Schlagworte Weltexpress
Schlagwort: Weltexpress
Tränen beim Frisör – A PERM bei den Berlinale Shorts 2010
Berlin (Weltexpress) - Was man sieht ist ein Mädchen beim Friseur. Der 19-Minüter der Koreanerin Lee handelt von nichts anderem. Sie sitzt vor dem Spiegel, während ihr eine Dauerwelle (A PERM) verpasst wird. Der Zuschauer ist beim chemischen Prozedere der Haarwellung in dem kleinen xxx Salon einer einfachen Wohngegend dabei und nichts ungewöhnliches passiert. Zwei Friseusen kommentieren kichernd das Fernsehprogramm, während sie nebenbei zum Nebenverdienst Kugelschreiber zusammen schrauben. Ihre Kundin blickt trostlos.
Und läuft und läuft und läuft … – Berlinale Wettbewerb: Benjamin...
Berlin (Weltexpress) - Das hat uns gut gefallen, dieses Wortspiel vom Laufenlassen, denn tatsächlich findet das Laufen nur auf dem Boden, dem Straßenboden, dem Waldboden und dem Laufband ganz wirklich statt, aber die übertragende Bedeutung vom Laufenlassen, diese Hoffnung hat dieser Räuber nicht. Aus gutem Grund. Er will sie gar nicht, denn von Anfang an kommt es einem vor, als ob sich hier einer zu Tode laufen will, als ob ein Laufen zum Tode stattfindet, das er beschleunigt, indem er frech und verwegen, maskiert dazu, die Banken eine nach der anderen ausraubt, nachdem er gerade aus dem Gefängnis entlassen worden ist, wo er sich das Laufen zum Lebensinhalt machte und diszipliniert trainierte, sogar mit eigenem Laufband in der Zelle, das der Gefängnispsychologe ihm verschaffte.
Ist der Verdacht auf organisierten Betrug und Protokollfälschungen beim Kölner U-Bahnbau...
Köln (Weltexpress) - Den 3. März 2009 wird niemand im Rheinland und schon gar nicht in Köln jemand vergessen: Da stürzte das Kölner Stadtarchiv in der Severinstraße ein, dort, wo unter der Erde seit langem eine U-Bahn gebaut wurde. Sofort kamen Hinweise auf, dass der U-Bahnbau etwas mit diesem völlig unerwarteten Einsturz des eigentlich relativ neuen Gebäudes zu tun haben könnte, bei dem zwei junge Männer zu Tode kamen. Entsetzen im Rheinland, Entsetzen bei der Stadt. Und nun, fast ein Jahr später und nach umfangreichen Untersuchungen verdichtet sich der Verdacht, dass es sich hier um einen organisierten Betrug handeln soll. Wie der «Kölner Stadt-Anzeiger» (Montagausgabe) berichtet, sind mittlerweile falsche Vermessungsprotokolle für 28 Schlitzwand-Lamellen der Gruben Waidmarkt, Heumarkt und Rathaus entdeckt worden.
Eine Frau, ein Gewehr und eine Nudelküche auf Altchinesisch, aber ganz...
Berlin (Weltexpress) - Gehen Sie rein, wenn Sie diesen Film angekündigt sehen. Er macht Spaß auf vielen Ebenen und berührt viele Ihrer Organe, vielleicht am allermeisten aufgrund der wunderbarsten Farben der Natur und der Kostüme den Sehsinn, wenngleich auch die Lachmuskulatur gefordert wird, aber auch das Hirn bekommt Nahrung, wenn Sie eine ewiggültige Geschichte erleben, die ins alte China versetzt ist, und Sie nun das Geschichtliche von dem trennen, was war, was ist, was sein wird, nämlich daß es nicht gut ausgeht, wenn ein alter reicher Geizkragen, Besitzer einer Nudelküche auf dem Land, sich eine junge schöne Frau hält, die endlich mit dem ach so schüchternen Koch Liebe erlebt. Am Schluß sind alle beteiligten Männer tot, die Frauen überleben und das ist doch wirklich einmal etwas Neuen im Kino.
Da, wo die Verrückten sind, da gehörst Du hin ”¦ –...
Berlin (Weltexpress) - Ein irrer Film. Ein irres Sujet. Aber ob es Irre sind, oder kühl Kalkulierende oder durch Medikamente umgedrehte Normale, wer weiß das schon. Der Zuschauer von „Shutter Island“ auf jeden Fall nicht, dem der Regisseur das alte Kinderlied aus Hessen ins Hirn schreibt, daß man nach Idstein müsse, in die dortige Irrenanstalt, denn da, wo die Verrückten sind, da gehöre man hin. Genau diese Fragestellung: Realität oder Wahn ist es dann, die dem realistischen Filmanfang, der weit bis über die Hälfte des Films währt, den Boden entzieht. Wird 1954 der US-Marshall Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) wirklich beauftragt, eine vermißte Frau – Mörderin ihrer drei Kinder- zu suchen, die sich auf der Irreninsel, wo das einzige US-Bundesgefängnis für kriminelle Verrückte existiert, aus einer versperrten Zelle heraus in Luft auflöste? Oder ist das eine seiner Wahnvorstellungen, die er als kranker Andrew Laeddis und Patient in besagter Anstalt erleidet.
Ein Vater zu viel? – Ein junger Dokumentarfilmer auf Spurensuche bei...
Berlin (Weltexpress) - Seinen leiblichen Vater kennt Jan Raiber kaum. Nur ein paar vage Erinnerungen aus der frühen Kindheit sind ihm geblieben von dem Mann, über den seine Mutter nie sprechen wollte. In einer Reportage begibt sich der 28-jährige auf die Suche nach seinem leiblichen Vater. Von sich aus will seine Mutter das Thema nicht ansprechen. Da liegt etwas im Verborgenen. Schließlich gibt sie ihrem erwachsenen Sohn doch Auskunft. Jan findet seinen leiblichen Vater, es kommt zum persönlichen Gespräch, endlich hat man doch zueinander gefunden. Aber da liegt immer noch etwas im Verborgenen. Jan ist nichts der einzige, der davon nichts ahnt.
Preis der Heilung – Schlichte und wundersame Allegorie im Berlinale Panorama...
Berlin (Weltexpress) - Tierlaute. Winterland. Ein mittelalter Mann kommt aus der hügeligen Einöde in eine demolierte Kleinstadt und wirkt, als ängstige er sich vor Verfolgern. Er sieht ein Kind im Fluss treiben, fischt es heraus, schüttelt es wild. Der Junge lebt wieder und seine ältere Schwester dankt dem Retter. Der nennt sich Kosmos und sie wird Neptün, die fortan mit ihm fast nur in der Krähensprache kommuniziert. Unser schmuddeliger Held klettert begabt und sucht die Liebe, nachdem er ein Geldbündel unter einem Stein versteckt.
Junge trifft Mädchen und peinlich ist es auch ”¦ – Berlinale...
Berlin (Weltexpress) - Am stärksten fanden wir die Frage in der Pressekonferenz, zu der die drei Hauptdarsteller und der Regisseur anwesend waren, in der also Roger Greenberg aus N.Y., der in L.A. das leere Haus seines Bruders hütet, als Querulant bezeichnet wird, weil der es sich zur Gewohnheit macht, auf Unsitten, Fehlverhalten, Gemeinheiten von Institutionen, Verkehrsgesellschaften, Firmen und sonstwem durch ausführliche, höfliche, aber in der Sache konsequente Briefe zu reagieren und auch Leserbriefe zu schreiben, die sogar veröffentlicht werden. So weit sind wir also schon, daß jemand, der seine Bürgerpflicht ernst nimmt und als Demokrat reagiert, damit zum Querulanten wird. Und wenn wir etwas an diesem Film mögen, der uns als Geschichte eigentlich nicht gefällt, dann ist es das, daß er uns Charaktere vorführt und Beziehungssalat präsentiert, der nichts mit der aufgebretzelten Hollywoodfilmerei zu tun hat, wo alles äußerst dramatisch entweder im Rosenkrieg oder animiert schon im Weltall stattfindet, alles furchtbar wichtige Leute, die alles perfekt hinbekommen, sondern auch einmal Charaktere, die nach eigenem Gusto leben und tun, was sie für richtig halten.
Wie holen wir die Weltstars nach West-Berlin? – Archivmaterial und Interviews...
Berlin (Weltexpress) - Pünktlich zum 60. Geburtstag zeigt eine Dokumentation die Entwicklung des mittlerweile größten deutschen Filmfestivals, das sich wacker in der Riege der A-Festivals wie Cannes und Venedig behauptet. Neben vergnüglichen Fakten, viel schwarzweiß Archivmaterial aus den frühen Jahren und Interviews mit Stars kommen auch die Probleme zur Sprache, die mitunter bis zur Auflösung von Jurys oder gar dem Festivalabbruch führten. Man zerrieb sich 1970 und 1979 über bestimmten Filmen und deren politischem wie künstlerischem Gehalt.
In den politischen Fußfesseln der Macht – Berlinale Wettbewerb: Roman Polanskis...
Berlin (Weltexpress) - Tatsächlich haben Polanski und Harris das Drehbuch für den Film nach dem Politkrimi ’Gost’ zusammen geschrieben und sind darüber zu Freunden geworden. Gewesene Freunde dagegen sind Autor Robert Harris und Tony Blair, der britische Premierminister, dem nach seinem devoten „Ja“ zum Irakkrieg der alte Freund Harris die Freundschaft aufkündigte. Öffentlich und dann noch niedergeschrieben in einem Thriller, der ein Welterfolg wurde, weil Harris gar nicht erst versuchte, seine Hauptfigur des britischen ehemaligen Premierministers Adam Lang fiktiv zu erklären, sondern – wie jetzt in Berlin auf der Pressekonferenz – der erste ist, der laut sagt, daß er damit Tony Blair gemeint habe. Dabei muß er nicht hinzufügen, daß die Details, von den Liebesbeziehungen angefangen, auf sein schriftstellerisches Konto gehen. Das versteht sich von selbst.