Wüstenmalheur – Begeisterte Fans bei der Premiere von „Dingos“ im Studio der Schaubühne

Eine Beziehungskrise unter sengender Sonne in menschenleerer Einsamkeit bei Lebensgefahr durch Wassermangel ließe sich zweifellos lustspielhaft ausgestalten. Eine Komödie jedoch hat Paul Brodowsky nicht geschrieben. Tragisch erscheint die Geschichte allerdings auch nicht. Die handelnden Personen, ihre Konflikte und aktuellen Schwierigkeiten sind zu klischeehaft konstruiert, um Anteilnahme zu erwecken.

„Dingos“ wurde 2008 am Münchner Volkstheater uraufgeführt. Ebenfalls im letzten Jahr wurde beim Stückemarkt des Theatertreffens in Berlin Paul Brodowskys Stück „Regen in Neukölln“ vorgestellt, mit dem Brodowsky auch den Publikumspreis der Autorentage des Hamburger Thaliatheaters gewann.

„Regen in Neukölln“ lebt von einer poetischen, bildhaften Sprache, und die handelnden Personen sind subtil und präzise charakterisiert. Die Dialoge in „Dingos“ dagegen sind knapp und realistisch. Paul Brodowsky ist offensichtlich ein vielseitiger Autor, und vielleicht wollte er mit „Dingos“ seine Tauglichkeit als Drehbuchautor beweisen.

Carla, die leidenschaftlich gern vor der Kamera posiert, schlägt Georg vor, ein Roadmovie zu drehen, und für ein solches Projekt wäre dieses exhibitionistische Girlie mit seinen Träumen von Freiheit und Abenteuer sicher eine geeignete Protagonistin.

Es ist ehrenwert, dass Regisseurin Anne Schneider und Bühnenbildner Christoph Rufer sich an die Vorgaben des Autors gehalten haben. Nur hat der sein Stück wohl überschätzt, denn in den, zwar sprachlich gut gearbeiteten aber kargen, Texten erwacht die Wüste nicht zum Leben, werden weder das überfahrene Känguru noch die Dingos sichtbar, und auch der Motor des Landrovers ist nicht zu hören.

Ein Bühnenbild und Videoeinspielungen, die das Ambiente veranschaulichen, hätten hilfreich sein können. Zu sehen sind aber nur schwarze Müllsäcke und ein bisschen Sand.

Pech für Elzemarieke de Vos und David Ruland, die zwar über das sprechen, was sie umgibt, dafür aber nur Worte und Sätze zur Verfügung haben, die keine Bilder vermitteln.

Die Wüste existiert nicht wirklich, und das Bühnengeschehen ist reduziert auf einen antiquierten Geschlechterkampf, der nach Parodie schreit, jedoch, weil Paul Brodowsky das so haben wollte, ernst genommen wird.

Trotzdem agieren Elzemarieke de Vos mit grandioser Intensität. Es gelingt ihnen sogar, den Pappfiguren Carla und Georg  Leben einzuhauchen., und das wunderbare Zusammenspiel der Beiden erzeugt Spannungsmomente, die das Stück eigentlich gar nicht hergibt.

Das Premierenpublikum jedenfalls war begeistert und spendete frenetischen Applaus.

„Dingos“ von Paul Brodowsky hatte am 18.06. Premiere im Studio der Schaubühne Berlin, weitere Vorstellungen am 22. und 23.06.2009.

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