WDR-Chefredakteur verteidigt Exklusivinterview mit Christian Wulff – Jörg Schönenborn faselt: Die Sender haben ihre Aufgabe „gut gemacht“ – WELTEXPRESS-Chefredakteur Stefan Pribnow erklärt: „ARD und ZDF gehören auf den Scheiterhaufen der Geschichte“

Der Lohnlaberer ist schlecht. Das wissen wir. Denn das Gegenteil ist der Fall. Weder sind ARD und ZDF ein Leitmedium noch ist Jörg Schönenborn ein Leitwolf. Schönenborn ist nichts anderes als ein Aftergänger des Systems, ein Hofberichterstatter, der, wenn der Hof ruft, Bericht erstattet. Und ARD und ZDF sind nicht öffentlicht-rechtlich, was immer das auch bedeuten mag, sie sind Staats-TV und die Eintrittskarte für den beiden Läden sind die Parteibücher von CDU/CSU, FDP und SPD. Das war im rheinischen Kapitalismus so, das ist in der Berliner Republik nicht anders.

Daß der "Hosenscheißer" des Hofes seine Schmonzette mit dem "Blonden" auf dem Stuhl des Bundespräsidenten auch noch rechtfertig, das ist lächerlich wie das "Interview" selbst, welches Ulrich Deppendorf, Chef des ARD-Hauptstadtstudios, und Bettina Schausten, Leiterin des ZDF-Hauptstadtbüros, führten und in dem Sätze zu Freizeiten in Ferienhäusern von reichen Freunden des armseeligen Christian Wulff vielen wie diese: 

Wulff: "Da erhebe ich auch keine Rechnung, wenn mich die Freunde hier in Berlin besuchen."

Schausten: "Hm, aber da hätten Sie natürlich auch sagen können: ‚Ich geb euch mal pro Nacht 150 Euro!‘. Was spricht dagegen eigentlich?"

Wulff: "Machen Sie das bei Ihren Freunden so?"

Schausten: "Ja!"

Wulff: "Dann unterscheidet Sie das von mir, in dem Umgang mit den Freunden."

Schausten hat sich damit ins Abseits interviewt und Schönenborn rechtfertigt den Schmonzes.

Bundespräsident Wulff war vorher heftig dafür kritisiert worden, exklusiv bei öffentlich-rechtlichen Sendern Stellung zu nehmen. Er hatte damit unter anderem Privatsender und Verlage ignoriert. Wir vom WELTEXPRESS hätten wirklich wichtige Fragen gestellt und nicht nur das, wir hätten ihn kritisiert, denn Kritik ist nicht nur eine Leidenschaft des Kopfes, sondern der Kopf der Leidenschaft. Den TV-Talk verfolgten am Mittwochabend mehr als elf Millionen Zuschauer.

Schönenborn sagte: "Es kommt darauf an, welches Ziel man erreichen will. Wenn man maximale Öffentlichkeit will, dann ist das gelungen." Wenn das aber Aufgabe von Staats-TV sein soll, dann sind die sogenannten "öffentlich-rechtlichen" Sender überflüssig wie ein Kropf. Zwar behauptet Schönenborgn, daß er zugleich aber auch "jedes Verständnis dafür" habe, "wenn man in einer Zeitungsredaktion sitzt und einen anderen Blick darauf hat", doch diese Behauptung ist lediglich rhetorischer Natur. Hätte er, Schönenborg, wirklich verstanden, was er "erklärt", dann würde er die Verhältnisse verändern. "ARD und ZDF gehören auf den Scheiterhaufen der Geschichte", wie WELTEXPRESS-Chefredakteur Stefan Pribnow kommentiert.

Mit Material von dapd

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