Zeitbombe Nordkorea

Der "junge" Kim Jong-un (35), rechts im Bild als Staute in Nordkorea. Quelle: Pixabay, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Soeben lesen wir, dass die Zeiger der imaginären „Doomsday Clock“, der „Weltuntergangsuhr“ des „Bulletin of the Atomic Scientists“ von Hundert Sekunden vor Mitternacht auf nur noch 90 Sekunden vorgestellt wurde: So nah war laut den involvierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch nie am Weltuntergang. Grund ist ein existenzbedrohender Mix aus Ukraine-Krieg einschließlich Putins Drohung mit der Atombombe, Klimakrise und Pandemie. Als ich anno 1969 zum ersten Mal London bereiste, führte mein Weg selbstverständlich auch zum weltberühmten „Speaker´s Corner“ an der nördlichen Ecke des Hyde Park, wo – sichtbarer Ausdruck der britischen Demokratie – jeder und jede politisch Bewegte (und jeder Spinner und jede Spinnerin) ihr oder sein Anliegen ungehindert zum Ausdruck bringen durfte. Damals fiel mir ein selbstgemaltes Schild mit der Aufschrift „The End is Nigh“ (das Ende steht bevor) auf, das ein unentwegter Weltuntergangsprophet mit Weltuntergangsmine vor sich hertrug. Ich fotografierte die für mich typisch englisch-schrullige Szene für die daheim gebliebenen Mitschüler und dachte nicht weiter darüber nach.

Inzwischen stellen nicht nur englische Spinner sondern offenbar auch angesehene amerikanische Wissenschaftler derartige Weltuntergangsszenarien auf. Wie realistisch diese sind – darüber streiten sich die Gelehrten. Im Kalten Krieg inclusive Kuba-Krise lebten wir alle unter dem nuklearen Damoklesschwert; das viel zitierte „Gleichgewicht des Schreckens“, die MAD-Doktrin („mutualy assured distruction – gegenseitige gewisse Vernichtung) mag uns damals vor dem Schlimmsten bewahrt haben. Nun, dies ist auch heute noch der Fall – unter der Bedingung rational denkender und handelnder Akteure. Zumindest bei Putin ist man sich da nicht so ganz sicher (und auch für Biden würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen). Man denkt unweigerlich an die großartige, bisher unerreichte Weltuntergangs-Parodie „Dr. Strangelove“ aus dem Jahr 1964.

Kaum sehr rational und eher am Rande des (nuklearen) Wahnsinns bewegt sich Nordkorea. Das Regime des Diktators Kim Jong Un, in dessen Land sich gegenwärtig offenbar eine Hungersnot abspielt, testet – von der Welt weitgehend unbeachtet, da im Schatten des Ukraine-Kriegs – unentwegt neue Nuklearwaffen-Systeme: Von U-Booten abgefeuerte oder auf Eisenbahnzügen montierte ballistische Atomraketen, Langstrecken-Cruise-Missiles und multiple Hypersonic-Missiles. Es gibt Hinweise, dass Nordkorea seinen siebten Atomtest vorbereitet, möglicherweise um der Welt seine neue Generation von taktischen Nuklearwaffen vorzuführen. Nordkorea blickt auf eine lange Tradition der Atombewaffnung zurück, seinen ersten Atomtest hatte es bereits 2006 abgehalten. Das Spiel Kims mit dem Feuer könnte ein nukleares Wettrüsten in der Region auslösen: In Südkorea mehren sich die Forderungen nach nuklearer Bewaffnung – was bisher undenkbar war. China könnte seine Rüstungsanstrengungen beschleunigen, ebenso das traditionell pazifistische Japan. Nordkorea ist eine tickende Zeitbombe.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Dr. Charles E. Ritterband wurde in „Voralberger Nachrichten“ am 26.1.2023 erstveröffentlicht.

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