Vorsicht vor den Türken – Muselmanen bei Volksvotum für Ermächtigung Erdogans

"Die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme // Die Moscheen unsere Kasernen, die Gläubigen unsere Soldaten // Diese göttliche Armee ist bereit // […] // Gott ist groß, Gott ist groß." - aus dem Gedicht "İlahi Ordu" ("Göttliche Armee"); in Deutschland ist das Gedicht von Ziya Gökalp bekannt geworden durch Tayyip Erdogans Zitierung, hurriyetim.com.tr (Original türk: "Minareler süngü, kubbeler miğfer // Camiler kışlamız, mü’minler asker // Bu ilahi ordu dinimi bekler // […] // Allahu Ekber, Allahu Ekber.") © Foto: Dr. Bernd Kregel

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Trostlos. „63 Prozent der Türken in Deutschland stimmten für Erdogans Reform“, lautet der Titel eines Beitrags in Spiegel-Online (16.04.2017). Rund die Hälfte der 1,4 Millionen Wahlberechtigte (46 Prozent) sollen laut „Anadolou“ (16.04.2017) abgestimmt haben. Davon votierten laut „Tagesspiegel“ (16.04.2017) 405.000 Wahlberechtigte und also knapp zwei Drittel für das Präsidialsystm und 237.000 meinten „Hayir“, also Nein.

Besonders stark war das Ja-Lager tief im Westen der Berliner Republik, während der Ausgang in Berlin dem im „Einheitsstaat im vordasiatischen Anatolien und südosteuropäischen Ostthrakien“ (Wikipedia) entsprach.

Wie laizistisch oder kemalistisch die Türkei noch ist, darüber lässt sich sicherlich streiten, aber nicht darüber, dass die Trostlosen, die Kümmeltürken in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) das sind, was man ihnen nachsagt, nämlich so trostlos im Kopf zu sein wie der Kiez, in dem sie leben, aussieht. Groß gestört hat es diese Kümmeltürken des Ja-Lagers scheinbar nie.

Dass die geistig und an Eigentum armen türkischen Staatsbürger in Westdeutschland das gelobte Land sahen und zwar als Gastarbeiter und Almosenempfänger, das ist Allgemeinwissen. Dass mit Beginn der 1960er Jahre die Wanderarbeiter nicht mehr zurückwanderten sondern sich in diesem aus Wohlstandsbürgersicht miesen Paradies häuslich einrichteten, ab den 1970er Jahren, als die Anwerbung der Arbeiter in Anatolien gestoppt wurde, immer mehr Leute nachholten und mit diesen Parallelgesellschaften gründeten, die vom türkischen Staat und Kapital sowie von Muselmanen immer und immer besser bestallt wurden, auch das ist Allgemeinwissen. Hinzu kam, dass das Geld für die Kinder der Gastarbeiter, die in der Türkei blieben, gekürzt wurden.

Immerhin kamen nach dem Militärputsch 1980 auch Türken mit mehr Bildung in die Bundesrepublik, darunter Künstler und Intellektuelle. Diese Welle führte zu vermehrtem Unbehagen in der BRD bis hin zur offenen Ausländerfeindlichkeit. Zwar wollte Kanzler Kohl die Rückführung, um die Zahl der Türken in Westdeutschland zu halbieren, doch das wurde zum Rohrkrepierer. Mit allerlei Maßnahmen wie Abschiedsgeld versuchte der westdeutsche Staat die Türken zur Rückkehr zu bewegen, doch nur 100 000 zogen zurück nach Kleinasien. Kohls Maßnahmen waren Misserfolge. Ab den 1990er Jahren kamen immer mehr Türken und auf dem Gebiet der aktuellen BRD kippte die Stimmung. Anschläge und Attentate nicht nur gegen Türken sondern allgemein gegen Ausländer nahmen zu.

Zu nahm auch die Zahl der Fremden. Die wenigsten waren Flüchtlinge. Die meisten kamen als Neusiedler. In nur zehn Jahren verdoppelt sich unter Kanzlerin Merkel die Zahl der Zugezogenen von über 6 Millionen im Jahr 2006 auf über 12 Millionen. Zugleich wurden immer mehr Kinder von Ausländern in der BRD geboren. Merkel erklärte sich 2008 zur Kanzlerin der Deutschtürken.

Den meisten dieser Deutschtürken geht Merkel an Anatolien vorbei. Sie beteiligten sich am Volksvotum zur Ermächtigung des türkischen Präsidenten. Und umgekehrt. Die meisten Volksvertreter in den über- und untergeordneten Parlamenten der BRD, also vom Reichstag bis zur Rathaustagung in der Gegend um Halle, die einst als Kümmeltürkei bezeichnet wurde, weil dort laut Wikipedia „seinerzeit viel Kümmel angebaut“ wurde – trostlos ist es dort vielerorts immer noch -, zeigten erbärmlich wenig Engagement gegen diese Ermächtigung und somit, dass der Schoss bei den Leuten, die als Kinder wie Obelix ins Fass des Antifaschismus gefallen zu sein schienen, immer noch fruchtbar ist, aus dem der Faschismus kroch.

Der autoritäre Charakter und das Muselmanentum, das passt. Bei zu vielen Türken bricht dieser Charakter in permanenter Penetranz aus und erhält beim aktuellen Ausbruch durch das angebliche Volksvotum eine neue Form. Dabei war das Verfassungsreferendum weder frei noch fair. Propaganda auch in der BRD und politische Verhaftungen in der Türkei gehören seit Monaten für immer mehr Menschen zur Tagesordnung, Leimruten und Peitschen für schwächliche Charaktere zum Tagesbefehl.

Dafür bekam Erdogan in Deutschland und in Zentralanatolien die größte Zustimmung. Dass nach dem 51,4-Prozent-Sieg die Pläne des Präsidenten Erdogan umgesetzt werden, das dürfte allen klar sein. Ob die Wahl fair oder frei oder sogar mehr oder minder massiv manipuliert war, das spielt keine Rolle. Der Notstand wird zum Normalzustand. Die Zustände in der Türkei scheinen für Aufgeklärte der Aufstände wert. Doch das Fenster für fortschrittliche Veränderungen in der islamischen Türkei dürfte sich für die nächste Zeit schließen, ähnlich wie 1933 im Deutschen Reich. Protest und Widerstand muss mehr denn je von außen kommen. Doch aus Deutschland kommen Geschenke, Waffen und Geld.

Dass für die Merkel-Administration in Berlin diese Türkei weiter Premiumpartner ist, das ist angesichts der eigenen Vergangenheit, die nicht vergehen will, peinlich. Doch nicht nur die gegenwärtige Außen- und Migrationspolitik der Merkel-Regierung ist ein Desaster. Das Versagen des deutschen Staates zieht sich durch die ganze Geschichte der BRD. Die Assimilierung der Türken und die Säkularisierung der Muselmanen ist eine Geschichte des Scheiterns. Sie ist auch eine Geschichte des Scheiterns der Parteien mit einem C im Namen.

Die Aussichten sind trostlos. Die Islamisierung der nur teilsäkularisierten BRD wie die des ganzen Abendlandes schreitet unaufhörlich und schneller voran als noch im letzten Jahrhundert. Der „ORF“ (16.04.2017) teilt mit: „In Österreich, Deutschland und den Niederlanden erreichte das Ja-Lager laut derzeitigem Auszählungsstand eine große Mehrheit. Eine überwältigende Zustimmung von fast 80 Prozent gab es in Belgien. Auch in Frankreich, Norwegen, Dänemark und Luxemburg wohnende Türken stimmt mehrheitlich für Ja.“

Das neueste Wahlergebnis der Türken sollte nicht nur Atheisten in Europa eine Mahnung sein.

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