Flucht und Vertreibung – Kriegszustände als Normalzustände in ganz Nordostafrika

Bissig am Nil in Äthiopien: ein Krokodil. Quelle: Pixabay, Foto: Hervé Clootens

Khartum, Sudan (Weltexpress). Die Ahnungslosen werden in dem Glauben gelassen, dass Libyen ein Staat sein. Das ist falsch. Auf dem ehemals Libyen genannten Staat existieren mit Tripolitanien und Kyrenaika mindestens zwei Staaten und das nicht nur de facto. Das gleiche gilt für den Sudan der Sudan, das wie Ägypten und so weiter unter der Hoheit des VK stand. sei und also ein Staat. Das VK als Seemacht eroberte über die Küsten und Flüsse nach und nach auch das Hinterland, allen Widerständigen und Aufständigen wie den Mahdisten zum Trotz.

Sogar die Franzosen mussten sich zurückziehen, verhandelten aber mit den Engländern/Briten und verursachten auf diese Weise die wie am Lineal gezogene Westgrenze des „Sudan“. Die Nordgrenze zu Ägypten ist auch eine mit dem Lineal gezogene Linie. Auf Völker wurde in Paris und London keine Rücksicht genommen.

Das tat auch König Faruq in Kairo nicht, der von der Einheit des Niltals faselte und sich zum König von Ägypten und des Sudan proklamierte und in seinem Einheitsstaat- und Unabhängigkeitskampf die 1951 das Kondominion mit dem VK kündigte. Ungestraft selbstverständlich nicht. Engländer/Briten förderten den Widerstand, lokale Fürsten und Führer. Auf diese Weise fiel erst Faruq vom Thron und dann brach der Staat entzwei. Ein paar Jahrzehnte hielt sich auch dieses Sudan genannte Produkt der (Welt-)Herrscher in London, dann brach auch diese Veranstaltung entzwei. Nun gibt es den „Sudan“ und den „Südsudan“ de facte und de jure. Doch das ist noch lange nicht alles.

Im („Rest“-)Sudan herrschen wie in Ägypten die Militärs, genauer: die Generale, die nicht in der Lage sind, die Völker und Stämme zu einen. Sie herrschen, weil ihre Macht aus den Gewehrläufen kommt. Das treibt Menschen nicht nur zu Protest, sondern auch zu Widerstand und letztendlich in den Untergrund, auf die Flucht.

Das gilt auch für Äthiopien, wo der Konflikt zwischen sowohl Zentralregierung in Addis Abeba und der Regionalregierung in Mekele als auch den Regimen im Hintergrund zum Krieg um Tigray führte mit der Folge, dass Menschen von dort nach „Sudan“ fliehen, aber auch nach Amhara.

Dazu teilt „Reuters“ (20.11.2020) unter dem Titel „UN rechnen mit bis zu 200.000 äthiopischen Flüchtlingen im Sudan“ mit, dass die Veranstaltung namens Vereinten Nationen (VN) „in den kommenden sechs Monaten mit bis zu 200.000 äthiopischen Flüchtlingen im Sudan“ rechne.

„Derzeit befänden sich bereits gut 31.000 Menschen auf der Flucht, sagte der Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Axel Bisschop, am Freitag in Genf. “Die neue Zahl, mit der wir planen, ist 200.000.” Das UNHCR forderte zudem einen sofortigen vorübergehenden Waffenstillstand, um Korridore für Hilfen zu ermöglichen.“

Krieg tobte nicht nur als Sezessionskrieg im Sudan, Krieg tobt auch in beiden Sudan-Teilen. Kriegszustände herrschen in ganz Nordostafrika. Daran tragen nicht äthiopischer Truppen Schuld, die einmarschierten, sie sind nicht die Ursache, sondern die Folge von Fehlern, daran tragen vor allem Geopolitiker in London, Washington und Peking und anderen Hauptstädten geopolitischer Akteure Schuld.

Erinnert sich noch einer an die Tigray-Volksbefreiungsfront (TPLF), welche gegen die in Addis Abeba herrschenden Amhara-Generale kämpfte und diese schließlich 1991 stürzte? Sie entstand als Gegenbewegung zu den von Engländern/Briten gepäppelten Führern und Fürsten. Allerdings war auch diese dominante Kraft in der EPRDF ein Produkt von Geopolitik und bekam nicht nur aus Moskau Unterstützung.

Auch in „Äthiopien“ wird es wie im „Sudan“ einen Sezessionskrieg geben. Das wird weder in London verhindert werden können, noch in Paris oder Berlin.

Wie sich das Regime der VSA verhält, wenn in Washington die Biden-Administration regiert, das bleibt zwar abzuwarten, könnte aber auf eine Neuordnung in Nordostafrika hinauslaufen im Wettstreit mit Peking und also auf Krieg.

Und dann gibt es noch den (Wett-)Kampf zwischen Christen und Mohammedanern, bei denen noch ganz andere Führer ihre Finger im geopolitischen Spiel haben.

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