Überholspur auf der Wüstenpiste – Dubais stürmischer Aufbruch in die Moderne

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014

„Warum denn gleich in die Luft gehen?“ Es dauert nur wenige Augenblicke, bis die anfängliche Zurückhaltung beim Blick aus der Glaskanzel des Helikopters umschlägt in Sprachlosigkeit. Denn erst aus der Vogelperspektive erschließt sich der Bauboom, der in den letzten Jahren von Dubai Besitz ergriffen hat. Dazu geeignet, den einstmals  bescheidenen Wüstenort in eine pulsierende Großstadt zu verwandeln. Erst recht nach dem Zuschlag für die „Expo 2020“, die hier in absehbarer Zeit aufwändig ausgerichtet werden soll.

Die beeindruckende Spitzenposition, in die sich Dubai im souveränen Umgang mit Stahlbeton und Glasfassaden zunehmend hinauf katapultiert, verfügt bereits über ein Symbol. Schlank ragt das Burj Khalifa aus dem Morgendunst hinauf in den blauen Himmel. Die gerade Linienführung nur ab und zu unterbrochen durch halbkreisförmige Aussichtsplattformen. „Mit 826 Metern Höhe der einzige Wolkenkratzer der Welt, der diesen Namen wirklich verdient“, lässt Iwona, die junge Pilotin des Helikopters, über Kopfhörer verlauten. Ob es wohl stimmt, dass die Pläne für ein noch höheres Projekt bereits in den Schubladen der Stadtplaner auf ihre Umsetzung warten?

Utopie aus der Vogelperspektive

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Denn zuzutrauen ist ihnen alles, den architektonischen Vor- und Querdenkern der Region. Wer sonst wäre wohl darauf gekommen, aus dem Meeresgrund heraus durch Aufschüttung von Kies und Sand eine gigantische „Palme“ erstehen zu lassen? Ebenfalls Inbegriff für den Modernitätsschub, der von dem Emirat Besitz ergriffen hat. Aus der Perspektive des Helikopters werden nun ihre geschwungenen weit ausladenden Blätter im Gegenlicht erkennbar. Übersät mit modernen Villen, deren pure Existenz den Erfolg dieser eigenwilligen städtebaulichen Utopie unterstreicht. Am ihrem oberen Ende unübersehbar das Hotel Atlantis als Abschluss dieser futuristischen Wohnwelt, die hier auf fantasievolle Weise bereits in der Gegenwart angelangt ist.

Ein Hingucker natürlich auch das einem Segelschiff nachempfundene Superhotel Burj Al Arab, dem man seine Größe auf den ersten Blick nicht ansieht. Immerhin soll, so meldet sich Pilotin Iwona erneut zu Wort, die New Yorker Freiheitsstatue mehrfach Platz darin finden. Und schwärmerische Gutachter wollen dem Ausnahmehotel  in ihrem Überschwang statt der sonst üblichen fünf gleich sieben Sterne verleihen. Nur schade, dass eine Landung auf der riesigen Rundscheibe des Hubschrauber-Landeplatzes in 300 Metern Höhe als Abschluss dieses Rundfluges nicht vorgesehen ist.

Windtürme im arabischen Stil

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Stattdessen ein Bootsausflug durch die Marina, der offiziellen Anlegestelle für schnittige Boote aller Art, insbesondere für die Superyachten der Scheichs von Dubai. Insgesamt ein von Wasserstraßen durchzogenes Neubaugebiet, an dessen Ufern Büro-Hochhäuser mit glitzernden Glasfassaden wie Pilze aus dem Boden schießen. Ergebnis eines Baubooms, der nur in drei Arbeitsschichten rund um die Uhr bewerkstelligt werden kann, wie der philippinische Bootsführer Mark Antonio erklärt. Das ganze Jahr über und nur unterbrochen durch zwei oder höchstens drei Feiertage. In einem zwar äußerst effektiven Akkordtempo, das jedoch bei erstaunten Besuchern oftmals die Frage nach den Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeitskräfte aus Indien und Pakistan laut werden lässt.

Und doch kann Dubai auch anders. Denn inmitten seiner oftmals Schwindel erregenden Kulisse finden sich alternative Zufluchtsorte, die es jenseits aller Hektik erst zu entdecken gilt. So zum Beispiel das Madinat Jumeirah, ein modernes Strandresort unter Palmen, das sich mit seinen hoch aufragenden Windtürmen im arabischen Stil zugleich der heimischen Tradition verschrieben hat. Und das in dieser gelungenen Mischung mit durchdachten atmosphärischen Details eine als wohltuend empfundene Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt.  

Stars und Sternchen der Filmfestspiele

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Gabriele Kurz aus Berchtesgaden kann es beurteilen. Als Küchenchefin der ausgefallenen biologischen Art hat sie hier ihre zweite Heimat gefunden und schätzt nach wie vor die Abgeschiedenheit der sie umgebenden idyllischen Kanallandschaft. In ihrer Grundausrichtung zwar vegan und vegetarisch orientiert, versteht sie sich, jenseits aller kulinarischen Frontstellungen, als  „Flexitarierin“. Mit der Leitidee, neben süß und sauer, salzig und bitter den Geschmackssinn noch um eine fünfte, eine fleischig-herzhafte Dimension zu erweitern. Ein Vorhaben, das ihr mit einem äußerst vielseitigen und schmackhaften Gericht  in drei Gängen aus ihrer Wellness-Küche vortrefflich gelingt.

Richtig munter, so Verkaufsdirektor Daniel Weihrauch aus Dresden, wird es allerdings im Dezember, wenn hier auf dem Gelände alljährlich  in vier Sälen die Internationalen Filmfestspiele angesagt sind. Tage, an denen es sich lohnt, die Augen offen zu halten, um sich Stars und Sternchen nicht entgehen zu lassen, die sich hier ein Stelldichein geben. In einer unerwartet toleranten Atmosphäre, wenn beispielsweise während des mit Spannung erwarteten Eröffnungsfilms über das Leben des Astrophysikers Stephen Hawking kritisches westliches Gedankengut und modernes arabisches Publikum in unglaublicher Selbstverständlichkeit aufeinander treffen.

Waschbrettpisten und Dünenkämme

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Eine weitere Möglichkeit, dem Leben der Großstadt zu entfliehen, bietet eine Wüstensafari unmittelbar vor den Toren Dubais. Sich mit Fahrer Eric auf einem vierradgetriebenen Geländewagen von einer Waschbrettpiste durchrütteln zu lassen oder sanft über feinsandige Dünenkämme hinweg zu gleiten, stellt ein intensives und zugleich begeisterndes Naturerlebnis dar. Schon während des Wettlaufs mit den plötzlich aus dem Nichts heraus auftauchenden weißen Gazellen nähert sich die Sonne dem Horizont. Dabei werden die Schatten der mit ihren Beduinenkopftüchern verwegen aussehenden Gestalten auf den Rückbänken immer länger. Der Weg als das Ziel?

Nicht ganz. Denn irgendwo an einer geschützten Stelle steht schon ein Falkner bereit, der auf die in dieser Gegend zum Kult erhobene Falkenjagd neugierig macht. Nur noch eine Handbreit ist die Sonnenscheibe vom Horizont entfernt, sodass sich die Silhouette seines Falken vor ihren merklich sanfter werdenden Strahlen deutlich abhebt. Kaum ist die Lederkappe vor den Augen des zierlichen Wesens entfernt, hebt es sich in Windeseile empor, um mit großer Zielsicherheit die in die Luft geschleuderte Beuteattrappe mit seinen spitzen Krallen zu erhaschen. Stets mit einem unglaublichen Erfolg.

Leckerbissen aus dem Erdofen

© Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Genau die richtige Zeit, um nun bei anbrechender Dunkelheit das nahe Beduinenlager aufzusuchen und sich der orientalischen Gastfreundschaft anzuvertrauen. In einem vom aufgehenden Mond und von dezent angebrachten Fackeln erleuchteten Areal wie aus 1001 Nacht. Allein die Begrüßung ein Ritual: gekühlte Säfte aus Früchten der Umgebung und dazu ein noch warmes hauchdünnes Plättchen aus Beduinenbrot, unmittelbar zuvor aus flüssigem Teig auf einer heißen Metallplatte zubereitet.

Schon macht sich eine kühlende Abendbrise bemerkbar, sodass Eric empfiehlt, die in Reserve gehaltenen Kleidungsstücke anzulegen. Denn nun ist es Zeit, sich auf das vorbereitete Wüstendinner zu konzentrieren, serviert nach Art der Wüstenbewohner in schneeweißen langen Gewändern. Zunächst eine herzhafte Linsensuppe, gefolgt von Leckerbissen aus dem Erdofen, darunter  zart gegartes Kamelfleisch und gut gewürzte Hammelkeule. Abschließend noch ein aromatischer Mocca, bevor dicke gemütliche Sitzkissen in die Nähe des Lagerfeuers einladen.

Virtuose Ausgelassenheit

Das Madinat Jumeirah Hotel. © Foto: Dr. Bernd Kregel, 2014Dort warten dekorative Schischas bereits auf ihren Einsatz, die sogleich mit blubbernden Geräuschen Wolken unterschiedlicher Tabakaromen verströmen. So gelingt es mit ihrer Hilfe, die gefürchteten Wüstengeister, die hier nachts ihr Unwesen treiben sollen, vom Lager fernzuhalten. Und dazu die richtige Atmosphäre zu schaffen für ausgelassene Tänze, bei denen, heimischer Tradition folgend, allerdings nicht der Bauchtanz im Mittelpunkt steht.   

Vielmehr kreisen in schwungvollen Folgen die langen schwarzen Haare der Tänzerin um ihren Kopf und vermitteln dabei die Stimmung einer virtuosen Ausgelassenheit. Nicht jeder, so ist ringsum zu vernehmen, hätte in dem kleinen Emirat am Persischen Golf insgesamt eine solche Fülle unterschiedlicher persönlicher Eindrücke erwartet.

Reiseinformationen „Dubai“
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Anreise: Direktflüge mit Emirates ab Frankfurt dreimal täglich, ab Düsseldorf, Hamburg und München zweimal täglich.

Einreise: Mit einem mindestens noch 6 Monate gültigen Reisepass; Visum nicht erforderlich.

Reisezeit: Ganzjährig; von Mitte Juni bis Anfang September ist allerdings mit hohen Temperaturen zu rechnen.

Reiseveranstalter: FTI: www.fti.de; DSI-Reisen: www.dsi-reisen.de; Dubai-Sonne-Reisen: www.dubai-sonne-reisen.de; Marco Polo: www.marco-polo-reisen.com/Dubai

Unterkunft: Empfehlenswert ist das idyllisch gelegene und preislich angemessene Madinat Jumeirah mit Strandlage, Bootsfahrten, Waterpark, Souk, Wellness und Tai Chi zum Sonnenuntergang am Strand; Telefon: 00971-43668888, Web: www.jumeirah.com

Auskunft: Department für Tourismus und Wirtschaftsförderung des Emirats Dubai (DTCM), Bockenheimer Landstraße 23, 60325 Frankfurt, Telefon: 069-710002-0, Fax -34, Email: dtcm_ge@dubaitourism.ae; Web: www.dubaitourism.ae

Unterstützungshinweis.

Die Recherche wurde unterstützt vom Dubai Tourism.

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