Türkentanz in Idlib „nur Frage der Zeit“? – Erdogan droht mit großem Angriff auf Syrien – Moskau erklärt Damaskus Beistand gegen die Türken

Ein vom Presseamt des türkischen Verteidigungsministers zur Verfügung gestelltes Bild zeigt eine türkische Patrouille schwerer Fahrzeuge mit russischen Truppen (nicht abgebildet) im nordsyrischen Darbasiya-Distrikt Hasaka am 1. November 2019. Die ersten gemeinsamen Bodenpatrouillen türkischer und russischer Truppen begannen in Nordost-Syrien nach Vereinbarung zwischen der Türkei und Russland. Photo by TURKISH DEFENSE MINISTRY PRESS OFFICE HANDOUT/EPA-EFE/REX

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Als würde es nicht schon einen Krieg um Idlib geben erklärt Recep Tayyip Erdogan als Präsident der Türkei, dass es wegen Idlib zum Krieg kommen werde, das sei „nur eine Frage der Zeit“.

Gegenüber „TRThaber“ (19.2.2020) erklärte Erdogan, dass „die Türkei … alles Notwendige für den Beginn des Einsatzes in Idlib getan“ hätten und die Streitkräfte „bereit“ seien, „jederzeit zu handeln. ‚Um es klarer auszudrücken, ist die Operation in Idlib jetzt eine Frage der Zeit‘.

Andererseits wird weiter verhandelt. Vergangene Woche wurde in Ankara verhändelt, seit gestern wird in Moskau verhandelt. In „Sputnik“ (19.2.2020) heißt es heute unter der Überschrift „Erdogan mit Russland-Türkei-Gesprächen unzufrieden – Militäreinsatz in Idlib nur Frage der Zeit“, das „Erdogan … zuvor angekündigt“ habe, „die syrischen Regierungstruppen bis Ende Februar zum Verlassen der Deeskalationszone in Idlib zwingen zu wollen. Er drohte außerdem mit Angriffen gegen die syrische Armee auch außerhalb dieser Zone, sollte es zu Attacken auf türkische Soldaten kommen.“

Auch „Reuters“ (19.2.2020) teilt unter dem Titel „Erdogan – Türkische Offensive in Syrien nur „eine Frage der Zeit“ mit, dass die „Gespräche zwischen der Türkei und Russland, die in dem Bürgerkrieg unterschiedliche Seiten unterstützen, … bislang keine Einigung auf die Umsetzung eines Waffenstillstands in der Provinz gebracht“ hätten, was „sowohl Erdogan als auch der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch“ erklärten.

Nur Erdogan schob eine weitere Drohung nach: „Die syrische Regierung hätte noch ein paar Tage, um ihre Offensive gegen die Rebellenhochburg einzustellen, sagte Erdogan vor Abgeordneten seiner AK Partei in Ankara.“

Baschar al-Assad erklärte als Präsident Syriens im TV, dass die aktuelle Offensive seiner Streitkräfte „der Auftakt zu ihrer endgültigen Niederlage“ sei. Mit ihrer sind die „Terroristen“ und „Feinde“ Syriens gemeint, die aus Sicht von Erdogan „Rebellen“ sind. Doch Erdogans „Rebellen“ sind muselmanische Kopfabschneider, Moslembrüder und Dschihadisten vor allem der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham.

Unter der Überschrift „Syrien: Baschar al-Assad kündigt ‚endgültige Niederlage‘ der Rebellen an“ wird in der „Zeit“ (18.2.200) darüber informiert, dass Assad bei den Worten „Seine Armee werde ganz Syrien von ‚Terror‘ und ‚Feinden‘ befreien; der Kampf werde ‚ungeachtet der leeren Worthülsen aus dem Norden‘ weitergehen“ ganz offensichtlich „auf türkische Drohungen mit Vergeltungsangriffen“ antworte.

Dass das Völkerrecht auf der Seite Syriens und nicht der Türkei ist, das wird in Damaskus und Moskau nicht vergessen und in Ankara und Washington ignoriert. Was in Washington und Ankara seit Jahren in Bezug auf Syrien betrieben wird, das ist Geopolitik. Bei den Gas- und Ölkriegen tanzen auch die Türken mit und zwar nach ihrer ganz eigenen Melodie.

In der „Zeit“ heißt es weiter: „Die syrische Armeeführung verkündete weitere Geländegewinne. Sie nahm nach eigenen Angaben Dutzende Orte westlich der Großstadt Aleppo ein und kontrolliert nun wieder den größten Teil der an Idlib angrenzenden Provinz Aleppo.“ Bei der Rückeroberung des syrischen Staatsgebietes treffen die Syrer immer häufiger nicht nur auf die türkischen Vasallentruppen, sondern auch direkt auf Türken.

Auf wessen Seite Moskau im Falle eines Falles steht, das wird im Kreml immer wieder deutlich gesagt. „Russland, das auf Bitte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad die syrische Armee unterstützt, hatte zuvor betont, dass ein türkischer Militäreinsatz das schlimmste Szenario wäre. Die Türkei ist ohne Mandat der UN und damit völkerrechtswidrig in Syrien einmarschiert“, heißt es dazu in der „Berliner Zeitung“ (19.2.2020). Unter „Geopolitik: Erdogan droht mit Angriff in Syrien“ wird darauf hingewiesen, dass der russischen Außenminister Lawrow klargemacht habe, „dass man Angriffe der Milizionäre nicht unbeantwortet lassen werde“. Zudem wird Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zitiert, der „laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS“ gesagt habe, „die potenzielle Operation der Türkei in Syrien als das schlimmste Szenario“ gelte, „wenn sie gegen die legitime Regierung und die Streitkräfte des Landes durchgeführt wurde“. „‚Gehen wir nicht von den schlimmsten Szenarien aus‘, sagte er gegenüber Reportern, als er gefragt wurde, wie Russland reagieren würde, wenn Erdogan eine Militäroperation in Syrien beginnen würde. ‚Wenn es sich um eine Operation gegen die legitimen Behörden und Streitkräfte Syriens handelt, ist dies definitiv das schlimmste Szenario‘, fügte er hinzu.“

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