Im Visier der Big Five – Auf Safari in Simbabwe

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014

Eine Katze im Haus und doch keine Hauskatze? Geschmeidig und auf weichen Pfoten betritt sie durch einen Hintereingang nahezu unhörbar den Speiseraum und betrachtet ungläubig die zum Dinner gedeckte Tafel. Soviel Esskultur hatte dem Leoparden in seinem Territorium bisher noch niemand geboten. Verunsichert sucht die stattliche Raubkatze mit einem kräftigen Sprung durch die geöffnete Vordertür ihr Heil in der Flucht. Zurück bleibt am ganzen Körper zitternd Lynn, die Chefin des „Big Cave Camps“ am Rande des Matobo Nationalparks von Simbabwe. Ihr Puls, so gesteht sie, erreichte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von „gefühlten 5000“.

Gigantische Festungsanlage

Hätte sie nicht ahnen können, dass dieser Vorfall sich irgendwann einmal ereignen würde? Denn ihr Camp liegt inmitten einer bizarren Felslandschaft aus rund geschliffenen Granitblöcken, in deren Lücken sich die Gebäude unauffällig und zugleich stilvoll einfügen. Ein idealer Ort für neugierige und dazu abenteuerlustige Besucher im Südlichen Afrika. Und natürlich auch für scheue Leoparden, denen diese Felsenregion unzählige Verstecke bietet und sie vor den fotohungrigen Blicken aus den Safari-Geländewagen heraus schützt.

So wie die unmittelbare Umgebung der „Big Cave Lodge“ präsentiert sich auch der gesamte Matobo-Nationalpark. Als eine wie von Riesen erbaute gigantische Felsenfestung, bestehend aus wuchtigen Wehrtürmen  aufeinander geschichteter Granitfelsen, die sich Ehrfurcht gebietend aneinander reihen. Und die doch schon vor hunderttausend Jahren dem aus Afrika in den Rest der Welt aufbrechenden Homo Sapiens Schutz boten und seine kulturelle Entfaltung ermöglichten.

Erdfarbene Höhlenmalereien

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014So wie dem Volk der San, deren 6.000 Jahre alten erdfarbenen Höhlenmalereien hier noch relativ zahlreich und unversehrt zu entdecken sind. Vielleicht wegen der überaus holprigen Zufahrtwege, auf denen sich Ranger Zeph mit seiner kleinen Gruppe der Nswatugi-Höhle schrittweise nähert? Die mit Tierabbildungen ausgeschmückte Felswand endet in zehn Metern Höhe an einer Felsklippe mit Vergangenheit. Denn von hier aus, so Zeph, mussten Stammesmitglieder, die schwerwiegend gegen die Regeln der Gemeinschaft verstoßen hatten, in einer Art Gottesurteil – manchmal mit ungewolltem Nachdruck – hinunterspringen. Glück für sie, wenn sie den Sprung überlebten und anschließend ein neues Leben beginnen durften.

Eine der schönsten Felsformationen und damit Höhepunkt des Parkbesuchs ist eine Ansammlung kugelförmiger Felsgiganten auf einer flachen Hügelkuppe. Die Formation fällt dermaßen ins Auge, dass Cecil Rhodes, Gründer des einstigen Rhodesiens, diesen herausragenden Ort zu seiner letzte Ruhestätte bestimmte. Bis heute eine Pilgerstätte für alle jene, die sich der bewegten Geschichte dieses Landes verbunden fühlen, das erst vor wenigen Jahrzehnten in die neuen Staaten Sambia und Simbabwe aufgeteilt wurde.

Nächtliche Besucher

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Ganz anders der weiter nördlich gelegene Hwange-Nationalpark mit seiner typischen Busch-Savannenlandschaft. Wie geschaffen für Großwild aller Art, das hier seine Trampelpfade wie ein riesiges über den Boden geworfenes Netzwerk hinterlassen hat. Dabei lohnt es sich stets, vom Geländewagen aus ganz genau hinzuschauen. Denn hält sich dort am Wegesrand zur ungewollten Begrüßung nicht eine der gefährlichen Puffottern versteckt? Doch auch sie zeigt keinerlei Interesse an einem engeren Kontakt und verzieht sich schwerfällig und doch zielstrebig hinein  ins Unterholz.

Gut getarnt am Nordrand des Parks liegt schließlich das „Davison`s Camp“ mit Blick auf eine Wasserstelle, an der sich gerade mehr als dreißig Elefanten mit großem Hallo ihren Badefreuden hingeben. Die Wohnzelte des Camps sind als Musterbeispiele des Öko-Tourismus unter knorrigen Baumriesen versteckt und halten inmitten der Savannen-Wildnis, wie stets bei „Wilderness Safaris“, einen wunderbaren Wohnkomfort bereit. Zudem bietet der geharkte Sandboden am Außenrand des Zeltes eine gute Gelegenheit, um am nächsten Morgen bei der Spurensuche die nächtlichen Besucher anhand ihrer Fußabdrücke zu identifizieren. Drei Zebras in unmittelbarer Nähe schauen interessiert dabei zu.

Elefanten-Bälle als Nahrungsquelle

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Die morgendliche Pirschfahrt gerät zu einer Mutprobe der besonderen Art. Denn Ranger Elliot rät dringend dazu, das schützende Geländefahrzeug zu verlassen und das an die Ngamo-Pfanne angrenzende Unterholz zu Fuß zu erforschen. Sein geschultertes Gewehr dient als die indirekte Aufforderung, sich einen Ruck zu geben, und die Umgebung aus bisher ungewohnter Perspektive zu erforschen. Schnell zeigt sich, wie sich ohne Motorgeräusch abseits der Fahrwege die Tierwelt in einer unerwarteten Dichte unbefangen präsentiert.

Sind dort nicht gerade die männlichen Mitglieder einer Impala-Herde damit beschäftigt, in einer Rangauseinandersetzung ihre Stärke miteinander zu  messen? Und nähert sich dort nicht eine Giraffenherde einer Schirmakazie auf der vom Wind abgewandten Seite, um diese nicht zum Ausstoß von geschmackstörenden Duftstoffen zu animieren? Und ist es denn zu glauben, was in einem nicht sonderlich gut verdauten Elefanten-Mistklumpen noch alles enthalten ist, um Tiere im unteren Bereich der Nahrungskette zufrieden zu stellen?

Unberechenbar und angriffslustig

So gibt es abends am Lagerfeuer viel zu erzählen. Am meisten von jenen, denen es tagsüber vergönnt war, die an der Spitze der prestigeträchtigen Big Five stehenden Löwen und Leoparden in ihren Verstecken zu erspähen. Und dadurch nun selber in der Hierarchie der Spurensucher ganz nach oben zu rücken. Bis sich, ausgehend von der Wasserstelle, eine Büffelherde grasend bis auf wenige Meter der Feuerstelle nähert. Normalerweise unberechenbar und angriffslustig, wie Ranger Elliot tagsüber nicht müde wird zu erklären. Doch nun mahnt er zur Gelassenheit und weiß damit die momentane Seelenlage der grasenden Energiebündel realistisch einzuschätzen.

Die nächste Safari-Station liegt weiter nördlich direkt am Ufer des behäbig dahin strömenden Sambesi. Jener Mutter aller Flüsse im südlichen Afrika, die als „donnernder Rauch“ an den Steilhängen der Victoria-Fälle herabstürzt. Weiter flussabwärts demgegenüber der Kariba-Damm, der sich halbkreisförmig dem Sambesi entgegenstemmt, um dessen Wassermassen zum Kariba-See aufzustauen. Riesige Dimensionen, betrachtet man sie aus der Perspektive des kleinen Cessna-Propellerflugzeugs auf dem Weg zum Mana Pools Nationalpark.

Flussabenteuer am Sambesi

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Schnell ist dort mit dem „Ruckomechi Camp“ der dritte Höhepunkt der Simbabwe-Safari erreicht. Bei der Ankunft ist gerade eine kleine Elefantenherde damit beschäftigt, dem Wohnbereich der Anlage einen Besuch abzustatten und dabei die Bestände der offenen Hausbar auf ihre Vollständigkeit hin zu überprüfen. Da es für sie im Camp keine weiteren Beanstandungen zu geben scheint, zieht sie auf dem Grünstreifen am Sambesi-Ufer gemächlich grasend weiter dem Sonnenuntergang entgegen.

Dessen magische Kraft ergreift nun auch Besitz von den Gästen im Camp. Sie lassen sich nicht zweimal bitten, zum „Sundowner“ mit einem Boot den Fluss  hinaufzufahren, vorbei an Steilböschungen, in deren Lehmwände bunte Bienenfresser-Vögel  mit ihren spitzen Schnäbeln kleine Nisthöhlen hinein getrieben haben. Krokodile schauen von den Sandbänken aus dösend dabei zu, wie sich unerwartet aus dem Wasser auftauchende Hippo-Familien immer wieder lautstark zu Wort melden, bis die kurze Dämmerung nahtlos in die legendäre „Afrikanische Nacht“ übergeht.

Traumhaus Baumhaus

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Wo könnte man diese intensiver erleben als auf der Plattform eines einsam gelegenen Baumhauses? Selbst für Ranger Engilbert immer wieder ein neues Erlebnis, wenn die Nacht ihren dichten Klangteppich über der Sumpf-Savannenlandschaft ausbreitet, in der Tausende von Zikaden den Ton angeben. Ergänzt durch schwer einzuordnendes Tiergeschrei von den in den Bäumen Schutz suchenden Pavianen bis hin zu den schnaubenden Wasserböcken. In der Ferne sogar das röchelnde Gebrüll eines Löwen? Welch ein Sommernachtstraum auf afrikanisch!

Am unheimlichsten ist die Stimmung kurz vor Mondaufgang, wenn von der Milchstraße das Kreuz des Südens auffällig herunter strahlt. Dann sorgen im Lichtkegel eines roten Scheinwerfers helle Lichtpunkte im Umkreis  für Verwirrung. Nicht jedoch bei Ranger Engilbert, der sie schnell als die elf Augenpaare beutehungriger Krokodile identifiziert. Noch lange vor dem Einschlafen unter dem aufgespannten Moskitonetz, das sich in dieser Nacht zum Glück als überflüssig erweist, halten die Geräusche an und wirken irgendwann gegen Mitternacht wie das Wiegenlied der afrikanischen Savanne. Zweifellos eine der Safari-Sternstunden im Südlichen Afrika.

Reiseinformationen „Simbabwe/Safari“:

Anreise: z.B. mit South African Airways (SAA) von Frankfurt oder München über Johannesburg nach Bulawayo, zurück von Harare über Johannesburg nach Frankfurt oder München, Website: www.flysaa.com

Einreise: Erforderlich ist ein noch mindestens 6 Monate gültiger Reisepass. Ein Visum wird bei der Einreise für 30 US-Dollar ausgestellt.

Reisezeit: Bevorzugte Safari-Zeit ist Mitte April bis Mitte November, nicht jedoch die anschließende Regenzeit. Der afrikanische Winter im Juni/Juli kann mit nächtlichen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufwarten.

Reisestationen: “Big Cave Camp” im Matobo-NP, www.bigcavematopos.com; “Davison’s Camp” im Hwange-NP und “Ruckomechi Camp” im Mana Pools-NP, www.wilderness-safaris.com

Reiseveranstalter: Herausragend wegen seiner Philosophie des Nachhaltigen Tourismus und des Öko-Tourismus ist der Reiseveranstalter „Wilderness Safaris“, www.wilderness-safaris.com; Buchung des Gesamt-Reisepakets  von Deutschland aus über „Abendsonne Afrika“, Spezialveranstalter ins südliche und östliche Afrika, www.abendsonneafrika.de

Reiseauskunft: Über alle Belange der Reise informiert Abendsonne Afrika, Zur unteren Mühle 1, 89290 Buch, Email: info@abendsonneafrika.de, Telefon: 07343-92998-0, Fax. -29

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