Unter einer Decke stecken – Serie: „Heimtextil 2011“ auf dem Messegelände in Frankfurt am Main (Teil 2/2)

Aber nein, nicht mit dem Durchsetzen, so weit sind wir noch nicht. Aber doch schon die ersten Frühlingsboten. Was wir überhaupt meinen? Dann fragen Sie mal Ihre Eltern oder Großeltern, was die dazu gesagt hätten, unter einem gemeinsamen Deckbett schlafen zu sollen. Igitt. Nein, es war urdeutscher und auch österreichischer Brauch, daß selbst in den nebeneinanderstehen oder durchgehenden Ehebetten jeder eine eigene Bettdecke besaß, meist in den Maßen 135 x 200 cm. Das war auch das Einheitsmaß für die Bettwäsche, die ja früher schon zu Backfischtagen verschenkt und für die Aussteuer gesammelt wurde. Das ist nicht nur lange her und heute kein Brauch mehr, das wäre heutzutage auch kontraproduktiv, denn in all den vielen Änderungen unseres Lebens ändert sich beharrlich die Maßverhältnisse unserer Bettdecken.

Die neue Länge, bis 2,30 und 2,40 Meter, hätte sich einfach aufgrund des Längenwachstums der Heutigen ergeben. Die sind im Schnitt nun alle so groß, daß sich die Decken- und Bettwäschelänge anpassen mußte. Glaubt man den Statistiken – und wir glauben sie, weil wir das täglich sehen -, dann ist auch das Breitenwachstum, also die Fettleibigkeit in Dimensionen angelangt, so daß die 135 Zentimeter schon lange nicht mehr reichen. Das ist aber nicht der Grund für die neue Breite von 150 Zentimeter, sondern der Faktor Komfort. Als solche nämlich bezeichnet der Handel diese Größe.

Das Spannende aber passiert beim Zweierbett. War es also bis jetzt üblich, unter einer Einzeldecke zu schlafen und nur beim Schlafzimmerbett eine einzige Tagesdecke oben darüber zu legen, so nimmt die Einbettdecke für zwei zu. Macht man sich auf der Heimtextil unter dieser Fragestellung auf den Weg und verbringt die Zeit in den Hallen 8, auch 9, mit Gesprächen mit den Deckenherstellern, dann kann man anschließend ein soziologisches Seminar mit den Gesprächsergebnissen bestreiten. Nicht nur weiß jeder Aussteller etwas anderes, das Entscheidende ist, die gemeinsame Erkenntnis. Und die lautet eindeutig: auch bei den Deutschen gibt es den Trend zum gemeinsamen Deckbett.

Das fing mit den 2 x 2 Meter Bettdecken an. Die sind aber untauglich. Zum Schlafen zu wenig breit und für Lange auch zu kurz, machen sie es niemandem recht. Da braucht man mindestens die Breite von 2,20, besser noch bis 2,40, aber inzwischen gibt es sogar schon 2,70 Zentimeter und mehr. Die Länge ist vom Wuchs abhängig. Warum das etwas mit Kulturgeschichte zu tun hat, liegt schlicht daran, daß die Deckenfrage nichts Gott- oder Naturgegebenes ist, sondern Ausdruck der Entwicklung im privaten Leben. Es sei eindeutig, meinen die Bettenproduzenten, daß sich mit dem Einbett die südlichen Länder nun nach Norden ausstreckten. Denn in Italien und Frankreich habe immer schon die gemeinsame Decke vorgeherrscht. In England und Spanien auch, können wir aus eigener Kenntnis hinzufügen.

Warum das so ist, ist eine ganz andere und nicht leicht beantwortbare Frage, weshalb wir hier die Finger davon lassen. Denn zu sagen, daß deutsche Paar heute eine größere Nähe zueinander hätten als ihre Vorfahren, würde die Förmlichkeit verschweigen, die beispielsweise in besser gestellten französischen Familien Tradition ist. Aber wäre das nicht ein interessantes Thema für eine wissenschaftliche Arbeit? So müssen wir es dabei belassen, was wir beim Herumfragen so nebenbei erfuhren. Daß es in den Beneluxländern immer schon die große Einheitsdecke gab und daß es in Deutschland eine Region gibt, in der es auch zuvor schon diese Decke gab: Das Münsterland und das Sauerland. Das wird ja immer interessanter, auf was wir da gestoßen werden. Da fällt einem nur noch Brechts Dreigroschenoper ein, der singen läßt:“Denn wie man sich bettet, so liegt man, es deckt einen da keiner zu“.

Zu kurz kommen diesmal unsere Informationen über Neuigkeiten. Aber bei smartfiber in Halle 8 gehen wir immer vorbei, sagen auch, daß wir diese innovative Firma aus Thüringen besonders schätzen, an der uns nur der englische Name nicht gefällt und fragen nach Neuem. Da allerdings konnte man uns mit dem Stichwort Nachhaltigkeit gehörig bremsen. Was soll, dachten wir dann selber, eigentlich diese Sucht nach ständig Neuem. Gehört es nicht zu vernünftigem und ressourceschützenden Verhalten dazu, etwas Gelungenes auch zu gebrauchen, also als Erfinder und Produzent von neuen Fasern, sowohl den silber- wie zinkhaltigen dafür zu sorgen, daß der Endverbraucher sie in Form von Textilien oder Tüchern überall kaufen kann. Denn noch ist es nicht soweit. Deshalb hatte das Textilunternehmen Karl Rieker gut getan, die Verwendung von smartel TM sensitive-Fasern in Bettwäsche und Spannbettüchern am smartfiber-Stand vorzuführen. Es sind die hautpflegenden und –schützenden Eigenschaften um die es geht und die sogar bei echten Krankheitsbildern wie Neurodermitis oder wunder Haut Wunder wirken.

Die Abschlußzahlen der Heimtextil lauten: 5 Prozent mehr Aussteller und 3 Prozent mehr Besucher. Von diesen wiederum kamen die meisten aus Italien, Türkei, England, China und Spanien. Wir fragten einen der ebenfalls zahlreich erschienen Amerikaner nach seiner Einschätzung: „Die Zahlen müssen einfach gut sein und die Erwartungen erfüllt haben. So zumindest war die Stimmung auf der Messe selbst.“ Daß die Besucher gut gelaunt waren, zeigt, daß sie auf das gestoßen sind, was sie im nächsten Jahr zu verkaufen glauben und deshalb jetzt ordern. Und Letzteres ist dann das, was nach den guten Fachgesprächen an den Messeständen auch die Aussteller so richtig zufrieden stellt. Ein wirklich gelungener Jahresauftakt für das Messegeschäft in Frankfurt.

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Die Messe fand bis 15. Januar 2011 auf dem Messegelände Frankfurt statt. Die nächste Heimtextil findet vom 11. bis 14. Januar 2012 statt.

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www.heimtextil.messefrankfurt.com

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