Tripolis, Tripolitanien; Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Bürgermeister von Tripolis heißt Fajes al-Sarradsch (auch Serradsch geschrieben). Er wähnt sich als Chef eines Staates, der schon lange nicht mehr existiert. Seine Verbündete, darunter auch Paris und Berlin sowie Ankara und Rom lassen ihn in diesem Wahn. Macron und Merkel nennen ihn wider besseren Wissens Ministerpräsident. Dass die meisten Medien dieses miese Spiel mitmachen, das darf nicht wundern, denn das ist die Regel. WELTEXPRESS ist die Ausnahme.
Auch in „Reuters“ (22.8.2020) wird eine „Libysche Regierung“ behauptet und die kündige eine „Waffenruhe an“. Kein Tag vergeht in Tripolis ohne eine Verkündung der Regierung eines Regimes, das Stammes- und Kriegsherren mit Milizen, auch IS-Milizen, besteht. Aus einer Erklärung vom Freitag wird die Regierung des Bürgermeisters von Tripolis in „Reuters“ mit den Worten, er „erteilte allen Streitkräften die Anweisung, das Feuer und alle Kampfeinsätze in allen libyschen Gebieten sofort einzustellen“ wiedergegeben.
Weder wird von Tripolitanien noch von Kyrenaika (auch Cyrenaika geschrieben) gesprochen, aber noch von Chalifa Haftar, dem Gegenspieler von Serradsch. Haftar, der vor allem aus Kairo und Moskau Unterstützung erhält, wird General genannt und Serradsch Ministerpräsident. Die ewige Volksverdummung in Paris und Berlin ist bühnenreif und steht der allgemeinen Verblödung in Arabien in nichts nach.
Dem Putschgeneral Sisi, der sich in Kairo auf den Thron setzte und das Gesicht des Regimes der Generäle in der „zivilen“ Regierung ist, kann das Gerede und Geschreibe allüberall egal sein. Hauptsache, die Milizen aus Tripolitanien, die vor allem von Türken mit Waffen und Munition, mit Moneten und Söldnern unterstützt werden und erst seit dieser Moslembrüder-Hilfe aus der Defensive in die Offensive übergehen konnten, rücken nicht weiter nach Osten und an die Grenze zu Ägypten vor. Kairo plädiert nun offensichtlich für die Zwei-Staaten-Lösung an der Großen Sirte. Die dritte koloniale Provinz namens Fessan wird offensichtlich unter den beiden Herrschaftsräumen aufgeteilt, denn dort in der Wüste sind die schwächsten Stammesführer und Milizenkommandeure zuhause, die stärksten sitzen an der Küste, allesamt Araber. Allerdings verfügen die Tubu auch über Milizen, die dem Bürgermeister in Tripolis die Stange halten, während die Berber mit ihren Milizen zu Haftar halten.
Die Berber, Tubu und Tuareg können den Arabern nicht das Wasser reichen. Sie haben ihre Macht und Herrschaft auf Sand gebaut, nicht auf Öl.
Immerhin baut Haftar auf Volksvertreter. Er befehligt die Streitkräfte des in Kyrenaika sitzenden gewählten Parlaments, aber Volksverteter haben in Paris, Rom, Ankara und Berlin noch nie jemanden wirklich interessiert.