Doch plötzlich und unerwartet spielt er verrückt. Sollte er etwa beim Überqueren der vietnamesischen Grenze schon ahnen, dass er schon bald auf Nimmerwiedersehen im Südchinesischen Meer verschwinden muss? So scheint er spätestens hier sein bisheriges Lebenskonzept zu überdenken. Mit dem abschließenden festen Entschluss, seine bisherige Identität über den Haufen zu werfen. Wo aber ein Wille ist, da ist bekanntlich auch ein Bett. Und so entscheidet er sich, für den Rest seines Daseins in vielen verschiedenen Betten seine Lebenserfüllung zu finden.
Das Resultat dieses Altersleichtsinns ist ein Deltasystem mit stets neu abzweigenden Flussbetten, von deren Kante offensichtlich niemand herunter gestoßen wird. Denn es sind viele, die sich von diesem Flusswirrwarr angezogen und aufgesogen fühlen. Inmitten eines überaus fruchtbaren Schwemmlandes, in dem versehentlich vergessene Holzstühle angeblich bereits über Nacht Wurzeln schlagen.
Fast unauffällig dem riesigen Mekong-Delta vorgelagert findet sich die kleine Con Son-Inselgruppe, die man bisher vergeblich in den Reiseführern des Landes suchte. Wohl aus gutem Grund, war doch Con Dao, die Hauptinsel des Archipels, früher eine gefürchtete Gefangeneninsel. Mit Furcht einflößenden Gefängnisbauten, ausgestaltet im effektvollen und zugleich Menschen verachtenden „Papillon“-Stil. So wie sie mit ihren berüchtigten „Tigerkäfigen“ auch anderswo im französischen Kolonialbereich zu trauriger Berühmtheit gelangten.
Und doch führen nach Tagen der Ruhe und Entspannung alle Wege zurück in die südvietnamesische Metropole Ho Chi Minh City. Von vielen der Einfachheit und der inneren Verbundenheit halber immer noch Saigon genannt. Hierher, wo sich nach dem hektischen Abzug der Amerikaner vor vierzig Jahren der Wechsel hin zur politischen Wiedervereinigung Vietnams vollzog.
Eine ganze Generation später hat der Alltag längst von der Stadt Besitz ergriffen. Mit Hotel- und Bürotürmen, die in der Stadtmitte wie Pilze aus dem Boden schießen. Seine unübertroffene Einmaligkeit gewinnt Saigon jedoch als „Stadt in Bewegung“. Nicht allein wegen der von Musik begleiteten gymnastischen Übungen, mit denen die Menschen zu Scharen im Stadtpark den Sonnenaufgang begrüßen.
Eine Insel der Ruhe findet sich dagegen mitten in der Altstadt, gleich gegenüber der ganz in Rot gehaltenen Kathedrale. In dem wohl schönsten Postamt Asiens, dessen verspielte gelbe Fassade den Besucher ehrfurchtsvoll verstummen lässt. Doch die eigentliche Überraschung vollzieht sich erst in der geräumigen Innenhalle, deren Stirnwand geziert wird von dem Porträt eines sympathisch dreinschauenden Ho Chi Minh. Einst politischer Gegner, der an dieser Stelle natürlich nicht immer einen Ehrenplatz beanspruchen konnte.
Bereitwillig stellt er sich darin in Kurzform mit flüssiger Handschrift vor als „Duong Van Ngo, Public Writer, Saigon Central Postoffice“. Mit seinen 85 Jahren, so weiter auf Englisch, der letzte öffentliche Briefschreiber seiner Art. Also jemand, der hier an diesem Stammplatz den Briefverkehr übernimmt für alle, die des Lesens und Schreibens unkundig sind. Wahlweise auf Französisch, Englisch und natürlich Vietnamesisch, wie er erklärend hinzufügt. Früher einmal in besseren Zeiten dreißig Briefe pro Tag. Heute dagegen im Computerzeitalter gerade einmal drei.
Der Kreis einer Reise nach Südvietnam schließt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in Nha Trang. Jener belebten Stadt an der Südostküste des Landes, die sich zu einem asiatischen Besuchermagneten gemausert hat. Besonders wegen ihrer endlos langen Strände ein wahres Eldorado für Strandurlauber, die hier, zumindest außerhalb der Monsunzeit, stets einen lupenreinen blauen Himmel vorfinden.
Reiseinformationen “Südvietnam:
Anreise: Günstig mit Vietnam Airlines von Frankfurt 3x wöchentlich direkt nach Ho Chi Minh City oder 5x wöchentlich mit Umsteigen über Hanoi bei gleichem Preis; weiter mit Inlandflügen nach Con Dao oder Nah Trang; www.vietnamairlines.com
Einreise: Nur Reisepass bei einmaliger Einreise für 15 Tage; bei längerem Aufenthalt ist ein Visum erforderlich, das als “visa on arrival” jedoch mit dem Reiseveranstalter vorher arrangiert warden sollte.
Reisezeit: Günstigste Reisezeit sind die monsunfreien Monate Dezember bis Juni; stärkste Regenzeit sind die Monate Oktober und November
Reiseveranstalter: Vietnam-Reisespezialist ist Tischler Reisen AG, Tel. 08821-931771, www.tischler-reisen.de
Unterkunft: Saigon: Sofitel Saigon Plaza, www.sofitel.com und The Reverie Saigon, www.thereveriesaigon.com;
Resorts Six Senses Con Dao und Six Senses Ninh Van Bay, www.sixsenses.com
Auskunft: über die Vietnamesiche Botschaft, Elsenstrasse 3, 12435 Berlin, Tel. 030-53630 108, Fax. -200, sqvnberlin@t-online.de, www.vietnambotschaft.org
Reiselektüre: Vietnam-Handbuch, Reise Know How-Verlag, 672 Seiten, 22,50 EUR (D)
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von Tischler-Reisen und Vietnam Airlines.