Winterolympiade 2018 in Pyeongchang: CAS bestätigt Ausschluss russischer Athleten

Der Bokwang-Snow-Park in Südkorea.
Der Bokwang-Snow-Park in Südkorea. © PyeongChang2018

Berlin, Deutschland; Pyeongchang, Südkorea (Weltexpress). Der ehemalige Fechter Thomas Bach, 1984 Olympiasieger und aktueller Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hat Stunden vor Eröffnung der 23. Olympischen Winterspiele in Südkorea einen wichtigen sportpolitischen Treffer gelandet: Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat 45 Athleten aus Russland endgültig den Start versagt.

Damit knickte der CAS in letzter Instanz in einem unwürdigen und chaotischen Tauzerren ein. Bachs vorherige Drohung, den CAS grundlegend zu reformieren – um dessen Glaubwürdigkeit wieder herzustellen (sic !) – hatte die erwünschte Wirkung hinterlassen.

CAS-Sprecher Matthieu Reeb beließ es bei einer dreiminütigen Erklärung, warum die Sportler nicht mitmachen dürfen, obwohl der CAS ihre lebenslange Olympia-Sperre in der Vorwoche aufgehoben hatte. Das betraf Wintersport-Prominenz wie Langlaufstar Alexander Legkov, der Shorttracker Viktor Ahn, Biathlet Anton Shipulin oder die mehrfache Rodel-Weltcupsiegerin Tatjana Iwanowa. Sie wie die übrigen 41 Sportler hatten vom IOC keine Einladung zur Teilnahme erhalten, obwohl sie nach dem vorherigen CAS-Urteil startberechtigt gewesen wären.

Der Sportgerichtshof, so Reeb, hatte abzuwägen zwischen dem „globalen Kampf des IOC gegen Doping“ und den „Interessen individueller Athleten aus Russland“. Dabei gestatteten die Richter dem IOC ausdrücklich die Möglichkeit, Einladungen an Sportler nicht auszusprechen.

Für Legkow und Co. ist der Kampf um ihre Olympiateilnahme beendet. Und dem IOC ist eine erneute Blamage erspart geblieben. Der persönliche IOC-Sprecher Bachs, der ehemalige SID-Sportjournalist Christian Klaue, gab sich erleichtert: Das IOC begrüße „diese Entscheidung, die den Kampf gegen Doping unterstützt und Klarheit für alle Athleten bringt.“

So konnte Bach hochzufrieden die Eröffnungsfeier am Freitagabend im Olympiastadion von Pyeongchang genießen. In Anwesenheit des deutschen Staatsoberhauptes Frank-Walter Steinmeier. Beide sahen den Einmarsch eines Teils der deutschen Mannschaft mit insgesamt 153 Sportlerinnen und Sportlern hinter dem Fahnenträger Eric Frenzel aus Oberwiesenthal. Der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger in der Nordischen Kombination war nach Wahlentscheid vor vier anderen prominenten deutschen Startern dafür auserkoren worden.

Bemerkenswert bei der Eröffnungszeremonie, die eindrucksvoll den hohen Standard der Hightech-Republik Südkorea demonstrierte, war der gemeinsame Einmarsch unter neutraler Flagge von Mitgliedern der Olympiamannschaft Südkoreas und des Erzfeindes Nordkorea, das allerdings nur wenige Aktive aufbietet.

Bach dürfte sich auch als Erfolg anrechnen, dass Russland trotz des unendlichen Hickhacks um Zulassung oder Ausschluss zusätzlicher Teilnehmer dennoch mit einer stattlichen Formation von mehr als 160 Akteuren zu erleben sein wird. Die Wintersport-Großmacht Russland ist trotz des nach den Spielen vor vier Jahren in Sotschi erhobenen Vorwurfs des staatlich gelenkten Dopings bei dem wichtigsten Wintersport-Event der Welt dabei. Wenn auch nicht mit eigener Flagge und Hymne und unter der Bezeichnung Olympische Athleten aus Russland.

Bachs Doppelstrategie: Russland wie Russland-Gegner zufrieden stellen

Um die zahlreichen Kritiker aus Westeuropa und Nordamerika an dieser Tatsache zu besänftigen, trieb er den CAS letztlich zum oben beschriebenen Bann weiterer russischer Athleten.

Als Fechter und Rechtsanwalt ist er mit Scheingefechten, Finten und Tricksereien ohnehin bestens vertraut. Diese Fähigkeiten haben ihn auch den Weg zum Lebenstraum, Präsident des Weltsports zu werden, geebnet. So hatte er auch die brisante Causa Doping – Russland – Winterspiele händeln wollen.

Deshalb auch erst Ende des Vorjahres die Sowohl- als Auch-Lösung verkündet: 169 Sportler dürfen unter Auflagen nach Pyeongchang – aber 45 Athleten und zwei Trainer werden lebenslänglich für olympische Wettbewerbe gesperrt. Weil letztere in den Dopingskandal von Sotschi verwickelt seien – die 169 aber nicht und somit „sauber“.

Dies erst wenige Wochen vor dem jetzigen Ereignis bekannt zu geben, dürften der fragwürdigen Absicht zugrunde liegen, den Russen einfach keine Zeit mehr für juristische Einwände zu bieten.

Diesen Plan durchkreuzte der noch aktive Teil der 45 verbannten Athleten. Und so bekamen 39 von einer mit wechselnden Besetzungen agierenden CAS-Kommission bestätigt, dass die Vorwürfe nicht beweiskräftig belegt seien. Deren Sperren wurden aufgehoben bzw. verkürzt.

Für den Deutschen Christian Krähe, Vorsitzender des Rechtsausschusses des Internationalen Rodel-Verbandes FIL und ehemaliger CAS-Richte, keine Überraschung. Unter seiner Leitung hatte der FIL-Rechtsausschuss ebenso geurteilt und Tatjana Iwanowa gleichfalls freigesprochen. Dass das IOC nun seine Machtvollkommenheit beweise und über den CAS-Freispruchs seine Sicht durchsetze und sie nicht zulassen werde, hielte er für „skandalös“.

IOC wie CAS in ihrer Glaubwürdigkeit erschüttert

28 der ursprünglich gesperrten Athleten beantragten nach dem Freispruch bei der Adhoc-Kommission des CAS in Pyeongchang die Zulassung zu den Wettkämpfen. IOC-Präsident Bach, selbst einige Zeit CAS-Vorsitzender, aber machte öffentlich deutlich, dass er mit dem Freispruch nicht einverstanden sei. Und der CAS, finanziert vom IOC, aber angeblich unabhängig in seinen Entscheidungen nach Schweizer Recht ohne zivil- oder strafrechtliche Wirkung, folgte brav.

Obwohl die Süddeutsche Zeitung in einem Kommentar gewarnt hatte, dies sei so, als würde die Kanzlerin sich über ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts mokieren. Öffentlich Schelte betreiben und die Umstrukturierung des BVG fordern!

Kaum denkbar sei das in einem demokratischen Rechtsstaat.

Und klar ist bei künftigen Klagen vor dem CAS – die Deutungshoheit bei strittigen Entscheidungen hat letztlich nicht der Internationale Gerichtshof, sondern das IOC unter dem Juristen Thomas Bach!

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