BER-Flughafen-Desaster 2012 – Pannen bei den Planern und ausführenden Unternehmen

Nicht zur journalistischen Einsicht kommen die Logistik-Pläne, in denen Termine, Verantwortlichkeiten und Budgets für die Realisierung der geplanten Schritte dargestellt sein müssten, z.B. nach dem seit zwei Generationen an den Hochschulen gelehrten Software-System Super-Project-Expert. Auf das technische, wirtschaftliche und organisatorische Controlling ist im heutigen industriellen Service-Zeitalter der entscheidende Fokus zu legen. Termine und Kosten bestimmen den Wettbewerb.

Möglicherweise liegen die Ursachen des BER-Desasters auch darin, dass Vergabe-Grundsätze und Realität krasse Diskrepanzen aufweisen: Den Auftrag erhält der kostengünstigst Anbietende; nicht angebotene Leistungen werden bei Projektabwicklung als Regieleistung verrechnet. Regieleistungen kosten aber nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Mögliche Fehler bei der Abschätzung des Zeitbedarfs entstehen also bereits im Angebotsstadium.

Alle konkurrierenden Anbieter lassen Kosten- und Zeittreiber aus dem Angebotsspektrum weg, wenn die Möglichkeiten zur Abrechnung über Regieleistungen gegeben sind. Die Angebotsprüfer verlassen sich vielfach auf den Sachverstand der Anbieter, denen sie fachlich meist unterlegen sind und die außerdem ihre Angebote – oft sogar inoffiziell und unerlaubt abgestimmt – ähnlich in Form und Inhalt abgeben. Für den seltenen Fall eines Flughafenneubaus wie beim BER fehlt bei den behördlichen Auftraggebern eben leider meist der erforderliche Sachverstand; es sei denn er wird in ausreichendem Maße extern geordert (so hatte z.B. beim Bau des superlangen Stadt-Autobahntunnels in Berlin-Neukölln das Controlling der Berliner Fa. Tepasse für die Termineinhaltung gesorgt).

Gründliches, begleitendes Controlling kann allerdings dafür sorgen, Planungsmängel konkret aufzudecken und hierdurch vorbeugende, abschreckende Wirkung zu entfalten. Vertragsstrafen bei Terminverzug und fehlerhafter Planung sind ebenso wirksam. Der Einsatz von Avalkrediten zur Absicherung der Bauvorhaben ist hierfür vielfach erprobt.

Nicht der Aufsichtsrat hat die Verzögerungen und Verteuerungen zu verantworten, sondern die Planer und die ausführenden Unternehmen! Oder sind Platzek und Wowereit neuerdings auch die BER-Bauleiter?

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