Schlagworte Regie
Schlagwort: Regie
Novemberelegie oder auch: Aufzeichnungen aus einem Totenhaus – Die Oper Frankfurt...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wie die Faust aufs Auge. So gerierte sich das Wetter, als diese 1920 mit großem Erfolg uraufgeführte Oper des von den Nazis vertriebenen und 1897 in Brünn geborenen, also erst 23 jährigen Korngolds in Frankfurt Premiere hatte: Regen und Wind, Wind und Regen. Aber während man draußen naß wurde, war es im Opernhaus drinnen durchaus heimelig, denn das hat was, das Wehklagen und um die eigene Achse Drehen bei anderen zu verfolgen, die Obsessionen und Verzweiflungen dieser anderen sind immer interessanter als die eigenen, denn sie gehen vorbei, und wüßte man nicht selber, daß Liebe und Tod weh tun, jedes für sich und potenziert dann zusammen noch mehr, dann hätte das etwas rein Geschmäcklerisches, was wir da auf Bühne so wohllautend und schön anzusehen erleben. Denn ästhetisch, hochartifiziell und klug-geschickt inszeniert (Anselm Weber) kommt diese Dekadenz daher, wie aus einem Guß und das ist paradoxerweise auch die einzige Kritik, die wir an dieser Aufführung haben, in der alles stimmt und schlüssig ist, sehr gut gesungen, meist gut gespielt wird, mit herrlichen Nebenrollen garniert, mit vielseitigen Chören, Männer, Frauen und Kinder und einem Orchester, das seinem Dirigenten Sebastian Weigle gewissermaßen zuschnurrt: der eine Guß.
Mozart für alle – So macht’s nur einer: Christoph Hagel
Berlin (Weltexpress) - Mozarts Musik ist unsterblich. Das Publikum ist es nicht. Die Opernhäuser können in Lied davon singen. Der Mozartverehrer Christoph Hagel, Dirigent und Musikdarsteller im wahren Wortsinn, lockt das Berliner Publikum nicht in einen Musentempel, sondern an »ungewöhnliche Orte: zu »Don Giovanni« in einen angesagten Technotempel, zur »Zauberflöte« einst in den Zirkus Roncalli und im vorigen Jahr in die U-Bahn, zur »Entführung aus dem Serail« in die Gedächtniskirche, zu »Apollo und Hyazinth« in die Basilika des Bodemuseums und nunmehr zu »Cosi fan tutte« abermals ins E-Werk.
Keine halben Sachen – Marko Doringers “Mein halbes Leben” reicht nicht...
Berlin (Weltexpress) - “Mein halbes Leben” ist ein echter Gute-Laune-Film. Deprimiert, weil es mit der Beförderung nicht geklappt hat? Zweimal geschieden und es kriselt in der dritten Ehe? Nachdem man Marko Doringers Dokumentarfilm “Mein halbes Leben” gesehen hat, lässt man sich davon nicht runterziehen. So tief wie Doringer, der mit dreißig Jahren nichts - die Werbeankündigung untertreibt nicht - erreicht hat, muss man erst einmal sinken. Doringer erforscht in “Mein halbes Leben”, was seine alten Bekannten so machen. Alltägliche Dinge wie Beziehungen, Arbeit und Familienplanung sind dem Regisseur unerreichbar und rätselhaft. Wie machen die anderen das bloß? Jedenfalls plagen sie nicht die Kinozuschauer mit egozentrischen Dokumentationen. “Mein halbes Leben” ist ein exhibitionistischer Egotrip, wie sie sich dutzendweise auf YouTube finden. In anderthalb Stunden nimmt “Mein halbes Leben” penibel die belanglose Existenz des Filmautors unter die Lupe und vergleicht sie mit der von dessen Bekannten.
Gleichzeitige Premiere von restaurierter METROPOLIS-Uraufführungsfassung – In Frankfurt im Rahmen des...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Na, das ist doch wirklich die ideale Verbindung von Zentralismus und Föderalismus, wenn zeitgleich die wiederhergestellt Originalfassung des sagenhaften Films „Metropolis“, des legendären Stummfilmklassikers, von Fritz Lang 1927 geschaffen und nach der Uraufführung erst einmal kein Erfolg und in der Uraufführungsfassung verloren geglaubt, nun am 12. Februar 1010 in der Alten Oper in Frankfurt am Main im Rahmen des vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain initiierten interdisziplinären Kooperationsprojekts Phänomen Expressionismus und zeitgleich im Friedrichstadtpalast anläßlich der 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin ihre Premiere feiern. Herbert Beck, der in der Region sehr bekannter Kunstförderer und Geschäftsführer der Kulturfonds, sagt dazu: „Die Welturaufführung der neu restaurierten Fassung von METROPOLIS in Frankfurt zählt zu den Höhepunkten unseres ersten großen interdisziplinären Kooperationsprojekts Phänomen Expressionismus, das bis 2011 mit Ausstellungen, Werkschauen und Film- sowie Theatervorstellungen in der Region Rhein-Main eine der wichtigsten Epochen der Klassischen Moderne in Deutschland vorstellt. Daher fördert der Kulturfonds die Restaurierung und Uraufführung der rekonstruierten Fassung von METROPOLIS in Frankfurt“.
„Weltstars und Weiterstadt auf einer Bühne“. Und Suzanna von Borsody ist...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Mit den Jahreszahlen halten wir uns jetzt nicht auf. Schon zwanzig oder erst zwanzig? Aber der nette Ausspruch über den weitgefaßten Anspruch von „Weltstars und Weiterstadt“ der Preisverleihung, der auf der vorbereitenden Pressekonferenz für Heiterkeit sorgte, den kann nur verstehen, wer im Südhessischen zu Hause ist und weiß, daß Weiterstadt zwar klein und auch ganz schön zersiedelt ist, aber gleichzeitig täglich im Radio tönt, auf Straßenbahnen mitfährt, weil dort eine”¦firma – hier keine Werbung! – zu Hause ist, die allen erzählt, wo sie zu Hause – Provinz und weite Welt in einem - ist und daß man kommen und kaufen soll. Das ist beim Film- und Kinofest in der Alten Oper am Freitag, 16. Oktober und mitten im Trubel der Buchmesse anders. Da muß man sich sofort Karten sichern, um überhaupt noch die weit über 1000 Plätze zu ergattern, denn in den zwanzig Jahren ist etwas passiert mit dem öffentlichen Renommee dieses Preises. Und daß dies gleichzeitig mit dem zusammengewachsenen Deutschland als Jubiläum gefeiert wird, erstaunt nur in einer Richtung. Tatsächlich gibt es außer dem Bayerischen und dem Hessischen Filmpreis keinen anderen Länderpreis für Filme oder Kino.„Weltstars und Weiterstadt auf einer Bühne“. Und Suzanna von Borsody ist auch dabei.
Mit Christoph Waltz hinter den Kulissen – Eine Pressekonferenz bereitet: „eDIT....
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Was mal klein und fein begann, hat sich in diesem Jahr noch stärker zu einem Filmfestival gemausert, das schon lange kein Geheimtip mehr für die Filmschaffenden ist, sondern geradezu eine Fortbildungsveranstaltung für alle, die mit und um Filme arbeiten, aber eben auch für die Konsumenten spannend ist, denn hier erfährt man so manche Tricks, die vor den Kameras laufen, obwohl sie hinter den Kulissen gezaubert wurden. So hätte man früher gesagt, tatsächlich sind es heute die Animationen, die digitalen Bilder, die mit einem machen, was sie wollen, die einen uralten Brad Pit in einen Babykopf stecken und einen jungen auf wackeligen Beinen dahintaumeln lassen. Man spürt beim Zuschauen, das, was man sieht, kann nicht stimmen, aber warum und wie es nicht stimmt und wie es gemacht wurde, das ist eine der Wurzeln, warum dieses Filmfestival sich so rasant entwickelt.
Morden ohne Leidenschaft – Unterkühlte Nibelungen an der Schaubühne
Berlin (Weltexpress) - Am Schluss, beim großen Kampf, fließt rote Farbe, aus Eimern gegossen, über die Tribüne, die Stefan Hageneier und Sarah Rossberg auf die Spielfläche gestellt haben. Inmitten dieser Blutstürze sitzt Kriemhild und schreit, im Wechsel mit farbtriefenden Männern, Texte über das Dröhnen von Harmonium und Bass hinweg.
Zu Tode erzählt – Alles Meyerhoff beim Theatertreffen 09
Berlin (Weltexpress) - Alles kann Theater sein. Warum also nicht die Lesung eines Schauspielers aus seiner Biografie? Bemerkenswert daran ist, dass die Lesung „Alle Toten fliegen hoch 1–3“ mehr als fünf Stunden dauert und das Publikum sich offenbar bis zum Schluss gut unterhalten fühlt.
Der Sieg der teuflischen Drei – 3sat-Preis für das Schauspielensemble von...
Berlin (Weltexpress) - „Preiskampf“ nannte sich die Veranstaltung, in der eine vierköpfige Jury innerhalb von sechzig Minuten den 3sat-Preis für herausragende künstlerische Leistungen zu vergeben hatte. Das Ereignis fand im Haus der Berliner Festspiele statt und wurde live in 3sat übertragen. Gekämpft wurde allerdings nicht. Anstatt ihre FavoritInnen bravourös zu verteidigen, stellten die JurorInnen sehr bald resigniert fest, dass ihre Aufgabe, einen Vorschlag als preiswürdig anzuerkennen, zugleich bedeutete, die drei anderen als minderwertig auszusortieren. Diese Erkenntnis lähmte den Kampfgeist und ließ die Zeit zäh dahinfließen.