Werder Bremen fehlte Entschlossenheit – FFV Leipzig gewann zu Hause am Ende nicht unverdient mit 2:0 (1:0) – Nauesse und Schneider nutzten effektiv die Torchancen

© FFV Leipzig

Torverhältnis wie ein Abstiegskandidat

Letzten Sonntag, es spielte wegen der WM-Qualifikation der Neid-Elf  nur die Zweite Frauenbundesliga, empfingen die Roten Sachsen Ladys die "11 Freundinnen" vom großen Lizenzverein Werder Bremen. Die Norddeutschen vom Weserstrand hatten sich eine Woche zuvor sehr überlegen gegen den SV BW Hohen Neuendorf präsentiert. Werder deklassierte die Brandenburgerinnen mit einem 7:1 Kantersieg und schaffte es sein  Torverhältnis auf die Habenseite zu bringen (16:10). Dagegen hatte Leipzig bisher ein miserables 8:17 Torverhältnis, ganz so wie ein potentieller Abstiegskandidat. Drei hohe Niederlagen zu Anfang der Saison hatten den Leipzigerinnen komplett den Start vermasselt.

Grübeln

Im Vergleich zum Neuendorf-Spiel änderte Werders Trainerin Chadia Freyhat die Formation auf zwei Positionen. Für Meggie Schröder rutschte Michelle Ulbrich in die Anfangsformation und für Daniela Schacher spielte Anna Mirbach. Die Bremerinnen hatten die deutlich höheren Spielanteile, versäumten aber daraus Kapital zu schlagen. Leipzig war an diesem Sonntagnachmittag bissiger in den Zweikämpfen und effizienter bei der Torausbeute. Die Grün-Weißen beeindruckten im Mittelfeld. Trotzdem musste Trainerin Chadia Freyhat langsam ins Grübeln kommen, denn ihre Mannschaft ist meist das überlegende Team, doch war dies in den letzten Spielen im Endresultat auf dem Papier oft nicht zu erkennen. Dem Team fehlte die für das Fighten so wichtige Entschlossenheit. Die Leipzigerinnen dagegen spekulierten auf ihre Konterchance.
 
Duell auf Augenhöhe

© FFV LeipzigEs dauerte nur eineViertelstunde bis Werder-Torfrau Jennifer Martens nach auffälligen Unstimmigkeiten ihrer Hintermannschaft den Ball das erste Mal aus dem Netz holen musste. Stürmerin Lisa Reichenbach setzte sich mit gelungenem Trick an der Außenlinie durch, passte in die Mitte zu Natalie Horn, deren Pass bei Torjägerin Christina Nauesse landete. Nauesse, die geschickt ihren Körper zwischen Ball und Gegenspielerin brachte,  tat offenkundig in Bedrängnis das einzig Richtige, indem sie den Ball mit der Fußspitze ins lange Eck beförderte. Christina Nauesse erzielte das 5 Saisontor. Den vorbereitenden Spielzug über Lisa Reichenbach hatte Angelina Lübcke eingefädelt, die sich bei den Rothosen mehr und  mehr in der Rolle der Spielmacherin zeigt und wohlfühlt.

Kaltschnäuzig

Zudem verstehen sich Torjägerin Nauesse und Lübcke im Zuspiel fast blind. Man spürt dabei in jeder Phase, dass sie sich nicht nur auf Platz gut mögen – ein echtes Musterbeispiel von Kameradschaft. Nauesse sorgt mit ihrer Glanzform dafür,dass der FFV den temporären Ausfall der etatmäßig gesetzten Sturmspitze Marlene Ebermann, die in Mutteschaft steht, bestens kompensieren kann. Die kaltschnäuzige Christina Nauesse gehört jetzt schon in der frühen Saison mit ihrer Torserie zu den ganz großen Pluspunkten im Mannschaftsgefüge. Wenn in einem Monat die Ex-Torjägerin Safi Nyembo nach ihrem Erstbundesliga Intermezzo beim FF USV Jena wieder zum Kader der Sachsen Ladys stoßen wird, werden die Afrikanerin mit hessischen Wurzeln und "Checker" Nausesse wieder gemeinsam in der Lage sein, ihren sprichwörtlichen Torhunger in den Dienst der FFV-Mannschaft stellen können.

Effektiver

© FFV LeipzigDie Grün-Weißen steckten jedoch nicht auf, ließen Gegner und Ball laufen, jedoch ohne, dass etwas Zählbares dabei herumkam. Mit der 1:0 Führung für Leipzig ging es dann in die Kabine. Nach dem Wiederanpfiff war ein ähnliches Bild wie in der ersten Hälfte zu sehen.  Bremen hatte mehr  Chancen. "Es war für Bremen so ein Tag , wo sie noch Stunden hätten spielen können und dann auch Tor mehr gemacht hätten. Beide Mannschaften haben sich nichts genommen, nur wir waren einfach effektiver," so Anne Heller vom FFV. In der 55. Spielminute scheiterte Maren Wallenhorst mit einem 15 Meter Schuss an FFV-Torfrau Sandra Schuhmann.

Demoralisiert

Gegen Ende war wiederum viel Pech für Bremerinnen dabei, als der Schuss von Jessica Golebiewski (74.) haarscharf am Gehäuse vorbeirauschte. Augenblicke später machte es in effektiver Manier Leipzig aufs Neue den Grün-Weißen vor. Eine Unachtsamkeit der Werder Abwehr und Lysann Schneider konnte (75.) die Leipzigerinnen mit dem 2:0 aufs sichere Gleis führen, als sie in eine Flanke von Angelina Lübcke lief und den Ball aus der Nahdistanz über die Linie drückte. In der Schlussphase demoralisierten Marie-Luise Herrmann und Christina Nauesse die Bremerinnen mit zwei hochkarätigen Chancen, was bei Gelingen allerdings in dieser Höhe nicht dem eigentlichen Spielverlauf entsprochen hätte.

Sonnenklar

© FFV LeipzigDie aufmerksame Werder Keeperin Jennifer Martens bewahrte in dieser Phase ihren Klub vor einem höheren Rückstand. Im Gegenzug zappelte der Ball im Netz vom FFV, doch der Treffer der Bremerin Cindy König wurde nicht gegeben, da sie in Abseitsposition stand (86.). Für Leipzigs Verteidigerin Christin Janitzki schienen am Ende die Gründe für den 2:0 Sieg des FFV sonnenklar: "Es war heute nicht unser bestes Spiel, aber wir haben unsere Chancen konsequent genutzt, so eine Partie sollte man auch mal gewinnen können. Wir haben wieder gekämpft, es war trotz Bremer Feldüberlegenheit ein Duell auf Augenhöhe mit besserem Ausgang für uns."  Eine glückliche Angelina Lübcke meinte: " Ich bin happy, denn ich habe beide Tore vorbereitet. Es waren ein Kampfspiel und eine super Teamleistung."

Boden gut machen

Eine sichtlich enttäuschte Werder-Trainerin Chadia Freyhat bemerkte dagen nach dem Schlusspfiff: „Wir haben uns heute nicht mit Ruhm bekleckert und verpasst das Tor zu schießen. Wir müssen in Zukunft kaltschnäuziger vor dem gegnerischen Tor sein." Mit sechs Punkten aus sechs Partien belegt Werder Bremen nun den neunten Rang in der Tabelle. Dank des Heimsieges überholte der FFV Leipzig  die Bremerinnen in der Tabelle des 6. Spieltages. Insgesamt gesehen zählt es zu den wesentlichen Merkmalen dieser Saison, dass sich keine Mannschaft bisher an der Spitze absetzen konnte. Hinter Turbine Potsdam II mussten auch Meppen (12 Punkte), Herford (12) und Gütersloh (10) Federn lassen.

Im Heimspiel gegen SV Meppen am kommenden Sonntag, dem 3. November, kann Werder Bremen zu Hause also Boden gut machen – wenn endlich wieder Tore fallen. Die Leipziger Fußballerinnen werden wieder das Heimrecht geniesen können und FC Viktoria 1889 Berlin empfangen. Spielbeginn für beide Partien wird 14:00 Uhr sein.

So spielten sie:

FFV Leipzig: 12-Sandra Schumann – 2-Sarah Gäbler (18-Lysann Schneider, 39.), 3-Lisa Pfretzschner, 4-Marie-Luise Hermann, 6-Natalie Horn (13-Anne Heller, 62.), 7-Sophie Görner, 9-Lisa Reichenbach, 15-Laura Birne, 16-Christina Nauesse, 18-Christin Janitzki, 19-Angelina Lübcke – Trainer: Dr. Hendrik Rudolph

Werder Bremen:  1-Jennifer Martens – 2-Nadine Moelter, 4-Mayline Danner, 7-Lisa-Marie Scholz, 9-Katharina Schiechtl – 5-Michelle Ulbrich, 6-Anna Mirbach (8-Manjou Wilde, 46.), 21 Jessica Golebiewski, 18-Cindy König, 25-Maren Wallenhorst ( Maike Timmermann, 60.) – 23-Stephanie Goddard – Trainerin: Chadia Freyhat

Tore: 1:0 Nauesse (16.), 2:0 Schneider (75.)

Schiedsrichterin: Annette Raith (Stein)

Zuschauer: 160

Vorheriger ArtikelMerkel muss in der NSA-Spähaffäre endlich deutliche Zeichen setzen
Nächster ArtikelWM-Qualifikation: Online-Petition, FIFA-Kunstrasenpläne und Kroatien-Spiel im Frankfurter Volksbank-Stadion