Sonntag, 24. November 2024
Schlagworte Kunst

Schlagwort: Kunst

Vom Traum zum Alptraum – Das Centre Pompidou führt in Paris...

Paris (Weltexpress) - Alles begann mit dem Eiffelturm. Nicht nur in Paris. Aber aus gutem Grund beginnt die Ausstellung „Dreamlands“ mit dem Namensgeber dieses Titels, dem großen Vergnügungspark der Neuen Welt in New York, der im Jahr 1904 auf Coney Islands errichtet wurde. Wer noch nicht dort war, kennt vielleicht den viel älteren Prater in Wien oder den Tivoli in Kopenhagen – die direkte Abkömmlinge der mittelalterlichen Jahrmarktspektakel sind - oder all die Ableger der Ursprungsidee, die heute in unserer Mickey-Mouse-Welt Disneyworld heißen. Bleiben wir bei „Dreamlands“, die uns am Beginn als große transparente Wand vor Augen kommen, wie dies Traumland einmal war, das schon 1911 seinen Exitus erfuhr und abbrannte. Deshalb aber auch unauslöschlich in der Erinnerung der Amerikaner verblieb, weniger der Europäer. Die sehen nun die damaligen Attraktionen im Bild, den Gondelausflug durch venezianische Kanäle, gepaart mit Höhlenmalerei oder einen Aufstieg auf die Schweizer Berge.

Als Lucian Freud noch ein Surrealist war – Serie: „Lucian Freud....

Paris (Weltexpress) - Wenn nun erneut in Paris Lucian Freud eine bedeutende Retrospektive erhält, wiederholt Paris das, was andere Städte wie Los Angeles (2003), Venedig (2005), mehrmals New York (2006 und 2008) und auch Den Haag im Jahr 2008 vorgemacht haben, was aber auch in Paris schon 1987 mit dem damaligen Werkoeuvre zu sehen war. Und Deutschland? Und Österreich? Wir können uns nicht erinnern, eine große Ausstellung dort erlebt zu haben. Seltsam. Denn schon die Verwandtschaft zu Sigmund Freud ist etwas, was für unsereinen diesen Maler noch spannender macht, auch wenn der Engländer Lucian Freud dies vielleicht nicht mehr hören kann, der am 8. Dezember 1922 im Berlin der Zwanziger Jahre als Sohn des Freudsohnes Ernst Ludwig geboren wurde und mit Familie direkt 1933 nach England emigrierte. Und blieb. Wieder ein Beispiel für die Schandtaten der Nationalsozialisten, die den Deutschen ihre Künstler nahmen: Komponisten, Filmemacher, Schriftsteller und Maler.

Ein malerisches Lebensthema: der nackte Mensch – Serie: „Lucian Freud. Das...

Paris (Weltexpress) - Der Körper von David allerdings liegt felsenfest auf dem Bett auf, man spürt die Schwere geradezu und sieht auf die auffällig schrundige Haut, wie eine helle Partie in eine rote übergeht und nicht die Glätte dominiert, sondern Haut zu einer eigenen Landschaft mit Tälern und Hügeln und vielen Einkerbungen und Querverläufen geriert. Das ist das Markenzeichen von Lucian Freud. Die dick aufgetragene Ölfarbe und die erst auf der Leinwand sich mischende Paste läßt seine Körper leicht wie mit einer Hautkrankheit behaftet aussehen. Das kennt man. Im Prinzip, nur sehr viel feiner, hat dies Egon Schiele mit den Verästelungen der Adern unter der Haut vorgemacht und die Verbindung zu Francis Bacon ist nicht nur ersichtlich, sondern sie ist auch biographisch wichtig. Nicht nur bannt Freud den älteren Mentor ins Bild, auch dieser hat viele Studien von Freud gefertigt, die man noch ausführlicher im Katalog studieren kann.

Ein ehrlicher Porträtist – Serie: „Lucian Freud. Das Atelier“ im Centre...

Paris (Weltexpress) - Ganz anders dagegen „Zwei Irländer in W 11“ von 1984-85, ein eindrucksvolles Vater-Sohn-Porträt in klassischer Manier mit dem Fensterausblick aus der Wohnstube, seit der Renaissance als Verbindung von Innenwelt zur Außenwelt und dem weiten Blick in diese üblich. Hier gibt das dreiflügelige Fenster den Blick auf eine Großstadtbebauung frei. Aber die Stimmung! Die Stimmung im Bild ist einfach niederdrückend, defätistisch. Da haben die wohlhabenden Auftraggeber, so schließt man, zu ihrer Ehre beim Meistermaler Lucian Freud ein Doppelporträt bestellt. Und was haben sie bekommen? Die Wahrheit. Wenn es sie ist.

Der schonungslose Blick auf sich und andere – Serie: „Lucian Freud....

Paris (Weltexpress) - Im zweiten Raum, den Selbstbildnissen, zeigt der Maler, daß er die Schärfe seines Blicks auf den Körper und die ungeschönte, ja übertriebene Verfallbarkeit nicht nur bei anderen anwendet. Sei es das Selbstbildnis von 1981/82 im kritischen Profil, sei es der Akt von 1993, das ihn in malerischer Aktion mit erhobenem Pinsel und niedergestreckter Staffelei zeigt, nackt natürlich und in zu großen, zudem noch ausgetretenen Schuhen. Den Alterungsprozeß beschönigt er nicht, greisenhaft wird sein Habitus, aber die tiefen Furchen im Gesicht, die hat schon der junge Freud.

Zu teuer: Keine Polanski-Ausstellung im Filmmuseum Potsdam – Geplante Ausstellung über...

Berlin (Weltexpress) - Zwischen Freud und Leid ist die Brücke nicht breit. Erst gestern erhielt das Filmmuseum Potsdam als Gewinner des vom Kinematheksverbund der Bundesrepublik vergebenen Kinopreises das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld von 4000 Euro. Den finanziellen Engpass der renommierten Kunststätte kann die Summe jedoch nicht beheben. Nicht nur das laufende Programm des Filmmuseums wird von den intensiven Kürzungen der Landesregierung beeinträchtigt. Nun musste eine für Herbst vorgesehene Ausstellung über Roman Polanski abgesagt werden.

Budapest: Park der gestürzten „Helden“

Berlin (Weltexpress) - Wer in Budapest in einem Kaffeehaus sitzt, egal, ob es ein berühmtes ist wie das „Gerbeaud“ oder ein ganz „normales“, der hat für geraume Zeit dem hektischen Alltag Adieu gesagt. Die Kaffeesüchtigen sitzen in gemütlicher Runde, plaudern über Gott und die Welt, geben sich dem braunschwärzlichen Getränk hin und sind für einen kurzen, glücklichen Augenblick mit sich und der Welt zufrieden. Und weil dieses Gefühl so wichtig ist für den Seelenzustand des Menschen, umspannt ein großes Netz aus Koffein-Tankstellen (die Statistik spricht von über 600) die Budapester Innenstadt. Für einen Euro bekommt man seinen Herzschrittmacher verpasst. Die kleinen Cafés in Budapest sind so etwas wie die Nahtstelle zwischen den Touristen und den Einheimischen. Hier erfährt man auch, was man sich unbedingt ansehen sollte.

„wer end-gültiges will, soll sich umbringen“ – Uwe Lausen in der...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Er war der radikalste Maler der Sechziger Jahre. Ein Münchner Bürgerschreck, dessen Werk nach seinem frühen Tod (fast) vergessen wurde. In seinen Bildern reflektiert Uwe Lausen die von ihm als erdrückend empfundene Gesellschaft des Wirtschaftswunderlands. Er war ein Getriebener, der mit seiner Malerei die Menschen wachrütteln wollte. In einer Zeit des kollektiven Beschweigens, in der zwar Demokratie gepredigt wurde, aber gesellschaftliche Zwänge, Verbote und Tabus vorherrschten, opponierte er visuell. Seine Bilder sind Aufschrei und Hilferuf zugleich. Zunächst in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt, dann in München und später in Hamburg, ist er wiederzuentdecken.

Traurig – Zum Tod der bewundernswerten Künstlerin Louise Bourgeois (1911-2010)

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ja, das stimmt schon. Sie hat mit ihren 98 Jahren sterben dürfen. Louise Bourgeois, am 25. Dezember 1911 in Paris geboren. Und dennoch waren wir, als wir jetzt erst, mitten in den Bergen in Österreich erfuhren, daß sie am Montag, dem 31. Mai 2010 im Lebensort New York gestorben war, traurig. Einfach traurig, so wie wenn man ein Familienmitglied verliert. Woher dieses starke Gefühl kommt? Sicher auch von dem außergewöhnlichen Lebensweg dieser Frau, der einem nahe geht, die erst in den Jahren als Künstlerin reüssierte und ihre Hauptwerke ablieferte, wo andere den Löffel abgeben oder doch künstlerisch ausbluten und ein Spätwerk abliefern, das nur ein Abklatsch des bisherigen wurde.

Aus Eins mach Zwei – Serie: „Neo Rauch. Begleiter“ im Museum...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Sieht man beide Jubiläumsausstellungen zum 50sten von Neo Rauch in der Heimatstadt Leipzig und dem Ort im Westen, in dem er auch durch eine Ausstellung vor zehn Jahren besonders reüssierte, München, dann findet man die Idee der Doppelausstellung schon gut. Nicht, daß inhaltlich oder gar stilistisch große Unterschiede bei der Auswahl der Werke bestünde. Es sind die jeweils sechzig Gemälde, die also nicht chronologisch gehängt sind, sondern mit Zwischenüberschriften geeint, einfach genug für einen Besuch, denn das Oeuvre Rauchs bleibt, ob Leipzig oder München, rätselhaft und man benötigt Ausdauer und Zeit zum Schauen. Selten hat man Kunstbetrachter so lange in Ausstellungen vor den Bildern verhaaren sehen, wie hier, sie geben nicht auf, in den gegenständlichen Bildern einen Sinn zu entdecken, ihnen einen Sinn zu verleihen, den der Maler erst einmal verweigert. Wir aber sind gewohnt, Bildern eine inhaltliche Aussage zu entnehmen, eine Handlung, ein Geschehen, eine menschliche Situation, die wir kennen oder uns vorstellen können, uns vor Augen zu führen. Letztlich verweigert Rauch dies seinen Betrachtern und das genau ist es, was das Schauen erzwingt.

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