Biathlon-WM: Dicke Handschuhe im Gepäck und viel Optimismus – Deutsche Medaillenaussichten in beiden Teams

Biathlon - Athlet bei der Winterolympiade in Salt Lade 2002. Quelle: Pixabay, gemeinfrei. CC0 Public Domain

Davon wollen sich die deutschen Skijägerinnen und Skijäger aber nicht beirren lassen. Zwar hält Frauen-Trainer Gerald Hönig den Ball bewusst flach, wenn er auf vier WM-Neulinge verweist und in den Einzelrennen Top-Acht-Ränge als Vorgabe öffentlich verkündet. Die Podestplätze im Weltcup seit Januar durch Laura Dahlmeier, Franziska Hildebrand und Franziska Preuß verraten indes, dass mehr möglich sein könnte. Und dem Vernehmen nach seine Schützlinge in den Staffeln die größten Medaillenchancen sehen.

Im Laufen und Schießen um die Einzel-Titel gelten die im Weltcup dominierenden Kaisa Mäkäräinen (Finnland), die dreifache Olympiasiegerin Darja Domratschewa (Weißrussland) und Veronika Vitkova (Tschechien) als erste Anwärterinnen.

Breiter gefächert ist das Favoritenfeld bei den Männern. Da dürfte fast ein Dutzend für WM-Gold in Frage kommen. An erster Stelle der Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade. Doch nicht nur der deutsche Saisonaufsteiger Simon Schempp (drei Weltcupsiege nacheinander im Januar) ist dem schnellen Franzosen auf den Fersen. Da ist die starke Norge-Crew mit Emil Hegle Svendsen, Altmeister Ole Einar Bjoerndalen und den Boe-Brüdern, da ist der Slowene Jakuv Fak, die Russen mit den Staffel-Olympiasiegern Anton Shipulin und Jewgeni Garanitschew, die Österreicher mit Simon Eder oder Dominik Landertinger”¦

Männer-Bundestrainer Mark Kirchner ist zuversichtlich, dass die olympische Erfolgsquote vom Vorjahr in Sotschi übertroffen wird. Dort vermieden die Staffel und Erik Lesser (Einzelrennen) mit jeweils Silber die ansonsten medaillenlose Bilanz der Biathlon-Sparte. Kirchner ist kein Freund von bezifferten Medaillenprognosen. Doch die Entwicklung in diesem Winter nicht nur von Schempp stimmt den Thüringer zuversichtlich und so sagt er denn auch: „Die Jungens haben in den zurückliegenden Wochen gezeigt, dass sie es können und so wollen wir in jedem Wettbewerb um die Medaillen mitkämpfen.“

Die mühsame Wiederkehr des Michael Rösch Medaillen waren auch für Michael Rösch einst das Ziel, wenn er bei Welt-Titelkämpfen antrat. Doch der 31-Jährige Sachse startet in Finnland nicht für schwarz-rot-Gold, sondern nun für schwarz-gelb-Rot. Statt für die deutschen Farben nun für Belgien.

Für ihn wäre der Neufanfang ein Erfolg, wenn er unter den Top 20 landen würde.

2006 stand er als Jüngster in der deutschen Olympiasieger-Staffel und vor einer glanzvollen Karriere. Zeigte danach als etablierter Athlet in der Nationalmannschaft und im Weltcupzirkus mal herausragende und mal schwächere Leistungen. Nach Hausbau und Trennung von der Lebensgefährtin aber verlor er ein wenig den Fokus. Konnte sein lockeres Mundwerk wohl auch gegenüber den Verbandsverantwortlichen nicht im Zaum halten. Und wurde aus dem Fördersystem des Nationalteams „aus sportlichen Gründen“ 2011 entlassen”¦

Doch der Sohn des DDR-Olympiasiegers Eberhard Rösch wollte sich und der Umgebung beweisen, dass er noch nicht am Ende seiner Karriere war. So beantragte er den belgischen Pass und gab die sichere berufliche Laufbahn bei der Bundespolizei auf! Sein Traum, für Belgien in Sotschi dabei zu sein, erfüllte sich nicht. Erst 2014 kam der Pass und so feierte er im Dezember letzten Jahres nach rund 1000 Tagen Pause die Rückkehr in den Weltcup. Mit Rängen anfangs um die 60 in Östersund arbeitete er sich in die Regionen um 40 vor und verfehlte in Oslo nur knapp die Top 20.

„Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer würde, zurückzufinden zu früheren Platzierungen“, erklärte er. Unterstützung erhält er vom belgischen Verband, von Sponsoren, vom Vater sowie zeitweilig von Trainer Klaus Siebert. Ein Manager hilft ihm, das Umfeld zu organisieren, zu dem mittlerweile auch
Betreuer (Wachstechniker, Physio) und ein als Wachsfahrzeug umgebautes Mobil bei Wettkämpfen gehören.

Die Zeiten, als er sich mit zwei ebenfalls ausgemusterten Norwegern im Team „Fischabfall“ fit hielt, sind vorbei. Aber ob er jemals wieder in die Top Ten bei Weltmeisterschaften oder im Weltcup landen wird, steht in den Sternen. Immerhin hat er erkannt, dass bei seinem Ausschluss „beide Mitschuld hatten. Es lag auch an mir.“

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