Schlagworte Filmbiografie
Schlagwort: Filmbiografie
Roll over, Beethoven! – Aaron Johnson ist „Nowhere Boy“ John Lennon...
Berlin (Weltexpress) - Eines Tages wird er es ihm heimzahlen, schwört der junge John. Keinem Lehrer oder Altersgenossen will er eines auswischen, obwohl der ungestüme Fünfzehnjährige (Aaron Johnson) mit beiden oft genug Streit hat. Gott höchstpersönlich soll ihm büßen, dass er ihn nicht zu Elvis Presley gemacht hat. Ein künstlerisches und intellektuelles Niemandsland scheint dem begabten jungen Hauptcharakter von Sam Taylor-Woods humorvoll-melancholischem Biopic die triste Industriestadt, in der er in den fünfziger Jahren aufwächst. Ein „Nowhere Boy“, gefangen in einem Niemandsland; doch als die Leere ihn zu verschlingen droht, eröffnet ihm ein unerwartetes Wiedersehen eine faszinierende Welt neuer Musik und die Augen dafür, wer er wirklich ist: nicht aus Amerika, nicht aus Memphis, kein zweiter Elvis, sondern aus England, aus Liverpool und John Lennon.
Lieben Sie Stravinsky? – Jan Kounen kleidet die Affäre von „Coco...
Berlin (Weltexpress) – Fahles Licht fällt auf die Bühne im Saal des verdunkelten Théatre des Champs-Elysées. Die bleich geschminkten Tänzer finden kaum den Takt zu der Choreografie Vaslav Nijinskys, so laut sind die Buh-Rufe aus dem Publikum. Zu radikal und verstörend ist Igor Stravinskys Symphonie „Le Sacre du printemps“, mit deren Inszenierung der französische Regisseur Jan Kounen sein biografisches Liebesdrama „Coco Chanel & Igor Stravinsky“ eröffnet, für das Pariser Publikum. Eine vornehme Dame sucht Stravinsky später in seiner Garderobe auf. Ihre Nasenflügel beben, als sie vor der Tür wartet, als errege die Verachtung des Publikums sie. Das kleine Schwarze, dass die Dame trägt, hat vor kurzem die Modewelt revolutioniert, wie es Stravinskys Kompositionen im künstlerischem Sinn mit der klassischen Musik tun wird. Das Kleid hat die Zuschauerin selbst entworfen, Coco Chanel.
Sommergäste – Sofia und Leo Tolstoi und ihr letzter „Russischer Sommer“
Berlin (Weltexpress) - Sterben heißt Erwachen. So schrieb Lew Tolstoi in „Krieg und Frieden“. Nach den Worten des russischen Dichters zeigt Michael Hoffmann in seinem biografischen Drama „Russischer Sommer“ die letzten Tage Schlaf Tolstois. Ein Schlaf der Vernunft, der grünäugige Monster gebiert, wo Liebe war und im Verborgenen noch ist. Michael Hoffmanns „Russischer Sommer“ gehört nicht nur Tolstoi, sondern seiner Frau Sofia. Und den Gästen, unter denen der junge Bulgakov ist und Tolstois Tochter Alexandra, die später über den Tod des Vaters schrieb. „Russischer Sommer“ ist ein frohsinniger Film über die Leichtigkeit des Sterbens und die Schwere des Lebens.
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es – „Ein Leben...
Berlin (Weltexpress) - „Was wir hier lernen, ist Respekt für das Leben.“ Sogar ein Pelikan kann das begreifen, wenn „Albert Schweitzer“ es ihm in Gavin Millners filmischer Biografie persönlich vorträgt. Dann muss es auch dem Publikum beizubringen sein. Seinen Kinofilm „Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika“ über den Friedensnobelpreisträger und bedeutenden Humanisten gestaltete Regisseur Gavin Millner so schulmeisterlich, wie sich sein Titelcharakter Schweitzer in einer frühen Szene scherzhaft an den Vogel wendet. Mit hohen Intentionen und geringer Dramatik nimmt sich Millners Darstellung eines späten Lebensabschnitts des Arztes geruhsam wie ein Fernsehspiel aus.
Jenseits von Afrika – Das Leben der “Wüstenblume” Waris Dirie als...
Berlin (Weltexpress) - Steinig ist der Weg zum Erfolg. Wie manch anderes Modell läuft sich die arme kleine Waris (Soraya Omar-Scego) die Füße wund. Zuerst im Wüstensand von Somalia, dann auf den Laufstegen der Modewelt. So einfach macht es Regisseurin und Drehbuchautorin Sherry Hormann ihrer Heldin: Mutige kleine “Wüstenblume”! So viel hat sie durchlitten, als die Kamera das somalische Mädchen zum ersten Mal zeigt. Wild-romantisch ist das Nomadenleben. Ich träumte von Afrika. Warum in vom Krieg zerrissenen Somalia leben, ins punkige London geht’s doch so leicht? Jedenfalls, wenn man eine schöne “Wüstenblume” ist. Die doch eigentlich bewegende Lebensgeschichte des Modells Waris Dirie verfilmte Sherry Hormann nach deren autobiografischen Weltbestseller “Wüstenblume”. Was ergreifendes Pamphlet für die Menschlichkeit sein soll, verkommt zur melodramatischen Aschenputtelgeschichte.
Es war einmal in Amerika – Public Enemies
Berlin (Weltexpress) - “Ich weiß nichts über dich“, sagt Gangstergeliebte Billie ihrem John Dillinger. Regisseur Mann scheint diese Unwissenheit zu teilen. “Public Enemies” bietet makellose Bilder in hervorragender Komposition, eine der besten Szenenausstattungen seit langem und eine hochkarätige Besetzung bis in die kleinste Rolle. Doch das klassische Gangsterepos, welches er anstrebt, gelingt Michael Mann nicht. “Top of the World.”, sagt Dillinger, Baby Face Nelson ahmt James Cagney nach und in dem Kino, bei dessen Verlassen Dillinger erschossen wird, lief das Gangsterdrama “Manhattan Melodrama”. Mit diesen Referenzen und Dillingers Selbstbeschreibung in einem Satz muss sich der Zuschauer begnügen. Mehr als das Oberflächliche zeigt der Regisseur und Co-Drehbuchautor in “Public Enemies” nicht. Doch durch eingängige Musik, hochkarätige Darsteller und seine elegante Regieführung verleiht Mann seinen “Public Enemies” die dunkle Anziehungskraft, welche auch den realen Dillinger umgab.
Die Faust im Nacken – Steve McQueens packendes Drama “Hunger” erscheint...
Berlin, Deutschland (Weltexpress). “Hunger” ist ein zehrender Film. Er fühlt sich lange an, obwohl er nur anderthalb Stunden dauert. Er erfordert Konzentration, denn nur so lässt sich der reduzierten Handlung folgen. Seine Bilder psychischer und physischer Pein sind anstrengend. Dieses beinahe Qualvolle ist die Stärke von Steve McQueens Debütfilm “Hunger”. Das in Cannes mit der Camera D ´Or ausgezeichnete Drama über den im Hungerstreik verstorbenen inhaftierten IRA-Kämpfer Bobby Sands erzählt in Bildern von stiller Wucht und beklemmender Poesie vom unumstößlichen Willen des Individuums.