Opernabend
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft – die amtierenden Europameisterinnen – hielt sich an die Regel. Sie konnte sich nach dem Erfolg in der Slowakei beruhigt auf ihren Opernabend in der Wiener Staatsoper freuen. Denn nach dem 6:0 (1:0) in Zilina gegen die Auswahl der Slowakei, dem vierten klaren Sieg im vierten Qualifikationsspiel, nähert sich die Auswahl von Silvia Neid mit einer Bilanz von 32:0 Toren mit großen Schritten der WM-Endrunde 2015 in Kanada. Die Bundestrainerin, für die mit der Mannschaft am Tag nach der Rückkehr ins Wiener Teamquartier am Sonntagabend die Aufführung der "Zauberflöte" anstand, sagte nach dem Ende der Partie:
Nicht immer präzis
"Wir haben uns teils sehr schwer getan, vor allem in unserem Kombinationsspiel, in unserer Kombinationssicherheit, Präzision war nicht immer vorhanden". Aber: "Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Sechs Tore muss man erst mal schießen gegen solche Mannschaften." Ziemlich schick gefönt und damenhaft gestylt verließen die jungen Nationalspielerinnen das Hotel "Le Meridien Vienna" und spazierten über die berühmte Ringstraße zur Wiener Staatsoper. An der Staatsoper gab es im Premiere-Abo "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart. Seit der Eröffnung des Hauses 1869 mehr als 1000 Mal gegeben kann Wolfgang Amadeus Mozarts Oper auf eine reichhaltige künstlerische Tradition zurückblicken.
Smaragdgrün
Uraufgeführt anno 1791 im Freihaustheater auf der Wieden zählt das Werk zu den meistgespielten Opern im internationalen Repertoire und kann gerade durch den Dualismus von scheinbarer Einfachheit und musikalisch tiefem Ausdruck stets aufs Neue faszinieren. Fasziniert vom Glanz der Staatsoper und den ungewohnten Klängen bezeugten die Spielerinnen extrem viel Freude und Entspannungsfeeling. Nadine Keßler hatte tags zuvor sehr früh mit ihrem Kopfballtor (8.) die Weichen auf Sieg gestellt, sorgte auch mit dem zweiten Kopfballtor für das zwischenzeitliche 4:0 (83.), sie erschien zur Oper festlich gekleidet mit smaragdgrüner Seidenbluse und Interviewerin Annette Seitz (DFB) nutzte Keßlers selbstbewußte Ausstrahlung für einen Small-Talk für die Fans zu Hause auf dfb-tv- Nadine Keßler zeigte sich beeindruckt: "Das war wirklich sehr schön und eine tolle Abwechslung. Wann bekommt man schon mal die Möglichkeit, in der Wiener Staatsoper eine Aufführung zu sehen?"
Kapriziöse Mode
Ebenfalls einen Treffer im Quali-Match gegen die Slowakei konnte die eingewechselte Alexandra Popp (84.). beisteuern. Darüber hinaus trafen Dzsenifer Maroszan (87.) sowie zweimal die 100 Spiele Jubilarin Anja Mittag (58./65.). Kaum zu glauben, aber Anja Mittag war an diesem festlichen Abend so locker wie noch nie, ihr Outfit zeigte Anjas Faible für kapriziöse Mode. Seit ihrem Sprung in die Wahlheimat Schweden entwickelte sie ihren selbstbewussten Stil, den sie auch in wichtige Tore umzumünzen gelernt hat. Etwas mehr aufgebrezelter, so wie gewohnt, erschien Fatmire Bajramaj in Begleitung mit einer wie immer gut aufgelegten Vereinskameradin Célia Sasic. Fatmire Bajramaj hatte im hochmodern ausgestatteten MSK-Stadion Zilina in der nordwest-slowakischen Stadt Zilina (deutsch Sillein oder Silein, ungarisch Zsolna, polnisch Å»ylina, lateinisch Solna) eine sehr gute Partie abgeliefert und gehörte neben der Wolfsburgerin Keßler zu den Besten auf dem Feld.
Deutsche Null verteidigt
Für die Frankfurterin war es wie für die meisten jungen Damen der Nationalmannschaft der erste Opernbesuch ihres Lebens. Anja Mittag, die mit ihrem Verein LdB FC Malmö vor kurzem gegen ihre Wolfsburger Nationalmannschaftskolleginnen aus der Königsklasse ausgeschieden war, stand schon vor der Begegnung gegen die Slowakei im Fokus, da das vorletzte Länderspiel des laufenden Kalenderjahres zugleich ihr 100. DFB-Einsatz war. Auch für Almuth Schult war die Partie in Zilina eine besondere. Wie im Vorfeld in Absprache mit Neid und Angerer beschlossen hütete die Nummer eins der Grün-Weißen in Abwesenheit Nadine Angerers diesmal das Tor und hatte dabei keinerlei Mühe, die deutsche Null in der Gruppentabelle zu verteidigen. Obgleich die Slowakinnen den Rekordweltmeister überhaupt nicht forderten, fiel der Neid-Elf die Pflichtaufgabe jedoch keineswegs leicht.
Mit den Haarspitzen
Die Führung durch Keßler, die einen Freistoßball mit den Haarspitzen ins lange Eck verlängerte, war in einem mageren ersten Durchgang fast der einzige Höhepunkt. Wesentlich unterhaltsamer war Abschnitt zwei, in welchem ab der 55. Minute auch die spürbar belebende VfL-Stürmerin Alexandra Popp mitmischen durfte. Als sie per Kopf ihr 21. Länderspieltor erzielte, hatte Teamkollegin Keßler – ebenfalls mit einem Kopfball – gerade zum zweiten Mal geknipst. Ohnehin war es vor allem einem starken Schlusslauf geschuldet, dass der nie gefährdete Auswärtssieg noch deutliche Ausmaße annahm. Nicht mit dabei waren Lena Goeßling und Luisa Wensing, die beide verletzungsbedingt hatten absagen müssen
Tweets von Angerer
Nichts desto trotz twitterten die zu Hause gebliebene Lena Goeßling aus der Autostadt und Nadine Angerer aus dem fernen Australien – genauer gesagt Brisbane – um so mehr mit der Mannschaft, vor und nach dem Spiel sowie anläßlich des Besuchs in der Wiener Staatsoper. Die Tweets von Angerer kreiselten um die Welt, während Almuth Schult nicht allzu viel gefordert wurde. Dirigent Christoph Eschenbach übertrumpfte an diesem Opernabend mit seinem Spiel das Spiel der jungen Frauen vom Vortag an Intensität. In einem nicht mitreißenden, aber klar überlegen geführten Spiel gegen die tief stehende Nummer 41 der Welt fehlte es dem deutschen Team nach der frühen Führung durch Nadine Keßler zunächst an Ideen und Bewegung. Die Oper Inszenierung zeigte wohl mehr Brisanz.
Neue Erfahrung
Die Anlaufschwierigkeiten, die die DFB-Auswahl bereits vor rund drei Wochen gegen Kroatien (4:0) gezeigt hatte, ließen auch die Spielerinnen ein wenig hadern. "Eine Ursache könnte sein, dass es ein langes Jahr war, gerade mit der EM im Sommer, und viele vom Kopf her müde sind", bemerkte in Paris lebende Innenverteidigerin Annike Krahn: "Aber das soll keine Entschuldigung sein. Der Besuch in der prachtvollen Wiener Staatsoper bildete eine willkommene Abwechslung. "Ich freue mich, dass wir diese Gelegenheit bekommen. Das erweitert den Horizont, für mich und viele andere Spielerinnen ist das eine neue Erfahrung", fuhr die groß gewachsene Verteidigerin fort, die seit zwei Jahren bei St. Germain Paris (PSG) Fußball spielt.
Märchenhaft
Krahn kündigte auf dem Trainingsplatz nähe des legendären Wiener Ernst-Happel-Stadion – vormals Prater Stadion – an: "Am Mittwoch wollen wir uns gegen Kroatien steigern." Dann bestreitet der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister in Osijek im Osten Kroatiens zum Abschluss des erfolgreichen EM-Jahres das Rückspiel gegen die Kroatinnen (ab 15 Uhr, live im ZDF). Nach zwei weiteren Trainingseinheiten in der österreichischen Landeshauptstadt, wo das DFB-Team aus logistischen Gründen Station machte, flog der Tross am Dienstagvormittag nach Kroatien. Für unsere Fußballerinnen, die uns sicher lesen werden, und für die vielen Fans ohne jegliche Opernerfahrung schildern wir in Kurzform das märchenhafte Geschehen auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Wir empfehlen sich auf youtube.com einmal die Musik von Mozart anzuhören. Die Zauberflöte gibt es in hunderten von Versionen im World Wide Web.
Papageno und Pamina
"Von einer riesenhaften Schlange verfolgt sieht der junge Prinz Tamino bereits sein Ende nahen. In dem Moment, in dem er bewusstlos zusammenbricht, tauchen drei rätselhafte Damen auf und töten das Untier. Doch bevor der junge Mann wieder erwacht, verlassen sie den Schauplatz und eilen zu ihrer Herrin – der Königin der Nacht. Als Tamino wieder zu sich kommt, betritt der Vogelmensch Papageno die Szene. Dieser gibt vor, die Schlange selbst getötet zu haben – drohend nähern sich wieder die drei Damen und überführen Papageno der Lüge. Zur Strafe bekommt er ein Schloss vor den Mund gehängt. Tamino übergeben sie ein Bildnis von Pamina, der Tochter der Königin.
Der Prinz ist sogleich verliebt und verspricht der daraufhin erscheinenden Königin, Pamina aus den Händen Sarastros, der sie geraubt hat, zu befreien. Papageno, dem das Schloss wieder abgenommen wurde, wird verpflichtet, den Prinzen zu begleiten. Drei regelmäßig auftauchende weise Knaben sollten den beiden ebenso zur Seite stehen wie ein Zauberglockenspiel und eine Zauberflöte. Papageno, der von Tamino vorausgeschickt wurde, trifft sehr bald auf Pamina, die auf ihrer Flucht eben vom bösen Sklaven Monostatos gefasst wurde. Papageno gelingt es, Monostatos in die Flucht zu schlagen und Pamina für den Prinzen zu gewinnen. Als sie sich davon machen wollen, werden sie von Sarastro und seinem Gefolge überrascht. Tamino, der die Güte und die geistige Überlegenheit Sarastros erkennt, wechselt die Seite und schließt sich ihm an.
Um ein vollwertiges Mitglied der Priesterschaft zu werden, muss er aber – zusammen mit Papageno – mehrere schwere Prüfungen bestehen. Tamino gelingt es, alle Proben vorbildlich zu meistern und darf zum Lohn an die Stelle Sarastros als oberster Priester treten und Pamina heiraten. Papageno, der nicht so erfolgreich war, wird dennoch mit einem ihm gleichwertigen Weibchen – Papagena beglückt. Die nach Macht gierende Königin und ihre Gefolgschaft ist besiegt."
So spielten sie:
Slowakei – Deutschland 0:6 (0:1)
(WM-Qualifikation: 23.11.2013 – 14.00 Uhr – Stadion MSK Zilina, Slowakei
Slowakei: Mary KorenÄiová – Patricia Fischerova, Lucia HarÅ¡ányová, Lenka Mravíková, Andrea Vrabcová ( Patricia Hmirova, 62.)- Alexandra Bíróová, Lucia OndruÅ¡ová – Lucia Å uÅ¡ková ( Petra Zdechovanova, 59.), Veronika Klechová, Dana Fecková – Diana Bartovicova – Trainer Zsolt Pakusza
Deutschland: Almuth Schult – Bianca Schmidt, Annike Krahn, Saskia Bartusiak, Leonie Maier – Nadine Keßler, Melanie Leupolz ( Alexandra Popp, 54.) – Anja Mittag, Dzsenifer Marozsán, Simone Laudehr ( Fatmire Bajramaj, 54.) – Célia Sasic ( Sara Däbritz, 74.) – Trainerin Silvia Neid
Tore: 0:1 Keßler (8.), 0:2 Mittag (57.), 0:3 Mittag (65.), 0:4 Keßler (83.), 0:5 Popp (84.), 0:6 Marozsán (87.)
Schiedsrichterin: Elia Martinez (Spanien)
Zuschauer im MSK-Stadion Zilina : 1.128
TV-Zuschauer bei der ARD: 1.400.000