Verlorene Illusionen – Christian Ulmen wird zur unkomischen Kino-Erscheinung in „Vater Morgana“

„Ich weiß, ich habe Fehler gemacht.“, gesteht Lutz „Vater Morgana“, nachdem er wie aus dem Nichts auftauchte, als sein Sohn seiner Freundin Anette (Felicitas Woll) einen Heiratsantrag machen wollte. Der wohl schlimmste dieser Fehler ist Lutz, dem nichts lieber wäre, als wenn der an Alzheimer erkrankte alte Mann wieder verschwinden würde. Walther hingegen erweist sich trotz seiner wachsenden Demenz als der unverbesserliche Gauner, der er früher war. Zum Leidwesen seines Sohnes, der die Konsequenzen am eigenen Leib zu spüren bekommt. Anders als von der menschlichen „Vater Morgana“ Walter lässt sich von Ulmen nicht behaupten, er wäre nie da. Im Gegenteil entwickelt der Spezialist für humorlosen Klamauk eine quälende Leinwandpräsenz. Allein in den letzten Monaten drehte er sich in „Männerherzen“, „Maria, ihm schmeckt ´s nicht!“ und zuletzt „Hochzeitspolka“ an die unangefochtene Spitze penetranter deutscher (Un-)Komiker.

Die fragwürdigen Witze zielen dabei auffallend hartnäckig auf andere Nationalitäten oder bestimmte Menschengruppen ab. Nachdem in „Maria, ihm schmeckt ´s nicht!“ über die vermeintlichen Eigenheiten der Italiener hergezogen wurde und „Hochzeitspolka“ in noch üblerer Weise Polen verspottete, trifft es in „Vater Morgana“ gleich zwei Gruppen auf einmal: ältere Menschen und Demenzkranke. Worte vertauschen ist ungeheuer witzig, glaubt Endemann und lässt den weit besserer Rollen würdigen Michael Gwisdek eine denkbar grobschlächtige Darstellung eines Demenzkranken vorführen. Walther fragt nach Matjes, obwohl er Zucker meint, und nennt Anette Sabine. „Kennst du einen, kennst du alle.“, beschwert sich eine Freundin Annettes treffend über diese Kategorie von Humor.

Über die stets nach dem gleichen Schema laufenden Komödien Ulmens ließe sich das selbe sagen. Anders als es Lutz zu Filmbeginn beschreibt, wächst aus Komplikationen nichts „Schönes, Klares, Erhellendes“, zumindest nicht den Komplikationen des mit einfallslosem Drehbuch, platten Dialogen und geschmacklosen Scherzen behafteten Plots. Den einzigen Hoffnungsschimmer des abgeschmackten Machwerks verspricht die menschliche „Vater Morgana“: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Das scheint durch den Türspalt des Kinosaals. Draußen ist man erlöst von Endemanns quälender „Vater Morgana“.

Titel: Vater Morgana

Land/ Jahr: Deutschland 2010

Genre: Komödie

Kinostart: 16. Dezember 2010

Regie: Till Endemann

Drehbuch: Till Endemann, Daniel Schwarz

Darsteller: Christian Ulmen, Felicitas Woll, Michael Gwisdek, Marc Hosemann, Hein Hoenig, Ulrike Krumbiegel, Michael Lott, Hans Peter Korff, Aykut Kayacik

Kamera: Lars Liebold

Musik: Daniel Welbat, Stephan Gade

Schnitt: NorbertHerzner

Laufzeit: 90 Minuten

Verleih: Warner Bros.

www.warnerbros.de

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