Wer Wind sät … – Viele Verhaftungen auf Sri Lanka nach den Attentaten mit über 350 Toten und 500 Verletzten

Blick über buddhistische Statuen auf Colombo. Quelle: Pixabay, Foto: Andromachos Dimitrokallis

Colombo, Sri Lanka (Weltexpress). Nach den Attentaten auf Sri Lanka ist nicht nur die Zahl der Toten weiter in die Höhe gegangen. Nach neuesten Mitteilungen der Behörden liegt sie bei 359, während die Zahl der Verletzten bei über 500 liegt.

Auch die Zahl der Festgenommenen steigt im Inselstaat Sri Lanka ständig. „Ermittler haben in Sri Lanka 16 weitere Verdächtige festgenommen“, teilt die „Zeit“ (25.4.2019) mit und und informiert darüber, dass „nach Behördenangaben … damit 76 Menschen in Gewahrsam“ seien. „Zudem wurden mehrere Fahrzeuge beschlagnahmt und neue polizeiliche Vorkehrungen getroffen. Unter anderem wurde ein Flugverbot für Drohnen erlassen. Unterstützt werden die einheimischen Ermittler von Teams der US-Bundespolizei FBI und Interpol.“

Unter den Festgenommenen ist auch der Vater zweiter mutmaßlicher Attentäter. Mohammad Yusuf Ibrahim gilt als Magnat und also einer der reichsten und einflußreichsten Männer auf der Insel.

In „Süddeutsche Zeitung“ (25.4.2019) wird darauf eingegangen: „Wie die New York Times berichtete, hatte die Polizei bereits am Sonntag das Anwesen der Ibrahims durchsucht. Dabei habe sich eine Frau mit ihren beiden Kindern in die Luft gesprengt, es soll sich um die Ehefrau eines der Söhne handeln. Am Mittwoch gaben die Sicherheitsbehörden außerdem bekannt, die meisten Attentäter seien gut ausgebildet gewesen und stammten aus Mittelklasse-Familien.“

Dass der Islamischer Staat, der nun kein Staat mehr ist, sich zu den Attentaten bekannte, das wird in allen Medien erwähnt. In „Spiegel-Online“ (25.4.2019) wird ergänzt, dass „die Echtheit der Nachricht … sich nicht unabhängig überprüfen“ lasse. Außerdem würden „Sri Lankas Behörden … eine einheimische Islamistengruppe verantwortlich“ machen, „die aber Hilfe aus dem Ausland gehabt haben“ solle. „Nach Einschätzung der Regierung waren die Taten als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht“, heißt es weiter.

Die Muselmanen, so heißt es in manchen Medien, würden bei der überwiegend buddhistischen Bevölkerung unter Generalverdacht geraten. Aus Erfahrung muss darauf hingewiesen werden, dass sich auf Sri Lanka der Terror von Minderheiten und Unterdrückten und der Staatsterror oftmals die Waage.

Auch diese Attentaten haben eine internationale Dimension und beschäftigen Geheimdienste von Staaten, die geopolitische Interessen im Indischen Ozean hegen und pflegen. Nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika sind involviert, auch die Volksrepublik China, bei der Sri Lanka gewaltig in der Kreide steht und deswegen schon den Hafen Hambantota für 99 Jahre verschenkte beziehungsweise verpachtete. Nicht nur die heimische Bevölkerung rund um den Hafen, deren Dörfer dem Erdboden gleichgemacht werden, bleibt auf der Strecke, während in Colombo die Bourgeoisie der Insel weiter davon träumt, aus Sri Lanka ein zweites Singapur oder Dubai zu machen. Es sind dieselben Leute, die sich unter Präsident Mahinda Rajapakse bei den Chinesen hoch verschuldeten. Viele Zeichen auf Sri Lanka deuteten auf politischen Sturm und nicht auf laue Lüftchen, denn die herrschende Klasse hat auch nach dem letzten Krieg Wind gesät.

Nicht zu unterschätzen ist der gewaltige Bevölkerungswachstum auf der Insel. Von Mitte der vergangenen Jahrhunderts bis heute hat sie die Zahl der Staatsbürger mehr als verdoppelt. Sie stieg von 9,90 Mio in den 1960ern auf 21,44 Mio Einwohner im Jahr 2017 an. 116,7 Prozent in 57 Jahren und das, was da ist und geschaffen werden kann, das reicht nicht für alle. Der Frust der Belogenen und Betrogenen wächst, aber auch die Wut.

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