Samstag, 19. Oktober 2024
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Schlagwort: Rezension

Mütterlein fein – Berlinale Wettbewerb: Natalia Smirnoff legt mit „Rompecabezas“ filmische...

Berlin (Weltexpress) - Das eine kann man jetzt schon sagen. Diese Berlinale wird durch zwei Häufungen in die Geschichte der Berlinalen eingehen. Das eine sind die Filmsujets mit den ach so armen Männern, die im Gefängnis schmachten, woran meistens die Mütter schuld sind – nicht konkret, aber grundsätzlich. Das andere ist die Tatsache, daß weit mehr als eine junge Regisseurin hier den alten Hasen zeigt, wie man das macht, einen Film so zu erzählen, daß auf der Leinwand Charaktere erscheinen, die man noch nicht kannte, die Dinge machen, von denen man auch nicht wußte, daß sie in solcher Ruhe und mit solcher Leidenschaft durchgezogen werden können. Die 1972 in Buenos Aires geborene Regisseurin Natalia Smirnoff bringt mit ihrem Film genau das: Die emsige Hausfrau, liebevolle Mutter und brave Ehefrau Maria Del Carmen erhält zum 50. Geburtstag von der Familie ein Puzzle geschenkt. Gleich beginnt sie zu puzzeln, hört quasi nicht mehr auf, erfüllt trotzdem ihre Familienpflichten und gewinnt im Nu die nationalen Meisterschaften in Argentinien. Nur nach Deutschland, dem Ort der Weltmeisterschaft will sie dann nicht.

Zerstörte Blütenträume – Berlinale Wettbewerb: Lisa Cholodenko verführt mit „THE KIDS...

Berlin (Weltexpress) - Die angesprochenen Blütentraume beziehen sich darauf, daß hier die amerikanische Regisseurin einen tollen Stoff – zwei lesbische Frauen in Lebensgemeinschaft, von denen die eine mit Samenspende zwei Kinder zur Familie beisteuerte, die andere finanziell die Familie erhält – munter und mit Witz und Verve erzählt und den Mut hat, die Kinder den Samenspender suchen zu lassen, mit ihm Kontakt aufnehmen und eine neue Form des Familienlebens kreiert, weil dieser, dem die Ergebnisse seiner Samenspende richtig gefallen, die eingefahrene Familienstrukturen so richtig aufmischt und sich eine Liebesbeziehung zwischen ihm und der Mutter seiner gespendeten Kinder ergibt. Auch dies völlig glaubwürdig. Ein schönes und ein aufklärerisches Kinoerlebnis, werden doch Außenseiter der Gesellschaft hier zu selbstverständlichen Akteuren. Und dann zerstört die Regisseurin ihre eigene Geschichte, indem sie einen Schluß herbeiführt, in dem die Ursprungsfamilie sich rein und heilig des Störenfriedes entledigt, mit dem die Kinder nicht mehr reden und den die Frauen aus dem Haus werfen. Obwohl gerade dieser weder besitzergreifend noch zerstörerisch, sondern geradezu integrativ und warmherzig allen Familienmitgliedern gegenüber auftrat. Damit ist das reaktionäre Familienbild, mit dem Amerika seit den 50er Jahren die Welt überzieht, wiederhergestellt: die heilige Familie.

Der muslimische Aschermittwoch – Berlinale Wettbewerb: Burhan Qurbani kommt mit seinem...

Berlin (Weltexpress) - Mit einem filmischen Erstling als Regisseur direkt auf die Berlinale zu gelangen, das sei zuvor nur Roland Emmerich gelungen, hieß es anläßlich der Pressekonferenz nach der Filmvorführung. Der Film selbst, dessen Titel als erste Säule des Islam dem Koran entnommen „Glaubensbekenntnis“ heißt, ist ein Episodenfilm, in dem am Anfang die handelnden Personen an ihrer Arbeitsstelle, der Großmarkthalle, vorgestellt werden, wobei von drei Muslimen anschließend deren Geschichten ausführlicher erzählt werden, die immer wieder in Gemeinsamkeiten münden, entweder, daß sich die handelnden Protagonisten im gefilmten Leben treffen oder indem in eine Geschichte die zeitlichen Parallelexistenzen kurz eingeblendet werden. Um was es geht? Um das Leben in Deutschland im Zeichen des Islam.

Männer unter sich – Berlinale Wettbewerb: Alexej Popogrebski läßt den Sommer...

Berlin (Weltexpress) - Ein Männerfilm. Zwar sind es nur zwei, aber dafür sind sie das total und immer von morgens bis abends und auch des Nachts noch zusammen, denn auf ihrem insularen Aufenthaltsort, einer Polarstation im Arktischen Meer, geht die Sonne im Sommer nicht unter. Auch wenn die beiden die Hauptrollen spielen und uns die dramatische Gefühlsskala einer russischen Seele eines russischen Mannes auf 124 Minuten Film aufzeigen, so spielt die eigentliche Hauptrolle diese arktische Landschaft, daß man angesichts der sanft-blauen geschichteten Farben und Nebelbänken glatt vergessen möchte, daß es eine todgefährliche Gegend ist, wo das Eis Leben auslöscht und die schroffen Felsformationen nicht nur bedrohlich aussehen, sondern einen auch erschlagen können. Unwirklich und unwirtlich, aber fast überirdisch schön.

Laß dein Kind erwachsen werden – DERBY bei den Berlinale Shorts...

Berlin (Weltexpress) - Eltern tun sich schwer, wenn die Kinder erwachsen werden. Auf der einen Seite hat man lange den Moment herbei gesehnt, an dem man wieder für sich sein kann. Wenn's dann aber soweit ist, will man doch nicht so richtig los lassen – oder kann es nicht.

Starke Frauen! – Berlinale Wettbewerb: Die Amerikanerin Nicole Holofcener dreht „Please...

Berlin (Weltexpress) - Die so verschiedenartigen Frauentypen waren nicht nur im Film zu sehen, der als eine amerikanische Komödie außer Konkurrenz lief und mit niedrigem Budget gedreht wurde, sondern vier von ihnen saßen leibhaftig auf dem Podium des Presseraums, wo anschließend an die Aufführung alle Rede und Antwort stehen. Gekommen waren die Regisseurin Nicole Holofcener, ihre Hauptdarstellerin und beruflich erfolgreiche Ehefrau Catherine Keener, die mit ihr den nun vierten Film machte, und die beiden Filmschwestern Rebecca Hall und Amanda Peet. Das außerordentlich gelungene Zusammenspiel der Frauen in diesem Film konnte man dann auch auf dem Podium erleben, wo kleine Blitze die Hintergründigkeit der Darstellung aufblitzen ließen.

Erst Porno, dann Schnick Schnack Schnuck

Berlin (Weltexpress) - „Abends lagen Dunhuang und Xiaorong schweißgebadet im Bett, zu träge, um nur einen Finger zu rühren. Keiner wollte den Porno, der gerade lief, ausschalten, also spielten sie eine Partie Schnick, Schnack, Schnuck. Duanhuang verlor, stand auf und schaltete den Fernseher und DVD-Player aus. Er wollte die DVD gerade in die Hülle zurücklegen, da kam ihm – nackt, wie er war, den Zeigfinger im Loch in der Scheibenmitte – eine Eingebung. „Ich werde Pornos verkaufen.“

Anatomie einer Rache – Berlinale Wettbewerb: Der Iraner Rafi Pitts zeigt...

Berlin (Weltexpress) - Eigentlich sollen Filme für sich selbst sprechen und es wäre auch nicht so, als ob des iranischen Regisseurs Opus „Zeit des Zorns“ das nicht könnte. Wenn aber anschließend an die erste Filmvorführung ein Pressegespräch mit dem Filmemacher und den Mitwirkenden stattfindet und dabei wichtige Dinge gesagt werden, kann man im Nachhinein beim Schreiben nicht so tun, als ob man es nicht im Kopf hätte, schlimmer noch: als eigene Meinung ausgeben. Die entscheidende Aussage des Regisseurs ist dabei, daß er sich zuständig fühlt dafür, die Fragen, hoffentlich die richtigen Fragen, zu stellen und er die Antworten dann dem Zuschauer, der Kritik und sonstwem überläßt. Das gilt nicht nur für die Geschichte selbst, sondern für viele kleine Szenen, die man so oder so auslegen kann, wovon noch zu sprechen ist. Zuerst aber die Handlung.

Tränen beim Frisör – A PERM bei den Berlinale Shorts 2010

Berlin (Weltexpress) - Was man sieht ist ein Mädchen beim Friseur. Der 19-Minüter der Koreanerin Lee handelt von nichts anderem. Sie sitzt vor dem Spiegel, während ihr eine Dauerwelle (A PERM) verpasst wird. Der Zuschauer ist beim chemischen Prozedere der Haarwellung in dem kleinen xxx Salon einer einfachen Wohngegend dabei und nichts ungewöhnliches passiert. Zwei Friseusen kommentieren kichernd das Fernsehprogramm, während sie nebenbei zum Nebenverdienst Kugelschreiber zusammen schrauben. Ihre Kundin blickt trostlos.

Gottesdienst – Berlinale Wettbewerb: Koji Wakamatsu legt mit „Caterpillar“ erschütternde menschliche...

Berlin (Weltexpress) - Gottesdienst, wie anders sollte man die Dienste bezeichnen, die Shigeko (Sinobu Terajima) an ihrem Mann, der aus Krüppel aus dem chinesisch-japanischen Krieg kommt, mildtätig, mit zusammengebissenen Zähnen und immer wieder mit Wutausbrüchen vollzieht? Denn ’war god“, Kriegsgott, werden in Japan diejenigen benannt, die als ehemalige gewesene Menschen, als Invaliden, eben menschliche Wracks nach Hause kommen. Wie Kyuzo Kurokawa (Shima Ohnishi), der frohgemut für Vaterland und Kaiser in den Krieg gegen China zog, und hochdekoriert ohne Arme, ohne Beine, ohne Sprachfähigkeit und mit verbranntem Gesicht noch mitten im Krieg heimkommt. Von der Ehefrau erwarten nun Vaterland, Kaiser, Familie und die ganze Dorfgemeinschaft, daß sie dem Krüppel das Leben lebenswert macht, ihn pflegt und hegt.

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