Zoff unterm Zuckerhut – Noch verweigert Beachvolleyball-Star Juliana die Zusammenarbeit

Juliana (30) gewann im Vorjahr mit Kollegin Larissa nicht nur den Grand Slam-Wettbwerb in Berlin. Sie war Weltmeisterin 2011, kassierte weitere WM-Medaillen, Bronze bei der olympischen Konkurrenz 2012 in London und war mit Partnerin ein Jahrzehnt neben den Amerikanerinnen Misty May-Treanor/Kerri Walsh das bestimmende Duo des Welt-Beachvolleyballs.
Emanuel (40) ist der erfolgreichste Beachvolleyballer aller Zeiten – mit drei verschiedenen Partnern Weltmeister, holte bei fünf olympischen Starts eine komplette Medaillenkollektion (Gold 2004, Bronze 2008, Silber 2012) und wurde mit Auszeichnungen und Ehrungen überschüttet.

Da Teamgefährtin Larissa ihre Karriere im Vorjahr beendete, wollte Juliana die nacholympische Saison mit Fernziel Olympia bei den kommenden Heimspielen Rio de Janeiro in Angriff nehmen. Und wurde demzufolge in den entsprechenden Kaderkreis 2016 berufen. Erschien aber zur offiziellen Präsentation "aus privaten Gründen" nicht. Was der Verband als Affront betrachtete und sie nicht für die ersten Weltturniere nominierte.

Was in Brasilien die Gemüter erhitzte. Dann gab es einen Kompromiss, Juliana sollte ihre Wiederkehr in den sandigen Netz-Zirkus in Den Haag an der Seite von Maria Antonelli feiern. Doch die eigenwillige 1,77 m große Topathletin bestand darauf, mit ihrem eigenen Betreuerstab (vier bis fünf Personen!) anzureisen. So, wie es davor üblich war.

Doch der Verband will in Vorbereitung auf die ersten Olympischen Spiele in Südamerika die Kräfte bündeln. Alle Kandidaten sollen im nationalen Olympic-Center in Rio unter einem ausgewählten Trainerkreis arbeiten. Sechs Frauenduos und acht Männerpaare gehören zur Nationalmannschaft und erhalten monatlich bis zu 12 000 Euro. Dazu kommen Kost und Logis, qualifizierte Trainingsanleitung, ärztlicher Service gratis sowie bei den Topstars noch Sponsoreinkünfte!

Julianas Ansinnen, sich in Den Haag vom eigenen Personal begleiten zu lassen, wurde getreu dem Motto:"Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt auch die Musik" abgelehnt. Und sie wurde kurzfristig vom Turnier in den Niederlanden abgemeldet.

Frauen-Cheftrainer Marcus Miranda ist über diese Konstellation nicht gerade erfreut. Aber er sagt: "Die Tür für Juliana zur Rückkehr ist jederzeit offen. Doch sie sollte akzeptieren, dass die neuen Spielregeln für alle gelten. Denn die haben das Ziel, das Beste für unseren Verband und für Brasilien im olympischen Medaillenkampf herauszuholen."

Was dem jederzeit eloquenten Emanuel widerfuhr, wurde teilweise als Majestätsbeleidigung interpretiert. Der Betroffene sieht die Sache allerdings viel entspannter und sachlicher: Nachdem die Ergebnisse vor allem in diesem Jahr schwächer als gewohnt – noch kein Triumph auf der globalen Tour – ausfielen. Das Spiel stagnierte und die Gegner sich optimal auf sie eingestellt haben, habe man sich im Kreis mit Trainern und Akteuren ausgetauscht, so der Mann aus Curitiba: "Es kam der Vorschlag, im Sinne des angestrebten Erfolges die Paare neu zusamen zu stellen. Alle waren einverstanden."
Am Freitag schied er mit Kompagnon Alison im Viertelfinale des Berliner Grand Slams gegen die spanischen Europameister Herrera/Gavira aus, was Rang neun bedeutet.

Und so wird er also die beiden nächsten Weltturniere in Moskau und Peking mit dem 23-jährigen 2,10-m-Mann Evandro als Blockspieler angehen. Sein Partner Alison, 2,03 m, 106 kg, 27 Jahre, wird indessen mit Evandros sonstigen Abwehrhelfer Vitor Felipe, 22, 1,92 m, versuchen, auf die Erfolgsstraße zurückzukehren.

"Eine ganz normale Angelegenheit im Beachvolleyball. Es gilt, neue Motivation frei zu legen, sich taktisch und spielerisch neue Möglichkeiten zu erschließen. Und dabei noch jüngeren Mitspielern helfen, ihr Potenzial im Hinblick auf möglichst starke Teams für 2016 zu erweitern", erklärt Emanuel, Superstar, Vorbild und Botschafter seines Landes.

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