Der neue Name ist so lang, weil die Daimler AG mit Sitz in Stuttgart einerseits die bei Massen bekannteste Konzern-Marke Mercedes-Benz bewerben will und andererseits die Mercedes-Benz Arena ein Fußballstadion in Stuttgart ist, in der vor allem der fünffache Deutsche Meister im Männerfußball VfL Stuttgart in letzter Zeit meist schlecht und selten gut spielte.
Hochsommerliche Temperaturen lockten am Samstagnachmittag viele Hauptstädter ins Freie, vor allem an die Berliner und Brandenburger Seen, doch immerhin 6.570 Zuschauer ans gefrorene Wasser der hohen Halle an der Spree, ins Umland, wo der siebenfache Deutsche Meister im Eishockey Eisbären Berlin in der Champions Hockey League (CHL) genannten Veranstaltung auf den ZSC Lions aus Zürich traf.
Eishockey im Hochsommer ist nicht jedermanns Sache und CHL, die keine Liga der Meister (Champions) sondern der Möchte-gern-Mitmacher ist und den Flop European Hockey League ablöste, auch nicht. Als erster Sieger der CHL darf übrigens der ZSC Lions gelten, der die Pleiten-Pech-und-Pannen-Saison 2009/10 gewann. Geldmangel und andere Unzulänglichkeiten beendeten die Miss- und Kopfgeburt CHL nach nur einem gescheiterten Versuch. Vier Jahre folgten mit einem Turnier unter dem Titel European Trophy und seit letztem Jahr läuft wieder ein wundersamer Wettbewerb unter dem Kürzel CHL, bei dem sich Mannschaften aus Deutschland als zu schlecht für die anderen aus Nord- und Zentraleuropa herausstellten.
Das ist auch am Sonnabend so. Zwar kassieren die Züricher anfangs gleich drei Zeitstrafen, in denen die Berliner oft in der Angriffszone zu sehen sind, doch das gute Aufbauspiel wird schlecht abgeschlossen. Besser machen es die Gäste, für die Roman Wick zum 1:0 trifft (9.). Zwei Minuten später schießt Verteidiger Jonas Siegenthaler durch die Beine des Berliner Torhüters Petri Vehanen und trifft zum 2:0. Ein Dutzend Minuten sind rum, schon skandieren die rund 100 Fans der Gäste „Auswärtssieg“. Das Ansinnen unterstreichen die Löwen und beißen wieder zu. Erneut ist es Wick, der ins Tor trifft (19.). Sah Vehanen beim 2:0 nicht gut aus, so sieht er beim 3:0 schlecht aus.
Die Eisbären scheinen gefrustet bis angefressen. Barry Tallackson kassiert eine Zwei-Minuten-Strafe wegen Beinstellens, ein lustloses Foul, und auch André Rankel muss in die Kühlbox, weil er Eishockey mit Stierkampf verwechselt (20.). Chris Baltisberger von den Lions, der den Schaukampf verursachte, muss allerdings doppelt so lange draußen bleiben.
Auch weil Moris Trachsler zwei Strafminuten kassiert (25.), kommen die Hausherren, bei denen dennoch viel Stückwerk bleibt, zurück ins Spiel. Bei einem erneuten Überzahlspiel, Severin Blindenbacher wird wegen Hakens für zwei Minuten vom Eis geschickt, gelingt dem Gastgeber das erste Tor. Marcel Noebels trifft nach Vorarbeit von Neuzugang Micki Dupant, einem alten Bekannten in Berlin, zum 1:3 (33.). In der Folge verlassen wieder einige Spieler das Eis: Bruno Gervais (33.), Darin Olver (37.) und Frank Hördler (38.) bei den Eisbären, Fabrice Herzog (38) beim ZSC.
Als Olver die Strafbank verlassen darf, rennt er zielstrebig los Richtung Gästetor, erhält von Jonas Müller den perfekt gepassten Puck, läuft weiter, schiesst dem Schweizer Eishockeytorwar Lukas Flüeler durch die Beine und trifft zum 2:3 (29.). Bei den Berlinern wirkt das wie eine Befreiung. Erneut spielen die Eisbären schnell und geradlinig, doch der Ausgleich will nicht gelingen (40.). Noch nicht.
Das letzte Drittel bekam mit einem Paukenschlag, denn Dupont erzielt nach Zuspiel von Olver keine Minute nach Spielbeginn den viel umjubelten 3:3-Ausgleich (41.). Shuhei Kuki, ein Japaner in der Mannschaft der Eisbären, läuft alleine auf Füeler zu und schießt vorbei (46.). Die Eisbären drängen auf die Führung (48.), doch die Gäste erzielen sie erneut (49.). Baltisberger lässt sich als Torschütze feiern.
Wick muß wegen Stockschlags gegen Vehanen vom Eis (50.). Eine Fehlentscheidung. Auch Rankel sieht sich auf der Strafbank wieder wie Gästespieler Mathias Seger nach einer Rauferei (52.). Wieder ist viel Platz auf dem Eis. Kris Foucault nutzt seine Möglichkeit und erzielt das 5:3 für Zürich. „Danke, Schiri, Danke“, rufen Berliner Fans. Der Drops ist gelutscht. Der Konter-Treffer von Patrik Bartschi zum 6:3-Endstand ist nur noch Kür.
Der von den Fans der Gäste geforderte Auswärtssieg erscheint wie ein Pflicht- und Arbeitssieg des Besseren, dem Schweizer Vizemeister ZSC Lions aus Zürich. Die Berliner Eisbären wirken im Grunde – trotz toller Aufholjagd – nicht gut genug.