Schlagworte Kritik
Schlagwort: Kritik
Die Schönheit der Gottlosigkeit – Ein schillernd feinsinniger Roman – Die...
Berlin (Weltexpress) - Anna war leider in einer langen und besonders dunklen Nacht geboren worden. Seither sind dreizehneinhalb Jahre vergangen, und das, was in jener Nacht zerstört worden war, schickte sich an, wieder gut zu werden. Ihre Beine gehorchten ihrem Gehirn, bis mittags war sie kein einziges Mal gestolpert, sie konnte hören, wie das Leben sagte: Los, Anna, das ist dein Tag.“
Gunter Demnig: Zehn Jahre sind nicht genug! Aber von München kann...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Erst hatten wir ein paar Kollegen gefragt, ob sie mit uns diesen Film über die fortwährende Aufarbeitung der schlimmen Nazifolgen auf DVD anschauen wollten. „Ach, nee, nicht schon wieder was mit den Nazis!“. „Danke, aber mir reicht diese Betroffenheitschose.“ „Muß das sein, ich bin doch auch dagegen, das heißt dafür, daß man die Empörung über die Judenvernichtung zeigt.“ „Komm mir doch nichts schon wieder damit.“ ”¦das waren nur einige der Kommentare, die wir ernteten, als wir über den Inhalt das Interesse von doch gutwilligen Journalisten wecken wollten. Also änderten wir die Strategie und sagten, da gibt es so einen eigenwilligen Dokumentarfilm auf DVD, wo einer was vorhat, was andere für kaum glaublich halten, wo einer viel Kraft braucht und ihm dann doch auch mehr als eine Träne hinunterfließt, um einen Mann geht es und um eine Frau auch, sehr ungewöhnlich, was die machen”¦ und schon saßen wir alle in der Redaktion gemeinsam vor dem Bildschirm und glotzten den „Stolperstein“, der alle anderen anrührte und nach einer gemeinsamen Besprechung besänftigt und zufrieden nach Hause gehen ließ, während wir jetzt darüber schreiben.
Berlinale Talent Campus 2010 – Cinema Needs Talent: Looking for the...
Berlin (Weltexpress) - ... war der Themenfokus des diesjährigen Talent Campus. Der Campus selbst ist dabei mit gutem Beispiel vorangegangen: er hat sich mittlerweile als einer der spannendsten Nebeneffekte der Berlinale etabliert und fand 2010 bereits zum achten Mal statt. 350 Talente aus 95 (!) Ländern waren diesmal zu Gast, zum 60. Geburtstag der Berlinale.
Hört mir auf mit Gießen – Was im Bezirk Magdeburg im...
Berlin (Weltexpress) - 120 Seiten Text, 80 Seiten Dokumente, circa 20 Fotos, 6 Kapitel. So könnte man dieses Buch zusammenfassen. Bemerkenswert an der Aufarbeitung der friedlichen Revolution im Bezirk Magdeburg ist die gelungene Darstellung der DDR-Politik im Allgemeinen sowie im Detail. Ausgehend von weitreichenden Eckpunkten der ostdeutschen Geschichte berichten die Autoren von den Strukturen der Verwaltungen, nennen Zahlen und Statistiken.
Wie sich 17 Pferde unter drei Söhnen teilen lassen – Ein...
Berlin (Weltexpress) - Was für ein Augenschmaus! Dieses Hardcover mit rotem Leinenrücken besticht mit seinen zweifarbigen Illustrationen, die der absurden Phantasiewelt Charms entsprechen. Nach einer kindgerechten Einführung zur Person des Danja Juwatschow, der sich später Daniil Charms nannte und nur 36 Jahre alt wurde, offerieren uns die Herausgeber das titelgebende Gedicht „Welch seltsame Seiten!/ Wie seltsam entgleiten/ hier seltsame Vögel!/ Und da!/ So seltsame Leute/ und seltsame Palmen,/ die seltsamsten, die ich sah/ Am Himmel gesellt sich/ zur seltsamen Sonne/ ein seltsamer Mond./ Aber wir/ betrachten die Seiten/ und lächeln besonnen:/ Es ist eine Welt aus Papier.“
Über das Abfärben herbstlicher Landschaften – der Debüt-Roman Oskar Heyms
Berlin (Weltexpress) - „Man weiß nie, was Menschen antreibt“, meint Mag (Margarete) in der ersten Szene des Romans, als sie beginnt, Wenzel Hoffmann zu verführen. Der deutsch-amerikanische Geologe ist mit wichtigen Unterlagen nach Deutschland gekommen, um im Auftrag seiner Firma an der deutsch-deutschen Grenze nach Öl zu suchen.
Ansehen aber nicht reflektieren – Gewinner der Berlinale Shorts: „Zwischenfall vor...
Berlin (Weltexpress) - Betrachtung und Reflexion ist nicht dasselbe. Bedarf es für das Erstere allein des visuellen Werkzeugs, braucht es fürs Letztere geistige Fähigkeiten zur Selbstbetrachtung und selbständigen Einordnung in einen Kontext – Grundlage verstandesmäßigen Handelns.
Außen vor – Ukrainischer Beitrag bei den Berlinale Shorts 2010
Berlin (Weltexpress) - Ein interessantes Experiment: Ein Film ganz ohne Sprache war das Konzept des ukrainischen Regisseurs Myroslav Slaboshpytskiy. Die Kamera fängt ein Geschehen vor einer Taubstummenschule ein und wer der Gebärdensprache mächtig ist, kann verstehen, was da vor sich geht. Der normal Hörende muss sich die Geschichte aus den Bildern zusammen reihen, und die sind dürftig: Eine einzige Kameraeinstellung, die das Geschehen ohne Schnitt verfolgt, muss reichen, um die rätselhafte Begebenheit zu erzählen.
Honig zieht Bären an: Der türkische Film „BAL“ gewinnt den Goldenen...
Berlin (Weltexpress) - Großer Auftritt, mittelgroße Spannung und ein allgemeines Kopfnicken zum Goldenen Bären für den türkischen Spielfilm „Bal“, der keinem wehtut und in einer Welt der Hektik und des Konsums das Schicksal eines Sechsjährigen namens Yusuf hoch oben in den Wäldern sehr einfühlsam und poetisch in seiner Traurigkeit darstellt, wie in unserer Besprechung im Weltexpress angegeben. Für Regisseur Semih Kaplanoglu ist dieser Film der Abschluß einer Trilogie. Er nahm den höchstem Preis der Berliner Festspiele vom Jury-Präsidenten Werner Herzog und Festivalchef Dieter Kosslick gerührt entgegen. Anschließend erläuterte er der Presse, daß er auch den Preis der ökumenischen Jury erhalten habe, auf den er sehr stolz sei, weil es ihnen zeige, daß man auf dem richtigen Weg und in der richtigen Richtung filmisch arbeite.Den Silbernen Bären erhielt Roman Polanski für „Ghostwriter“, der, wie inzwischen jeder weiß, nicht nach Berlin zur Vorstellung seines Films kommen konnte, weil ihn elektronische Fußfesseln an die Schweiz binden. Seine Produzenten werden den Bären übergeben, den Polanski zu zwei bisherigen Bären hinzufügen wird, wie er voller Freude telefonisch mitteilte.
Der Gute Mensch von Tokio – Berlinale Wettbewerb: Yoji Yamada widmet...
Berlin (Weltexpress) - Das ist ein langsames, schön gefilmtes Werk des japanische Regisseur Yoji Yamada, der für sein Gesamtwerk die Berlinale Kamera erhält, die außerhalb der Bären verliehen wird. Einst hatte diesen Preis auch Kon Ichikawa erhalten, dessen Film ’Ototo’ nun Yamada neu auflegt, aber wirklich in neuer Version. „Otouto“ heißt im Deutschen der ’kleine Bruder’ und an ihm vollzieht sich die Darstellung eines Familienlebens, in dem die ältere Schwester Ginko (Sayuri Yoshinaga) die Hauptrolle spielt. Sie ist der gute Mensch von Tokio und eine solche Schwester, Frau, Mutter, Tante, Freundin wünscht sich jeder! Darin liegt gleichzeitig die doch leichte Fragwürdigkeit dieser so sympathischen Rolle.