Die wohl schönste Art, sich den touristischen Attraktionen zu nähern, ist eine Radtour. Vor allem auf dem rund 250 km langen Abschnitt des bestens ausgebauten Moselradweg zwischen Trier und Koblenz, auf dem sich der Fluss in vielen Schleifen windet, reiht sich eine touristische Perle an die andere. In Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, wo die Römer bereits im ersten Jahrhundert v. Chr. Wein anbauten und bis heute sichtbare Spuren hinterließen, gehört ein Altstadtbummel zur Porta Nigra am Rand der Altstadt zum Pflichtprogramm. Und nach dem Besuch führt der Moselradweg über die Römerbrücke, die älteste römische Brücke nördlich der Alpen, die auch heute noch dem modernen Verkehr problemlos gewachsen ist, hinaus aus der Stadt auf die linke Flussseite in Richtung Koblenz.
Doch so weit sind wir noch lange nicht. Kurz hinter dem historischen Fährtum von Schweich hat es sich auf dem Radweg, der sämtlichen Windungen der Mosel folgt, eine Entenfamilie mit ihren vier tollpatschigen Jungen gemütlich gemacht. Sanft lassen sie sich ans Ufer und weiter in den Fluss begleiten. Später, bei Riol, reizt ein größerer Badesee, zu dem auch einer der unzählichen Campingplätze an der Mosel gehört, zu einer kleinen Erfrischungspause. In der Mosel ist Baden nicht empfehlenswert. Dem Chef der Wasserschutzpolizei Cochem, Achim Bartholome, zufolge ist der Fluss in den vergangenen Jahrzehnten zwar deutlich sauberer geworden, aber in der Mosel gibt es viele Strudel, die auch geübten Schwimmern gefährlich werden können. Und von Schiffen sollte man sich fernhalten.
Immer wieder wechselt der Radweg von der einen auf die andere Moselseite. In Neumagen geht es rechts weiter; wir sind auf der richtigen Seite. Der älteste Weinort Deutschlands ist berühmt geworden durch das 1878 gefundene Neumagener Weinschiff, eine in Stein gehauene Nachbildung der Schiffe, mit denen die Römer zu ihrer Zeit den Moselwein transportierten. Das Original steht heute im Rheinischen Landesmuseum Trier, ein Abguss in der Ortsmitte von Neumagen neben der Peterskapelle.
Der berühmte Mosel-Wein war schon zur Römerzeit ein wichtiges Handelsgut. Heute bewirtschaften entlang der deutschen Mosel und ihrer Nebenflüssen mehr als 4000 Winzer in rund hundert Weinorten etwa 8800 Hektar Weinbergsfläche mit etwa 55 Millionen Rebstöcken. Jährlich werden rund 1,5 Millionen Hektoliter Wein produziert. Wichtigste Rebsorte ist der Riesling, der auf den Schieferböden der Steillagen hervorragende Wachstumsbedingungen findet. Die Weinanbaugebiete ziehen sich, wie der Rübergerger Domherrenberg, zum Teil so abenteuerlich steile Hänge hinauf, dass die Winzer nur mit Zugseilen und speziellen Zahnradbahnen, den sogenannten Monorackbahnen, arbeiten können. Der steilste Weinberg der Welt ist der Bremmer Calmont mit einer Hangneigung von ca. 65 Grad.
Wie schwierig und mühsam die Arbeit der Winzer ist, zeigt anschaulich das Weinmuseum in Bernkastel-Kues. Doch die meisten der Besucher drängen sich in der kleinen Stadt, die von der Burg Landshut überragt wird, auf dem mittelalterlichen Markplatz mit seinen Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Wegen des Gedränges ist es ratsam, sein Rad am Rand der Stadt auf dem speziellen Radparkplatz an der Mosel abzustellen. Einfacher gelangt man mit dem Rad in das hinter den nächsten Moselschleife liegende Traben-Trarbach. Durch das imposante Brückentor führt der Weg über den Fluss hinüber in den Stadtteil Trarbach, der sich seiner Jugendstilhäuser rühmt; dazu zählt das „Bellevue“, das einzige Jugendstilhotel Deutschlands. Die Gebäude erinnern, wie Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus berichtet, an die 1930er Jahre, als Traben-Trarbach zu den bedeutendsten Weinhandelsplätzen der Welt gehörte. In dieser Zeit entstand auch die Traben-Trarbacher Unterwelt, ein einzigartiges, weit verzweigtes, sehenswertes System mit mehr als 30 Weinkellern.
Man kann auch hoch hinaus gehen im Moseltal. Mehr als zehn Burgen überragen den Fluß auf seinem Weg von Trier nach Koblenz. Viele sind am Radweg bereits von weitem sichtbar, wie die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg Metternich, die bei Beilstein auf einem rund 60 m hohen Felsrücken thront; sie gehört zu den geschichtsträchtigsten der Region. Im Jahr 1673 erwarben die Herren von Metternich die Anlage, deren Namen die Burg noch heute trägt. Die Familie Sprenger-Herzer, der die Burg jetzt gehört, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Burg zu erhalten und mittelalterliche Traditionen zu pflegen.
Das gilt auch für andere Burgen, wie die Reichsburg von Cochem. Das rustikale Rittermahl oder Geisterführungen für Kinder mit Räuberessen gehören zu gefragten Veranstaltungen. Doch wie auch in anderen Orten an der Mosel müssen die Gastgeber aufpassen, ihrem Charme nicht durch phantasielose Angebote und Allerwelts-Veranstaltungern zu schaden. „Wir sind uns bewusst, dass wir Schwachstellen haben“, sagt Sabine Winkhaus-Robert, Chefin der Mosellandtouristik. Allerdings werde daran gearbeitet. Es gebe Qualifizierungsprogramme und viele Gastgeber, die auf Qualität setzen.
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