Muss und Startpunkt einer Führung für Design-Fans ist das ehemalige Elektrizitätswerk mit seinem European Centre for Contemporary Art. Sie feiert ihr 40-jähriges Bestehen mit der Design-Ausstellung „Fighting the Box“ (11.6.-03.10.2010), in der 20 arrivierte belgische Designer präsentiert werden – vom Akt der Schöpfung ihres kreativen Einfalles bis hin zum fertigen Produkt.

Die Centrale Éléctrique liegt am Platz der Kathedrale St. Cathérine, wo auch ein Fischmarkt zum Austernschlürfen einlädt. Viele verschiedene exquiste Fischrestaurants rund um den Platz locken oder man nimmt einen leckeren Fischimbiss im Stehen bei „Mer du Nord – Noordzee“ ein – absolute In-Treffs und immer gut besucht.

Von der Place Cathédrale St. Cathérine ist man rasch zu Fuß bei den besten Design-Geschäften, seien es Shooting-Stars oder bereits arrivierte Designer.

Design-September

Im Design-September werden in verschiedenen, ausgewiesenen Studios in der Stadt Design-Möbel präsentiert von Avantgarde bis arrivierte Möbelkunst. Die Geschäfte, die sich hier anschließen, haben alle von außen ein spezielles Schild an ihrer Vitrine. Informationen und Führungen können mit der Art Directrice Marie Pok abgesprochen werden: marie@best.be. Zweimal im Jahr findet diese Art von Präsentation statt.

Besonders gut gefallen haben mir der bescheiden wirkende junge südkoreanische Avantgarde-Shooting Star Kwangho Lee, präsentiert in der Galerie Viktor Hunt mit seiner Sitzgruppe aus Styropor, die an schwimmende Eisberge als Erblast des Klimawandels erinnert, Avantgardewerke, die Gott-sei-Dank noch nicht bei Ikea zu kaufen sind und auch nicht sollen. Er sagt dazu: „Der Montblanc in meinem Wohnzimmer“. Oder das entzückende, charmante, junge asiatische Pärchen Joon&Jung mit seinen Yin und Yang-Wolkenstühlen, die zum Träumen auf Wolke 7 einladen und das bei akzeptablen Preisen – alles mit einer Lebensphilosophie begründet, die zu ergründen es sich für den/die werte/n LeserIn lohnt!

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch Alain Bertau, der mit seiner Erfindung, dem Corian ®, welches an Marmor erinnert, Furore machen wird. Zu finden ist er in den königlichen Galerien, den Touristenmagneten – ein gelungener, charmanter Kontrast alt – neu!

Von den königlichen Galerien sind es nur wenige Schritte bis zur Grand Place, the one and only, wo man ein köstliches Trapistenbier, z.B. Chimay, im historischen Ambiente der protzigen gold-, ornament und figurenübersähten Gebäude der ehemaligen Stände genießen kann: ein unvergleichliches Erlebnis!

Den Abend kann man beschließen im Belga Queen, einem umgebauten ehemaligen Bankgebäude. Hier gilt: sehen und gesehen werden, sei es bei einem Bier-Menue, wo diverse Spezialitäten mit jeweils unterschiedlichen Bieren serviert werden oder auch anderen Delikatessen nach Wahl. „L’Éscargot“ – war das nicht die lustige Schnecke in einem französichen Comique-Strip? – hier kann man sie leider essen. Die Autorin sagte sich „Probieren geht über Studieren“, entschied dann aber: „Einmal ist Niemals wieder Mal“, bevor sie Vegetarierin wird).

Im ehemaligen Tresorraum, mit noch existenten Bankfächern, geben sich die distinguierten RaucherInnen mit dicken Zigarren ein Rendez-Vous (Für die Autorin: bitte nur mit Gas-Maske!, aber lustig).

Design-Hotel

Für Design-FreundInnen mit gut gefülltem Portemonnaie empfiehlt sich eine Week-End Übernachtung im Hotel Sofitel Le Louise, mit am Wochenende reduzierten, bezahlbaren Sonderangebots-Preisen um die 120/130 Euro herum (unter der Woche nicht unter 450,- Euro). Auch hier werden die Sinne erfreut mit „Design Pur“ vom Designer Pinto, der auch verschiedene Restaurants in Brüssel verschönert hat: sehr elegant, verschönert durch eine Fotoausstellung mit Fotos Á  la Hamilton. In den Zimmern versinkt man in einer Kissenflut und fällt in ein Himmelbett. Die 5-Sterne sind wohlverdient! So sollte ein Wochenende in Brüssel aussehen! Die Autorin kann dieses Hotel wärmstens empfehlen, zumal sie kurz zuvor in einem anderen Hotel in Brüssel wohnte, ebenfalls Business – sie verließ Brüssel mit einem wirklich schlechten Gefühl, dass die Stadt nicht verdient und nicht nötig hat!
Atomium – Intersection-Ausstellung, Death-Ride, Kinderkugel zum

Übernachten für Schulklassen

Verwöhnt „nach Strich und Faden“ fängt der Samstag des Brüssel-Weekends dann wirklich gut gelaunt an: Das renovierte Atomium steht „auf dem Programm“. Es ist das Wahrzeichen von Brüssel und sollte eigentlich nach der Weltausstellung von 1958 zerstört werden, aber das Eisenmolekül, das es darstellt, hatte schon die Herzen der Europäer gewonnen. Kürzlich renoviert, erstrahlt es in neuem Glanz. Es nimmt einen total in den Bann, wenn man zu seinen Füßen sitzt in dem Café und sich die großen silbernen Kugeln anschaut: Ehrfurcht erregend, besonders, wenn sie in der Sonne glitzern!

Grundschüler können hier schon einmal den kleinen „Einstein“ in sich entdecken: in einer der großen Kugeln können Schulklassen sich einmieten für ein Wochenende. In Schlafkugeln, einem Regenmolekül nachempfunden, können sie und ihre Lehrer für 25 Euro übernachten, inclusive Abendessen, Frühstück und Führung am nächsten Morgen: kleine Entdeckernaturen werden hier zu Höhenflügen geführt oder haben einfach nur Spaß.

Eine aktuelle Design-Ausstellung im Atomium entzückt die Sinne der erwachsenen Besucher – zusätzlich zu den überwältigenden Eindrücken, die das Atomium als solches schon bietet: Rolltreppen, Aufzüge, Panorama von Kugel zu Kugel.

Nicht nur für gestresste Manager, deren Leistungsgrenze anderenorts noch zusätzlich mit Survival-Kursen in Höhen katapultiert werden soll, werden im Atomium „Death-Rides“ angeboten – näheres zu erfragen bei yvonne.boodts@atomium.be. Filme unter YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=9bqG7LQMScE.

Yvonne mailte mir am 13.9.10: „Der Death-Ride findet diesen Freitag nochmals statt, und am autofreien Sonntag (der 19. September). Es könnte sein, dass man sich auch am Samstag „abseilen“ lassen kann, aber ich warte noch auf Bescheid von unserem Direktor.

Yvonne erzählte auch, dass Brüssel die „Hauptstadt der JunggesellInnen“ sei, die sich alle in den vielen Kneipen kennenlernten – die arbeitssamen EU-Angestellten!

„Otto-NormalverbraucherIn“ winkt als Belohnung vom „Trepp-auf-Trepp-Ab“ ein Mittagessen von ausgesuchten Köchen im Restaurant in der obersten Kugel mit Panoramaview – erreichbar durch einen Speed-Aufzug. Den leichten Schwankschwindel, ein leichtes Hin- und Herpendeln, dem jedes höhere Gebäude unterliegt, begegnet man mit einem Apéro vor dem Menue: Santé: Auf ihr Wohl –Santé et á la vôtre!

Extrem empfindliche Menschen kann beim Durchwandern der Molekül-Kugeln ein leichtes Unwohlsein beschleichen wegen der natürlichen Schwankdynamik, die alle höheren Gebäude haben, aber dem kann durch Verlassen des Atomiums sofort abgeholfen werden.

Im Atomium befindet sich auch eine ständige Ausstellung, die die Weltausstellung von 1958 präsentiert mit all dem Glanz und Gloria, aber auch ein Film wird gezeigt von den Arbeiten zum Atomium, wo die Arbeiter noch ohne jegliche Sicherung bei Wind, Eis und Kälte (im Winter bei Eis und Schnee) das Wahrzeichen montierten. Die Hostessen der Weltausstellung wurden Ehrenbürgerinnen – die Arbeiter bestimmt auch – nähere Auskünfte müssten noch eingeholt werden. Beim Atomium gibt es noch ein kleines Minidom, Europa in Miniaturformat. Auch lädt ein schöner Park rund um den königlichen Palast zum Spazieren ein.

Fashion-Viertel – Boutiquen um die Rue Antoine Dansaertstraat

Das Brüssel-Wochenende ist zeitlich knapp und so schließt sich nach dem Mittagessen direkt ein Bummel im Fashion-Viertel um die Rue Antoine Dansaertstraat an, ein unscheinbares Viertel mit sehr vielen schicken, hochwertigen Avantgarde-Boutiquen. Zum Shopping kann man sich die Musicproducerin und Fashionvictim Linda van Waesberge, „mieten“ als „personal shopper“ – eine sehr charmante, stylische belgische Frau, die einen freundlich und zielsicher durch das Labyrinth der Strassen von Highlight zu Highlight führt, ob maßgeschneidert für den Mann oder Marcel, die In-Kinderboutique – der Bummel nimmt an Charme vorbei an In-Cafés von Shop zu Shop zu. Wie beim Bau des Atomiums: nur etwas für Männer „ohne Nerven“, wenn sie ihre Frauen geduldig begleliten – sie kommen auch nicht modemässig zu kurz. Es sind wirklich entzückende Boutiquen mit noch bezaubernderen Inhaberinnen, so in dem Dessous-Laden Mademoiselle Jean – die Inhaberin sieht selbst aus wie eine Pin-Up-Ikone und ihre Wäsche lockt alle „aus der Reserve“; oder der Hochzeitskleid-Shop in der Johanne-Riss-Boutique. Johanne Riss sieht aus wie Jannis Joplin, nur life und clean. Auch ihre anderen Kleider sind einzigartig an „Leichtigkeit des Seins“, fließende Stoffe in noch schöneren Pastellfarben, aber auch das „kleine Schwarze“ ist dabei. Um den anderen, nicht minder interessanten und wichtigen Couturiers nicht Unrecht zu tun, sollte man bei Linda um Führung bitten.

Falls die Füße weh tun, empfiehlt es sich, ein Leihrad zu mieten, die an fast allen Strassenecken stehen.

Design-Flohmarkt im Tour et Taxis-Lagerdepot

Nach einer schönen Nacht im Himmelbett des Hotels Sofitel Le Louise – nach Schlemmen von Kaninchenbraten und Gaufre (belgische Waffel) nebst „Absacker“-Westvleteren (Trapistenbier, angeblich das beste und teuerste) im Hotelgarten des Sofitel geht es am nächsten Morgen für den/die Design-FreundIn zwingend zu Tour et Taxis, einem zweimal im Jahr stattfindenden Design-„Flohmarkt“ in einem ehemaligen Lagerdepot im Gare du Nord-Bezirk. Hier geben sich Anbieter aus ganz Europa ein „Stell-Dich-ein“.

Magritte-Museum

Ein daran anschließender Besuch des Magritte-Museums in Brüssel rundet dieses an Eindrücken sehr reichhaltige Wochenende gelungen ab. Nicht nur die Exponate von Magritte auf drei Etagen, sondern auch ein Film über sein nicht einfaches Leben gibt einen tiefen Einblick: Ceci n’est pas une pipe!
Ein Wochenende mit einmal ganz anderen Eindrücken – kleine Fluchten!
Brüssel hat natürlich auch „zwei Seiten der Medaille“, wie alle Großstädte, aber hier geht es einfach einmal um Abspannen und Genießen und Tipps, wie man ein Wochenende gestalten kann.

Anfahrt

Von Brüssel-Bewohnern gelobt ist die zentrale Lage: von Berlin aus schnell in einer Stunde mit Brussels Airlines erreichbar, http://www.brusselsairlines.com – von Köln und anderen deutschen Destinationen auch in weniger als zwei Stunden mit dem Hochgeschwindigkeitszug Thalys mit viel gelobtem Komfort!
Für ein noch ausgetüftelteres weiterführendes Programm, z.B. Antwerpen, die Diamantstadt oder Brügge empfehle ich, sich an Tourismus Flandern-Brüssel, Cäcilienstr. 46, 50667 Köln zu wenden.

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