Berlin, Deutschland (Weltexpress). Alexander Haneke erinnert in „Frankfurter Allgemeine“ (FAZ, 20.11.2020, S. 8) an den 20. November 1945.
Es ist zwar bereits 17 Jahre her, aber die Brisanz bleibt. In der FAZ vom 16. März 2003, Nr. 11, S. 21 hat Lorenz Jäger das Buch von H.K. Thompson und Henry Stutz „Doenitz at Nuremberg: A Re-Appraisal (Amber Publishing,New York 1976) rezensiert. Er nennt es „das nicht nur unbekannteste, sondern auch gefährlichste.“
Auch wenn es in diesem Buch „nur“ um die Verurteilung des Großadmirals Karl Dönitz zu zehn Jahren Haft durch das Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal gehe, die von etwa 400 höchsten alliierten Offizieren und auch Politikern abgelehnt wird, so erführe man auch, warum John F. Kennedy zu den entschiedensten Kritikern der Nürnberger Prozesse gehörte. Den einzelnen Stellungnahmen für Dönitz sind Auszüge aus Kennedys Buch „Profiles in Courage“ (Harper & Row, New York 1956, S. 215-219) vorangestellt. Darin zitiert dieser mehrfach zustimmend Senator Robert A. Taft aus Ohio zusammengefasst so: „Nürnberg, so beharrte der Senator aus Ohio, war ein Schandfleck für die amerikanische Verfassungsgeschichte und eine gefährliche Abkehr von unserem angelsächsischen Erbe fairer und gleicher Behandlung, einem Erbe, das dieses Land zurecht in der Welt Achtung verschafft hat. ,Wir können nicht einmal unserem eigenen Volk die gesunden Prinzipien von Freiheit und Gerechtigkeit lehren.‘“
Im Beitrag von Alexander Haneke ist von diesem Denken auch im Ansatz nichts zu spüren. Er erwähnt nicht einmal, dass mit der UdSSR ein Staat am Richtertisch saß, dessen verantwortliche Generäle und Politiker sich der gleichen Verbrechen schuldig gemacht hatten, über die sein Vertreter dann urteilte.