Ein Sechs-Punkte-Freitag für den Eisbären-Coach – Berlin verbucht 4:1-Pflichsieg über Wild Wings aus Schwenningen

Erneute Bruchlandung der Wild Wings aus Schwenningen. © Foto: Joachim Lenz, 2014

Damit hat der Titelverteidiger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unterstrichen, dass er auf jeden Fall in den Pre-Playoffs dabei sein und seine Chancen für die Playoffs wahren will! Zumal der hartnäckige Verfolger um den zehnten Rang, Augsburg, aus dem Heimspiel gegen Krefeld nur einen Zähler verbuchen konnte.

Erst im Januar hatten die Berliner an gleicher Stelle gegen Schwenningen eine unnötige Penalty-Niederlage quittiert. Dass dies sich nicht wiederholen sollte, war am Freitag von der ersten Minute an erkennbar. Die Eisbären — ohne die verletzten Jens Baxmann und Frank Hördler sowie den erkrankten Florian Busch und aus privaten Gründen Daniel Weiß — entwickelten sofort einen enormen Druck auf den Tabellen-Vorletzten. Mit dem Resultat der 2:0-Führung bereits nach 16 Minuten. Erst fälschte Mark Bell einen Schuss von Jimmy Sharrow unhaltbar ab. Dann überwand TJ Mulock im zweiten Versuch Wings-Torhüter Dimitri Pätzold. Jener ließ immer wieder Schüsse der Gastgeber – am Ende dabei das Verhältnis 49:18 (!) zugunsten der Berliner – prallen. Was aber letztlich die Eisbären zu wenig in zählbare Vorteile ummünzen konnten…

Zu Beginn des zweiten Drittels zeigten die Unparteiischen zunächst das 3:0 durch Darin Olver an, revidierten diese Entscheidung jedoch nach Protest der Gäste und Studium der Video-Aufzeichnung. Pätzold war durch einen Berliner behindert worden.

Danach wurden die Schwenninger in ihrem Drittel regelrecht eingeschnürt. Wehrten sich auch in Unterzahl tapfer. Die Berliner Chancen häuften sich. Aber erst ein lehrbuchreifer langer Pass von Mulock auf den in der Mitte durchstartenden Kapitän Andre Rankel brachte das längst verdiente 3:0.

Kurios, dass zwei Berliner im Mittelabschnitt jeweils im Angriffsmodus und bedrängt von gegnerischen Abwehrspielern wegen hohen Stocks mit jeweils zwei Strafminuten bedacht wurden. Aber das Unterzahlspiel der Hauptstädter funktionierte an diesem Abend ohne Fehl und Tadel.

Kurz nachdem Schwenningens Olympionike Marcel Rodman (Slowenien) im Schlußabschnitt von der Strafbank zurückgekehrt war, fingen sich die Eisbären das 1:3 ein: Alexander Dück hatte abgezogen und Daniel Hacker abgefälscht!

Die Hausherren darob irritiert und die Beobachter auf den Rängen mit unguten Erinnerungen. Denn das hatte man in dieser Saison unerklärlich häufig erlebt, dass die Eisbären-Gemeinschaft in Schlussdrittel oder danach sicher geglaubte Erfolge noch aus den Händen gibt.

Doch diesmal dauerte die Verunsicherung nur kurz. Und wurde durch einen satten Handgelenkschuss von Barry Tallackson zum 4:1 (52.) beendet.

Erneute Bruchlandung der Wild Wings aus Schwenningen. © Foto: Joachim Lenz, 201Nach der Partie anerkannte Schwenningens Trainer Stefan Mair den "verdienten Sieg der Berliner" an. Seine Mannschaft habe zu passiv begonnen, sich aber dann in die Partie immer besser hereingekämpft. Und mit der Vorstellung bewiesen, "dass die professionelle Einstellung stimmt, auch wenn für uns die Pre-Playoffs nicht mehr erreichbar sind."

Andre Rankel verwies darauf, dass die Mannschaft sich bewusst war, "dass drei Punkte heute sehr wichtig waren. Das war über 60 Minuten und mit einer sehr guten Leistung erkennbar." Für den Auftritt am Sonntag in Wolfsburg, wo zahlreiche Eisbären-Fans ihren Lieblingen Heimspiel-Stimmung bereiten wollen, gehe es primär nicht um Revanche für die zurückliegende 0:8-Schlappe, "sondern vor allem darum, dass wir punkten wollen."

Florian Busch dürfte da noch fehlen. Nach einer Magen-Darm-Erkankung hatten Berlins Ärzte eine Cortison-Behandlung verordnet und bei der nationalen Antidoping-Agentur NADA eine Ausnahmegenehmigung beantragt. Die hatte Busch schriftlich informiert, dass dafür weitere medizinische Angaben erforderlich seien. Jene gingen von Berlin auf die Reise, dürften aber übers Wochenende – möglicherweise auch wegen der Aufregung um den Dopingfall in Sotschi — kaum mehr bestätigt werden.

Eisbären-Coach Tomlinson war zufrieden: Die Vorgabe – möglichst wenig Scheibenverluste in der neutralen Zone – hatten seine Jungens umgesetzt. Beim Überzahlspiel gab es viele Torschüsse, "aber noch nicht genug Tore. Das Unterzahlspiel war richtig stark. Und natürlich haben wir das richtige Ergebnis. Denn, dass momentan ein harter Kampf um die Ausgangspositionen im Gange ist, zeigen die Spielentscheidungen am heutigen Spieltag erst in der Verlängerung oder nach Penalty-Schießen."

Natürlich sei in der Kabine auch das Olympiaturnier thematisiert worden. "Dass Kanada gegen die USA das Halbfinale gewinnt, hatte ich wie die Mehrheit bei den Eisbären nicht erwartet. Denn die Amerikaner hatten zuvor in Sotschi überzeugender gespielt. Deshalb bin ich mit Kanadas 1:0 zufrieden. So kann ich unseren Amerikanern in der Mannschaft ein bisschen den nach unten gesenkten Daumen zeigen", sagte der Kanadier Tomlinson und grinste dabei.

Für ihn war es praktisch ein Sechs-Punkte-Freitag.

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