Und die Liebe höret nimmer auf … – „Cherie“ von Stephen Frears mit der übersinnlich schönen Michelle Pfeiffer

Das fängt schon mit der Auswahl der Darsteller an. Vor dem Sehen hätte man sich so manche berühmte Schauspielerin als die Kokotte Léa vorstellen können, nach dem Film niemanden mehr, so schön fotografiert, schön angezogen, so schön liebend, so schön alternd ist Michelle Pfeiffer in der Rolle der älter werdenden Liebhaberin von Männern, der ihre Berufskollegin (Kathy Bates) ihren Sohn Fred (Rupert Friend) zuführt, in der Hoffnung, daß dieser, mit 19 Jahren schon vom Liebesleben erschöpft und ausgezehrt, bei der schönen und erfahrenen Léa nun die Liebe richtig lernen wird.

So geschieht es. Der schon mit sechs Jahren von Léa „Cherie“ getaufte Jüngling, wird so ein rechter Liebling der Kurtisane, die selber nicht weiß, was ihr da geschieht, denn immerhin sechs Jahre währt das gemeinsame Glück, das sie dirigiert und das sie finanziert. Dann soll er heiraten, der junge Sproß, denn seine Mutter, die keine Liebe und keinen Mann mehr will und dem Sohn auch niemals eine Mutter war, will Enkel. Man bleibt im Gewerbe. Denn die Zukünftige ist die Tochter der dritten Kokotte im Bunde. Die Hochzeit wird durchgezogen, Léa leidet, der junge Ehemann nicht minder und die unschuldige Ehefrau erst recht.

Übel geht es aus, denn als nach einer Flucht von Léa und ihrem Versuch, es mit einem weiteren jungen Liebhaber zu versuchen und Cheries Rückkehr von der Hochzeitsreise nach Italien, von der sie hört und die auch sie zur Rückkehr veranlaßt, als sich also beide in Paris in ihrem Schlafzimmer wiedertreffen, zu dem er sich mit Gewalt des Nachts Zutritt verschafft, findet in einer Liebesnacht das Bestätigung, was beide zuvor sich so vehement nie eingestanden: sie lieben sich. Und obwohl er am nächsten Morgen glasklar, aber zum ersten Mal erkennt, daß sie eine alte Frau geworden ist, was sie ihm anmerkt und darauf reagiert, indem sie die gemeinsame Flucht abbläst und ihn zurück nach Hause schickt, ist es insofern ein gutes Ende, weil dieser Film, dieses Buch von echter Liebe spricht. Denn als nun alles seinen ordentlichen Gang geht und die Familie gegründet werden soll, hält auf Dauer der gewesene Cherie ein Leben ohne Léa nicht aus und erschießt sich, hört man aus dem Off.

„Wenn Du einmal die Jugend geschmeckt hast, willst Du von ihr immer mehr oder kannst Du von ihr nicht lassen.“, sagte Léa im Film. Aber eigentlich ist es das nicht. Denn, wenn der Film etwas zeigt, ist es, daß Gefühle wie Liebe von Menschen nicht ergründbar sind, an kein Alter gebunden und vernünftigen Erklärungen und Entscheidungen nicht zugänglich sind. Der Film spielt in den 20er Jahren und eigentlich ist es die Jahrhundertwende, die gezeigt wird, mit ihrer Opulenz, die eine Wehmut erzeugt, die einer untergegangenen Welt gilt, die aber so schön, wie sie hier dargestellt wird, nie war.

Titel: Cherie
Start: 27. August
Regie und Drehbuch: Stephen Frears
Darsteller: Michelle Pfeiffer, Rupert Friend, Kathy Bates
Verleih: Prokino

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