Wie die Kanzlerfamilie Schröder russische Kinder adoptierte – Putin erzählt vor Schülern

Die Familie Schröder hat drei Kinder: Klara, die Tochter von Doris Schröder-Köpf aus der ersten Ehe, die 2004 adoptierte (damals dreijährige) Viktoria aus Sankt Petersburg (Russland) und den 2006 ebenfalls in Russland im ersten Lebensjahr adoptierten Gregor.

Am 1. September beginnt in Russlands Mittel- und Hochschulen das neue Schuljahr. Am Donnerstag besuchte Wladimir Putin am „Tag des Wissens“ eine Schule in Podolsk bei Moskau. Einer der Schüler warf das Thema der Beziehungen zwischen den Kindern und ihren Eltern, auch in einer Adoptivfamilie, auf. Putin ging auf die jüngsten Änderungen am russischen Familiengesetz ein, die unter anderem die Adoption von Kindern durch Ausländer betreffen. „Die Regeln sind recht streng“, betonte der Premier.

„Ich will euch erzählen, wie ein Bekannter von mir – da gibt es nichts zu verheimlichen, das ist der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Ehefrau – ein Mädchen und einen Jungen aus Russland adoptiert hatte“, begann Putin.

Doris Schröder erzählte seinerzeit dem damaligen Präsidenten Putin, wie sie mit ihrer Mutter und ihrer älteren Tochter 2004 in ein russisches Gericht kam, um ein russisches Mädchen zu adoptieren.

Die Richterin fragte Doris Schröder-Köpf: „Wo ist Ihr Mann?“ Diese antwortete, dass ihr Mann  nicht kommen könne, weil er in Istanbul an einer Nato-Tagung teilnehme. Die Richterin bemerkte darauf: „Es wird noch mehrere solcher Tagungen geben, und das Kind nehmen Sie für das ganze Leben – Wie meinen Sie, was ist wichtiger?“ Die Kanzlergattin wusste weder ein noch aus, da die Richterin schließlich recht hatte.

Dann fragte die Richterin Schröders 13-jährige Tochter Klara, die der Sitzung beiwohnte: „Bist Du damit einverstanden? Du wirst ja die ältere Schwester sein.“ Klara antwortete: „Niemand hat mich danach gefragt.“ Die Richterin: „Das frage ich, und wenn du ’Nein’ sagst, werde ich den Antrag (über die Adoption) ablehnen.“
„Und Klara sagte ’Ja’, sie übernahm die Verantwortung, das war ihre Entscheidung“, erzählte der Premier weiter.

Wie Doris und Gerhard Schröder Wladimir Putin später sagten, begriffen sie erst später, wie ernsthaft damals die Frage stand.

„Die ältere Tochter – sie ist bereits Studentin an einer Universität – lebt ja nun seit Jahren mit ihnen in einer Familie. Und es hat keinen einzigen Konflikt gegeben, denn das war ihre eigene Entscheidung. Das sind sehr heikle Fragen, jede Kleinigkeit ist wichtig“, so Putin.

Wie die deutsche Zeitung „Bild“ im Sommer 2004 mitteilte, beschloss die Familie des damaligen Bundeskanzlers gerade auf die Initiative seiner Frau Doris, eine russische Tochter zu adoptieren. Sie hilft aktiv Kindern. So betreute sie im September 2003 eine internationale Aktion, „Europäische Freundschaftstour“, die berufen war, Kindern und Jugendlichen von Sankt Petersburg zu helfen.

2006 berichtete die „Bild“ darüber, dass der ehemalige Kanzler Schröder einen russischen Sohn „mit großen dunklen Augen“ im ersten Lebensjahr adoptiert hatte. Diese Mitteilung hatte eine große Resonanz in der Gesellschaft, weil nach deutschen Gesetzen Kleinkinder nur adoptiert werden dürfen, wenn ihre Adoptiveltern nicht älter als 40 Jahre sind.

Wie Rechtsexperten der RIA Novosti sagten, ist das Gesetz über die Adoptiveltern in dem Fall mit der Adoption des kleinen Gregor im ersten Lebensjahr nicht verletzt worden (Gerhard Schröder war damals 62, seine Frau Doris 43 Jahre alt), weil laut dem Haager Abkommen über das vereinfachte Adoptionsverfahren, das die Bundesrepublik Deutschland 2001 ratifiziert hatte, die deutschen Adoptiveltern die Gesetze des Landes einhalten müssen, aus dem ihr Adoptivkind stammt. Das russische Gesetz verbietet es älteren Eheleuten nicht, ein Kleinkind zu adoptieren.

RIA Novosti

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