Schlagworte Ullstein
Schlagwort: Ullstein
Ich habe unbändige Lust, fies und gemein zu sein
Berlin (Weltexpress) - Das Böse war und ist: immer und überall! Diese geschätzte Weisheit des leider zu früh von uns gegangenen Bänkelsängers Falco könnte das Motto des irischen Bösenforschers Eagleton sein. Mit frechem Witz und spitzem Geist schlägt dieser Meister des bitterfrechen Humors die Tür in die Kammer der höchsten Schrecken auf.
Dieses Buch hält, was der Name le Carré verspricht – „Verräter...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Lange darüber nachgegrübelt, über den Titel: „Verräter wie Wir“. Wer ist „Wir“? Wir, das kann eigentlich auch nach dem Romanende nur unsere Staatengemeinschaft in Europa sein, als Kern, zu der aber auch die USA gehören und Kanada und alle diejenigen, die als „Westen“ wahrgenommen werden, was kein geographischer, sondern einer ideologischen Richtung folgt. Andererseits kann dieses „Wir“ auch auf Geheimdienste und ihre Angehörigen ausgedehnt werden, denn auch John le Carré war einer von ihnen, und diese Erfahrung, seine Innensicht, macht seine politischen Romane, die man heute generell Thriller nennt, so plastisch, so wahrscheinlich, bei allem Irrsinn, der in ihnen zum Ausdruck kommt.
Schuld und Sühne im 21. Jahrhundert – Serie: Zoran Drvenkar erhält...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Auf den Roman, der sich ein Thriller nennt, einen aber in die für undenkbar gehaltenen Abgründe von Schuld und Sühne hineinzieht, nicht unsere Schuld, also auch nicht unsere Sühne, sondern die Schuld der anderen, die dann durch wiederum andere gesühnt werden soll, auf dieses verstörende Buch kommen wir noch zu sprechen. Erst einmal die Gratulation zum Friedrich-Glauser Preis 2010 in der Sparte Roman, die auf der Abschlußgala des Tango Criminale der Criminale 2010 in Gemünd in der Nordeifel stattfand. Das ist auch so eine Assoziation, daß bei Eifel sofort etwas Dunkles auftaucht, das auf viele Verbrechen verweist. Ein guter Ort zu morden, noch besser, ein guter Ort, über Morde zu schreiben. Am besten: ein guter Ort, für solch einen Roman ausgezeichnet zu werden.
Meine Schuld, Deine Schuld, unserer aller Schuld sühnt die Agentur „sorry“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das „Drvenkar nicht nur mit seinen Hauptpersonen, sondern auch mit seinen Lesern ein geradezu sardonisches Spiel“ treibt, das stimmt. Denn die ungewöhnliche Konstellation, daß da einer die Idee hat, eine Agentur zu gründen, die sich für die Fehler, Vergehen und Sünden in Unternehmen bei den Betroffenen entschuldigt, was diese Unternehmen zwar teuer kommt, aber auch betriebsintern tabula rasa bedeutet – da geht es um falsche Anschuldigungen, getürkte Entlassungen, sexistisches Verhalten – , diese an für sich schon irre Idee, der im Roman dem Ideengeber mitsamt seinem Bruder und zweier fitter jungen Damen im Nu sehr viel Geld einbringt, eine Villa am Wannsee auch, also diese irre Idee bleibt dann im Roman noch das Normalste. Und man glaubt dem Autor aufs Wort, daß der finanzielle Gewinn von den Agenturinhabern zwar gerne genommen wird, aber die psychische Erhöhung, die eine Gewissenserleichterung für andere ihnen gibt, diesen besonderen Kick, der ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.
Gary Disher mit „Rostmond“ aus dem Unionsverlag auf Platz 5 –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Er bleibt Erster, „Cash“ von Richard Price aus dem Fischer Verlag. Das dritte Mal. Das heißt Abschied nehmen für das nächste Mal oder auch, ihn sofort zu lesen, es lohnt. Allerdings gibt es Konkurrenz. Denn diesmal gibt es sogar sechs neue Titel auf der Liste. Neben Price hat sich auch Dominique Manotti mit“ Letzte Schicht“ das dritte Mal auf Platz 2 festgesetzt, erschienen bei ariadne im Argumente Verlag. Die Schaubplätze Lothringen, Warschau, Paris sind genauso interessant wie das, was die in ihnen Arbeitenden herausbekommen. Denn nichts ist mehr regional zu fassen, es sind unterirdische Mächte, die Böses tun und da das Mittelalter offiziell vorbei ist, muß man nicht an sie glauben und so wehren sich die Betroffenen und wir sind mitten in einem globalisierungskritischen Kriminalroman. Sehr gut.
Therapiesitzung – Helene Hegemann „Axolotl Roadkill“ aus dem Ullstein Verlag
Berlin (Weltexpress) - Alle anderen sind „Bäh“ und man selbst irgendwie auch – so könnte man die Welt der jugendlichen Protagonistin Mifti, Ich-Erzählerin des Romans „Axolotl Roadkill“ und Alter-Ego der Autorin Helene Hegemann, in Hegemanns Erstling zusammenfassen. Mifti ist angeekelt, wie Teenager manchmal angeekelt sind. Ihr Leben ist zu gleichen Teilen durchzogen von Haltlosigkeit, wie von einer Unmenge an angerissenen Diskursen, die sie nicht verarbeiten kann und die ihre Haltlosigkeit verstärken. Zudem hält sich Mifti für therapieresistent. Dies wird ebenso betont, wie dass die Protagonistin an einem Roman über ihre Erlebnisse schreibt. Den Titel des fiktiven Romans kann man sich nun leicht ausmalen.