Gleichzeitige Premiere von restaurierter METROPOLIS-Uraufführungsfassung – In Frankfurt im Rahmen des Phänomen Expressionismus und in Berlin zur Berlinale 2010

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick wiederum sagt mit Stolz und mit Recht: „Kaum ein anderer deutscher Film hat die Filmgeschichte so bewegt und geprägt wie Fritz Langs METROPOLIS. Es ist eine besondere Freude und Ehre, daß wir die restaurierte Uraufführungsfassung dieses legendären und stilbildenden Filmklassikers beim 60.Festivaljubiläum präsentieren können“. Mit der nach der Originalpartitur von 1927 neu adaptierten Musik werden die Vorstellungen in Berlin vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Dirigent Frank Strobel und in Frankfurt von dem Staatsorchester Braunschweig unter Leitung von Helmut Imig begleitet. Es ist die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die für die fast vollständige Wiederherstellung des monumentalen Werkes verantwortlich ist und dementsprechend nun zufrieden sich äußert: „Der über Jahrzehnte nie aufgegebene Wunsch und die unermüdlichen Anstrengungen, Fritz Langs unwiederbringlich verloren geglaubte Originalfassung von METROPOLIS zu restaurieren, stehen symbolisch für die Verpflichtung der Murnau-Stiftung, unser reiches filmisches Erbe zu pflegen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit der Restaurierung und Wiederaufführung von METROPOLIS geht nun ein Traum in Erfüllung“, so Eberhard Junkersdorf, Kuratoriumsvorsitzender der Murnau-Stiftung. Aber es gibt auch einen Vorstand der Stiftung und für den äußert sich Helmut Poßmann: „METROPOLIS ist untrennbar mit seinem Mythos als filmischer Torso verknüpft. Die nahezu vollständig wiederhergestellte Fassung wird die Geschichte seiner Überlieferung und Restaurierungen in sich tragen“.

Und ein weiterer Mann redet mit, der gerade wieder zum Kulturstaatsminister berufene Bernd Neumann: „Der Film METROPOLIS ist einer der Klassiker der Filmgeschichte, der Maßstäbe für die gesamte Filmkunst weltweit gesetzt hat. Die UNESCO hat auch aus diesem Grund METROPOLIS als ersten Film überhaupt in das Register „Memory of the World“ aufgenommen. Er steht symbolisch für die Tradition und die hohe Qualität des deutschen Filmerbes, dessen Bewahrung für uns einen hohen Stellenwert besitzt. Deshalb war es mir sehr wichtig, die Vervollständigung von METROPOLIS zu ermöglichen und damit eine große Lücke im Filmerbe Deutschlands zu schließen. Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung wird vom BKM deswegen bei der Restaurierung des Stummfilmklassikers METROPOLIS mit einer Förderung unterstützt“.

Metropolis ist schon als Filmkulisse unheimlich und immer wieder ist die Architektursprache des Films als außergewöhnlich charakterisiert worden, von allem anderen abgesehen. In den heutigen Genres ausgedrückt, ist METROPOLIS ein Sience-fiction-Film, dessen Bildersprache ins kulturelle Gedächtnis einzog. Wer den Film gesehen hat, vergißt weder die Bilder, noch die Gefühle, die die Bilder evozieren. Als der Film am 10. Januar 1927 uraufgeführt wurde, brachte er nicht die Massen ins Kino, wie man es bei dem über 5 Millionen Reichsmark teuren Film erwartet hatte. Als man daraufhin eine gekürzte zweite Fassung vorlegte, hatte dieser Film, wie nun die restaurierte Urfassung, ebenfalls zwei gleichzeitige Premieren: am 25. August 1927 in Stuttgart und in München. Aber auch das wurde kein kommerzieller Erfolg. Erst später wurde die filmhistorische Bedeutung gewürdigt und damit auch der Regisseur Fritz Lang. Immerhin waren die Produktionskosten von 5 Millionen Reichsmark in heutige Gelder umgerechnet rund 16,6 Millionen Euro. Das war der teuerste Film der deutschen Filmgeschichte und führte vorübergehend zum Ruin der Filmfirma Ufa.

Wir kennen alle die kürzeren Fassungen des Films, die meist mit Orchester auf großer Leinwand zelebriert wurden und schon von daher eindrucksvoll waren. Im Jahr 2008 – wir berichteten darüber – fand man in Buenos Aires etwa 30 Minuten des Films auf alten Filmrollen. Verantwortungsbewußt nahm man sofort Kontakt mit Deutschland und der Friedrich-Murnau-Stiftung auf und im Juli letzten Jahres kamen die Filmrollen in Wiesbaden an. Größte Herausforderung bei der Restaurierung war der problematische Zustand des gefundenen Materials. Dazu teilt die Stiftung mit: „Die bislang fehlenden Einstellungen und Sequenzen sind lediglich in Form eines 16-mm-Dup-Negativ erhalten, das in den 1970er Jahren von einer stark abgenutzten argentinischen 35mm-Verleihkopie gezogen wurde. Trotz modernster Restaurierungstechnik wird der Unterschied der wieder entdeckten Teile mit einer Länge von mehr als 30 Minuten zur fotographischen Güte der Fassung von 2001 immer sichtbar sein. Bei der Rekonstruktion der Montage der Uraufführungsfassung spielt die Musik eine entscheidende Rolle, denn die Originalpartitur von Gottfried Huppertz zählte neben Zensurkarten und Kritiken zu den wichtigsten Quellen des Restauratoren-Teams Anke Wilkening, Martin Koerber und Frank Strobel.“

Info:

Zur Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Seit ihrer Gründung vor 43 Jahren setzt sich die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung für den Erhalt, die Pflege und die Zugänglichmachung eines Großteils des deutschen Filmerbes von

herausragender kultur- und filmhistorischer Bedeutung vom Beginn der Laufbilder bis zum Anfang der 1960er Jahre, nämlich 2000 Stummfilme, 1000 Tonfilme und rund 3000 Kurzfilme (Werbe-, Kultur-, Dokumentarfilme), ein. Darunter finden sich neben METROPOLIS die großen Klassiker des deutschen Kinos wie DIE NIBELUNGEN, DAS CABINET DES DR. CALIGARI, DER BLAUE ENGEL, DIE DREI VON DER TANKSTELLE, MÜNCHHAUSEN, GROSSE FREIHEIT NR. 7 und HELDEN, ebenso eine Vielzahl von Filmen bedeutender Regisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau, Fritz Lang, Ernst Lubitsch, Detlef Sierck, Helmut Käutner und Wolfgang Staudte.

Seit April 2009 betreibt die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in zentraler Lage der Landeshauptstadt Wiesbaden das Deutsche Filmhaus, das filmkulturellen Einrichtungen, Interessenvertretungen aus der Filmwirtschaft sowie Film- und Medienunternehmen ein gemeinsames Domizil bietet. In dem modernen Büro- und Veranstaltungskomplex bietet das Murnau-Filmtheater einen öffentlichen Kinospielbetrieb, der Multi-Funktionsbereich dient für Veranstaltungen und Ausstellungen.

www.murnau-stiftung.de

Vorheriger ArtikelEin schöner Abend – Lesung von Michael Krüger und Singen mit Klavierbegleitung seiner Gedichte in der Frankfurter Romanfabrik
Nächster ArtikelSachtes Gleiten durch unwirkliche Stille – Winterferien in Westkanada