Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Nachricht über einen neuen US-amerikanischen Botschafter für Deutschland reißt hier keinen vom Hocker. Vor dem Hintergrund der anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA und dem Nominierungsverfahren im Senat ist fraglich, ob man sich den Namen überhaupt merken muss. Es könnte sich um eine Luftbuchung in jeder Hinsicht handeln.
Vermutlich will Herr Macgregor noch nicht einmal mit einem Umzugscontainer in Berlin aufkreuzen. Manch einer hat bekanntlich „noch einen Koffer in Berlin“. Bei der Kürze von Verweildauer-Zeitabschnitten für US-Botschafter in Deutschland reicht es, wenn er einen Koffer dabei hat. Vielleicht ist er schon wieder weg, bevor er das Beglaubigungsschreiben bei demjenigen abgibt, der seinen Präsidenten einmal einen „Hassprediger“ genannt hatte. Soweit eine Anmerkung dazu, wie willkommen bei der derzeitigen deutschen Staatsspitze diejenigen sind, die Präsident Trump repräsentieren.
An diesen Umständen wird das ganze Dilemma der amerikanisch-deutschen Beziehungen deutlich. Der Hase liegt dabei zunächst in Berlin im Pfeffer. Spannend wird es jedenfalls, wenn Präsident Trump mittels Corona versenkt werden sollte. Berlin stand mannhaft gegen einen Präsidenten Trump auf, der mit guten Beziehungen zu Russland „um die Ecke kam“.
Man muss sich an den Kopf fassen. Da kommt jemand in Washington ins Amt, der eigentlich das wollte, was im nationalen deutschen Interesse lag und immer liegen wird: eine entspannte Lage in Europa und transatlantisch. Doch Berlin verbündete sich mit den patentierten Kriegstreibern in Washington und im Ergebnis haben wir eine Lage in Europa, die „grottenschlecht“ genannt werden muss. Es kommt aber noch schlimmer. Die Verweigerungshaltung in Berlin und Europa hat einen Erosionsprozess in den USA selbst in Gang gesetzt, der mit „America first“ kaum noch geeignet sein dürfte, schwierige Verhältnisse für die USA zu verhindern.
Die täglichen Bürgerkriegsbilder aus den USA sind aufschlussreich. In allen anderen Ländern auf dem Globus wäre schon längst der amerikanische Botschafter mitten in den Demonstrationen aufgetaucht, hätte was von „demokratischen Werten“ gefaselt und geschmierte Stullen nach Kiewer Modell fernsehwirksam verteilt. Die Umsturzagentur OTPOR ist dort angekommen, von wo aus das Konzept und wohl auch das Geld zur Verfügung gestellt worden sein dürfte.
Vor diesem Hintergrund sollte man abwarten, wie sich in den kommenden Jahren die USA schütteln, um einen amerikanischen Botschafter begrüßen zu können, der ein berechenbares und auf andere Staaten zugehendes Land repräsentieren wird. Damit wird es allerdings nicht getan sein. Die Präsenz der USA leitet sich in Europa auch und vor allem aus zwei Weltkriegen ab. Nicht zuletzt die Beseitigung des Nationalsozialismus und von Herrn Hitler ist eine fortwährende Begründung. Der Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf der Seite Frankreichs und Englands, um nicht die Finanzschuldner zu verlieren, fällt dabei weniger ins Gewicht.
Da hat dieser Corona-Sommer allerdings ein neues, historisches Fass aufgemacht. Die Präsidenten Putin und Macron haben auf die Verantwortung für den aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland hingewiesen. Man wird das Bild nicht los, dass über die Finanzierung der Hitler-Partei aus den USA und England erst das historische Monster geschaffen wurde, das im Zweiten Weltkrieg dann niedergerungen werden sollte. Dabei geht es nicht nur um den Zugang zur jüngeren deutschen Geschichte. Es geht um das Modell, nach dem heute Moskau und Peking an die Kandarre gelegt werden sollen, wie Alexander Sosnowski und ich in unserem Buch: „Und immer wieder Versailles“ 2019 deutlich gemacht haben.