Schlagworte Mieczylaw Weinberg
Schlagwort: Mieczylaw Weinberg
Erst spielte die „Aida“ im Wasser, dann fiel sie ins Wasser...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nein, nicht die Hauptperson, die äthiopische Königstochter Aida, die sich in den Falschen verliebt, weshalb am Schluß beide ihre Liebe mit dem Tod büßen, nein, nicht diese schöne und von Maria José Siri lyrisch zart und dramatisch zugleich gesungen, fiel ins Wasser, sondern gleich die ganze Oper, die in der veränderten Produktion des Letztjahres am 22. Juli in Bregenz Premiere hatte und diesjährig bis zum 22. August durchgespielt wird. Es war 22.50 Uhr, wir waren mitten im dritten der vieraktigen Oper, als der von den Ägyptern als Feldherr belobigte Radames (männlich und entschlossen und dennoch verletzlich: Arnold Rawls) auf die von den Ägyptern versklavte Aida trifft. Wieder trifft, denn er glaubte sie verloren. Und so schmelzen beide in außerordentlichem Wohlgesang dahin, man sieht sie sich küssen und umarmen, aber man hört sie plötzlich nicht mehr. Wurde ihnen der Strom abgestellt, fiel die technische Anlage aus? Wir sind in Bregenz, auf der Seebühne, die über 7 000 Besucher faßt, und wo diesmal mit den ersten Tönen der Ouvertüre auch die ersten Regentropfen fielen.
Die KZ-Oper „Die Passagierin“ von Mieczylaw Weinberg bewegend nach fast vierzig...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Die Stunde Null. Eine solche Stunde ist auch für jeden Zuschauer und erst recht jeden Kritiker eine Oper, die er zuvor noch nie gesehen, gehört oder in der Partitur gelesen hatte und nun alles auf einmal passiert: die Musik, der Gesang, die Handlung und die szenische Umsetzung. Mit der Eröffnungsoper „Die Passagierin“ nach der Novelle von Zofia Posmysz hat Intendant und Regisseur David Pountney nun fast vierzig Jahre nach ihrer Entstehung erstmals dieses so schwergewichtige wie traumverlorene musikalische Werk ans Licht und auf die Bühne geholt und nach den weit über zwei Stunden des atemlos im Theatersessel Sitzens und gebannt und berührt Sehens und Lauschens, was sich auf der Bühne an Schrecklichem und Schönem ereignet, wenn um 1960 die ehemalige SS-Aufseherin auf einem Ozeandampfer der totgeglaubten KZ- Insassin aus Auschwitz begegnet, kommt es einem so vor, als ob es gar keine andere Möglichkeit gegeben hätte, dieses Werk derart in Szene zu setzen, wie es der Regisseur im Bunde mit Johan Engels (Bühne) und Marie-Jeanne Lecca (Kostüme) hier und heute tat. Eine eindrucksvolle, aufwühlende, aber auch geradezu poetische Aufführung mit hinreißend komponierten und engelsgleich gesungenen Frauenstimmen, die Teodor Currentzis mit den Wiener Symphonikern - je nachdem - sanft und auch heftig unterstützte.