Freitag, 18. Oktober 2024
Schlagworte Kritik

Schlagwort: Kritik

Eines langen Tages Reise Jean-Francoise Caissy besucht in „La belle Visité“...

Berlin (Weltexpress) - „La belle Visité“ ist ein Film so still und karg wie die Landschaft, in welcher er sich abspielt. Für seine berührende Dokumentation „Journey ´s End“ spürte der franko-kanadische Regisseur Jean-Francois Caissy einen Ort auf, der entrückt scheint von der Hektik des 21. Jahrhunderts. Im ländlichen Quebec steht das unscheinbare alte Motel, in welches der Regisseur einlädt, auf einen kurzen, schönen Besuch, „La belle Visité“, wie Caissys Reportage im Original heißt. Die Gäste, welche hier logieren, ziehen nicht mehr weiter. Die alten Menschen sind am Ende ihrer Lebensreise angekommen. Auf dieser letzten Etappe sucht das bewegende Filmdokument sie auf. Für einen schönen Besuch.

Der Gefangene – Unerbittlich: Florian Schewes Drama „Lebendkontrolle“ bei Berlinale Perspektive...

Berlin (Weltexpress) - „Es wird ein bisschen später, Schatz. Dauert aber nicht lange.“ Kommt so ein Satz vom Protagonisten eines Dramas, wei゚ man sofort, dass Schlimmes bevorsteht. Entweder kommt derjenige total zu spät und etwas geht schief oder zuerst geht etwas schief und dann kommt er total zu spät. Ganz schlimm wird es, wenn er wider Erwarten pünktlich ist. Dann entpuppt sich 'pünktlich' als 'zur falschen Zeit am falschen Ort'. Und alles, aber auch alles geht unwiederbringlich schief. Letzte erleidet Florian Schewes Hauptcharakter in „Lebendkontrolle“. Schwese Drama im Programm der Berlinale Perspektive Deutsches Kino ist so knapp und prägnant Clemens Meyers Kurzgeschichte, auf der es basiert.

Ein Platz an der Sonne – Aljoscha Weskott und Marietta Kesting...

Berlin (Weltexpress) - „Dort haben wir uns gerne amüsiert.“ - „Es war immer schön dort, wenn man eine gute Zeit haben wollte.“ Wie aus einem Werbefilm klingen die Sätze. Doch sie kommen aus dem Herzen. Halb verschüttete Erinnerungen scheinen durch den Schleier der Nostalgie wie die blinkenden Lichter eines Vergnügungsparks. Jener alte Vergnügungspark ist das „Sunny Land“, auf dessen Spuren sich Aljoscha Weskott und Marietta Kesting in ihrem Dokumentarfilm begeben. Es gab dieses „Sunny Land“ tatsächlich, welches in einer Zeit des Hasses seine Tore für zärtliche Erinnerungen öffnete. „Sun City“, ein Vergnügungspark im Afrika der Apartheid. Und die Besucher kamen in Scharen.

Aus Liebe zum Spieler – Joachim Dollhopf und Evi Goldbrunner dramatisieren...

Berlin (Weltexpress) - Sie wissen nicht, was „WAGs“ sind? Tun Sie nicht so unschuldig! Sie haben doch auch schon mal über die „WAGs“ gelesen. Vielleicht beim Schlange stehen nach Berlinale-Karten für einen kleinen chinesischen Kunstfilm? Oder ist Ihnen der neueste Tratsch über eine der „WAGs“ nur so ins Auge gefallen, weil die Sitznachbarin in der U-Bahn gerade die 'Bunte' aufschlug? Das zählt alles! Also Schluss mit unschuldig! Sie kennen sie, jene halb-prominenten Ehefrauen berühmter Sportler, die sogenannten „Wifes And Girlfriends“, die regelmäßig die Titelseiten der Boulevardblätter zieren. Um eine langjährige und eine zukünftige Fußballer-Gattin geht es in Evi Goldbrunners und Joachim Dollhopfs Kurzspielfilm in der Perspektive Deutsches Kino.

Die Leben der anderen – Wiederentdecken: Rob Epsteins Dokumentation „Word is...

Berlin (Weltexpress) - „Du warst drei Dinge: Für den Arzt warst du krank, für die Polizei ein Verbrecher, für den Priester böse.“, beschreibt es einer der Interviewten. „Wie lange sind sie schon...?“, „Waren sie schon immer...?“, „Wann wurden Sie..?“ Schon die Formulierung der zu Beginn der Dokumentation „Word is out“ gestellten Fragen wirken heute unaufgeklärt und unterschwellig diskriminierend. Als Rob Epsteins Dokumentation 1978 ein Jahr nach Entstehung im Kino und später im Fernsehen lief, hätten die meisten Amerikaner ähnlich gefragt. Denn die „Stories of some of our lives“ erzählen Homosexuelle. Ihre Antworten sorgten in ganz Amerika für Aufsehen. Jetzt war es raus. Epstein machte ein Thema zum öffentlichen Gespräch, welches in den Siebzigern immer stärker in das Bewusstsein der amerikanischen Gesellschaft drängte. Mehr als die Thematik schockierte, dass das filmische Kollektivprojekt jene unvoreingenommen zu Wort kommen ließ, die am Besten wussten, was es bedeute, „so“ zu sein: homosexuell.

Leise jedem seine Lieder – Tamara Trampes und Johann Feindts „Wiegenlieder“...

Berlin (Weltexpress) - „Können Sie sich an ein Lied erinnern, dass Ihre Mutter Ihnen zum Schlafengehen gesungen hat?“ Stellen Sie sich vor dem Kinobesuch selbst diese Frage. Von Ihrer Reaktion darauf hängt ab, wie sehr Ihnen der Dokumentarfilm „Wiegenlieder“ gefallen wird. Die Regisseure Johann Feindt und Tamara Trampe richteten die zu Beginn gestellte Frage an unterschiedliche Menschen in Berlin. Wer jetzt so selig vor sich hin lächelt wie einige der Befragten und mit nostalgieverklärtem Blick seufzt: „Meine Mami hat ja früher immer...“ wird auch die Geschichten und „Wiegenlieder“, denen der Film nachspürt, zutiefst rührend und gefühlvoll finden. Schlimmstenfalls, ließe sich vermuten, ist eine Dokumentation wie die Feindts und Trampes langweilig. Triefend sentimental und redundant trifft es bei „Wiegenlieder“ besser.

Der große Bruder passt auf dich auf – Einen „Superbror –...

Berlin (Weltexpress) - „Ich wünschte, ich hätte einen normalen großen Bruder!“, ruft Anton wütend aus. Seit wann sind große Brüder normal? Große Brüder scheint es zu geben, damit sie ihren kleinen Geschwistern das Leben schwer machen. Aus eigener Erfahrung sei dies verkündet! Immer kriegen sie besseres Spielzeug, mehr Aufmerksamkeit und mehr erlaubt. Aber wenn etwas schief geht, ist man am Ende selber Schuld. Weil man ja schon groß ist und Verantwortung tragen soll und der große Bruder nichts dafür kann. So geht es auch Anton in „Superbror - Superbrother“. Der dänische Regisseur Birger Larsen erzähl in seinem fantasievollen Kinderfilm im Berlinale Generations Programm von äußerlicher und innerer Stärke in einer nicht ganz alltäglichen Beziehung zwischen zwei Brüdern.

Die Architektin – Tatjana Turanskiy skizziert „Eine flexible Frau“ und ihr...

Berlin (Weltexpress) – Der Titel könnte von der Hauptfigur selbst stammen. Einer der bissigen Witze, welche sie über sich macht. „Eine Zynikerin“, bemerkt ihre Bewerbungshelferin. Das ist Greta vielleicht, niemals jedoch „Ein flexible Frau“. Greta will sich nicht verbiegen. Ihre trotzige Selbstbehauptung muss in einer Arbeitsgesellschaft, welche Anpassung als höchsten Wert hochhält, zum beruflichen Scheitern führen. 'Beruflich' ist für die Architektin Greta gleichbedeutend mit 'persönlich'. Einkommen und Erfolg sind Voraussetzungen für Sozialprestige, am Sozialprestige wird der Wert eines Menschen bemessen. Tatjana Turanskiy hinterfragt in ihrem zwiespältigen Spielfilmdebüt Selbstdefinition durch Arbeit und das Wertesystem einer uniformen Gesellschaft.

Zeiten des Aufruhrs – Yair Qedars dokumentiert die Auswirkungen der „Gay...

Berlin (Weltexpress) - „Das Schlimmste ist das Alleinsein.“, schildert ein prominenter Homosexueller in einem frühen Interview in „Hazman Havarod“ die Situation israelischer Schwuler und Lesben Mitte der achtziger Jahre. Drei Homosexuelle, die sich öffentlich dazu bekannten, gab es laut Yair Qedars Dokumentarfilm „Hazman Havarod – Gay Days“ damals in Israel. Rund ein Jahrzehnt später waren es eintausendmal so viele. Im Berlinale Panorama zeigt die präzise und erhellende Reportage des israelischen Regisseurs die „Gay Days“ der Jahre 1985 bis 1998 und wie sie das Lebensgefühl und Selbstverständnis israelische Homosexueller grundlegend veränderten.

Wer mich liebt, nimmt den Flug – Vergebliches warten auf dem...

Berlin (Weltexpress) - „Menschen kommen, Menschen gehen. Nie geschieht etwas.“ So beklagte es ein Filmcharakter, der stets in einer Lobby saß, schon lange vor Begründung der Berlinale in einem Film. Die gleiche Beobachtung hätte auch eine der Figuren in Angela Schanelecs „Orly“ machen können. Anders als der gealterte Kriegsveteran in „Grand Hotel“, der vergeblich auf irgendeine Abwechslung wartet, sitzen Schalenacs Protagonisten nicht in der Wartehalle eines Hotels, sondern eines Flughafens. Der Flughafen ist das moderne Pendant zu den klassischen filmischen Stätten der Begegnung. In den USA war es einst die Autobahnraststätte, in Europa der Bahnhof oder das Hotelvoyer. Endpunkt oder Anfang einer Reise und somit unterschwellig eines neuen Lebensabschnitts, Schnittpunkt unterschiedlichster Lebensläufe und Schicksale. Wo sonst lassen sich freudige Wiedersehen, zufälliges Aufeinandertreffen und schmerzvolle Abschiede so ideal in Szene setzen? Technischer Fortschritt und Billigflieger hinterlassen nun auch auf der Leinwand ihre Spuren. Auf die Bahn ist sowieso kein Verlass mehr. Wer ankommen will, der fliegt.

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