Montag, 23. Dezember 2024
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Schlagwort: Festival

Mütterlein fein – Berlinale Wettbewerb: Natalia Smirnoff legt mit „Rompecabezas“ filmische...

Berlin (Weltexpress) - Das eine kann man jetzt schon sagen. Diese Berlinale wird durch zwei Häufungen in die Geschichte der Berlinalen eingehen. Das eine sind die Filmsujets mit den ach so armen Männern, die im Gefängnis schmachten, woran meistens die Mütter schuld sind – nicht konkret, aber grundsätzlich. Das andere ist die Tatsache, daß weit mehr als eine junge Regisseurin hier den alten Hasen zeigt, wie man das macht, einen Film so zu erzählen, daß auf der Leinwand Charaktere erscheinen, die man noch nicht kannte, die Dinge machen, von denen man auch nicht wußte, daß sie in solcher Ruhe und mit solcher Leidenschaft durchgezogen werden können. Die 1972 in Buenos Aires geborene Regisseurin Natalia Smirnoff bringt mit ihrem Film genau das: Die emsige Hausfrau, liebevolle Mutter und brave Ehefrau Maria Del Carmen erhält zum 50. Geburtstag von der Familie ein Puzzle geschenkt. Gleich beginnt sie zu puzzeln, hört quasi nicht mehr auf, erfüllt trotzdem ihre Familienpflichten und gewinnt im Nu die nationalen Meisterschaften in Argentinien. Nur nach Deutschland, dem Ort der Weltmeisterschaft will sie dann nicht.

Zerstörte Blütenträume – Berlinale Wettbewerb: Lisa Cholodenko verführt mit „THE KIDS...

Berlin (Weltexpress) - Die angesprochenen Blütentraume beziehen sich darauf, daß hier die amerikanische Regisseurin einen tollen Stoff – zwei lesbische Frauen in Lebensgemeinschaft, von denen die eine mit Samenspende zwei Kinder zur Familie beisteuerte, die andere finanziell die Familie erhält – munter und mit Witz und Verve erzählt und den Mut hat, die Kinder den Samenspender suchen zu lassen, mit ihm Kontakt aufnehmen und eine neue Form des Familienlebens kreiert, weil dieser, dem die Ergebnisse seiner Samenspende richtig gefallen, die eingefahrene Familienstrukturen so richtig aufmischt und sich eine Liebesbeziehung zwischen ihm und der Mutter seiner gespendeten Kinder ergibt. Auch dies völlig glaubwürdig. Ein schönes und ein aufklärerisches Kinoerlebnis, werden doch Außenseiter der Gesellschaft hier zu selbstverständlichen Akteuren. Und dann zerstört die Regisseurin ihre eigene Geschichte, indem sie einen Schluß herbeiführt, in dem die Ursprungsfamilie sich rein und heilig des Störenfriedes entledigt, mit dem die Kinder nicht mehr reden und den die Frauen aus dem Haus werfen. Obwohl gerade dieser weder besitzergreifend noch zerstörerisch, sondern geradezu integrativ und warmherzig allen Familienmitgliedern gegenüber auftrat. Damit ist das reaktionäre Familienbild, mit dem Amerika seit den 50er Jahren die Welt überzieht, wiederhergestellt: die heilige Familie.

Männer unter sich – Berlinale Wettbewerb: Alexej Popogrebski läßt den Sommer...

Berlin (Weltexpress) - Ein Männerfilm. Zwar sind es nur zwei, aber dafür sind sie das total und immer von morgens bis abends und auch des Nachts noch zusammen, denn auf ihrem insularen Aufenthaltsort, einer Polarstation im Arktischen Meer, geht die Sonne im Sommer nicht unter. Auch wenn die beiden die Hauptrollen spielen und uns die dramatische Gefühlsskala einer russischen Seele eines russischen Mannes auf 124 Minuten Film aufzeigen, so spielt die eigentliche Hauptrolle diese arktische Landschaft, daß man angesichts der sanft-blauen geschichteten Farben und Nebelbänken glatt vergessen möchte, daß es eine todgefährliche Gegend ist, wo das Eis Leben auslöscht und die schroffen Felsformationen nicht nur bedrohlich aussehen, sondern einen auch erschlagen können. Unwirklich und unwirtlich, aber fast überirdisch schön.

Vom Verstummen – Berlinale Wettbewerb: Semih Kaplanoglu schmiert mit „Bal“ dem...

Berlin (Weltexpress) - Auf manche Filme freut man sich und ist dann doch ob des Gesehenen, nein, nicht enttäuscht, aber im gewissen Sinne unfähig, den gerade erlebten Film zu beurteilen, ihn gar zu bewerten. So geht es uns mit „Bal“, was im Türkischen Honig bedeutet. Denn Honig ist es, der diese dreiköpfige Familie erst ernährt und dann ins Unglück stürzt. Buchstäblich stürzt, denn die Alpträume der zurückgebliebenen Ehefrau lassen den Bienenzüchter, der in der eigenen Gegend keine Bienen mehr vorfindet, wo sie bisher an hoch in den Wipfeln hängenden Körben fleißig Honig gaben, weiter weg ins Gebirge wandern, wo sie, die Ehefrau, ihn nächtlich vom Baum fallen sieht. Was mit ihm wirklich geschieht, weiß man nicht, nur daß der sechsjährige Sohn erwachsen werden muß und für immer den Vater suchen wird, deutet sich an.

Anatomie einer Rache – Berlinale Wettbewerb: Der Iraner Rafi Pitts zeigt...

Berlin (Weltexpress) - Eigentlich sollen Filme für sich selbst sprechen und es wäre auch nicht so, als ob des iranischen Regisseurs Opus „Zeit des Zorns“ das nicht könnte. Wenn aber anschließend an die erste Filmvorführung ein Pressegespräch mit dem Filmemacher und den Mitwirkenden stattfindet und dabei wichtige Dinge gesagt werden, kann man im Nachhinein beim Schreiben nicht so tun, als ob man es nicht im Kopf hätte, schlimmer noch: als eigene Meinung ausgeben. Die entscheidende Aussage des Regisseurs ist dabei, daß er sich zuständig fühlt dafür, die Fragen, hoffentlich die richtigen Fragen, zu stellen und er die Antworten dann dem Zuschauer, der Kritik und sonstwem überläßt. Das gilt nicht nur für die Geschichte selbst, sondern für viele kleine Szenen, die man so oder so auslegen kann, wovon noch zu sprechen ist. Zuerst aber die Handlung.

Weltpremiere: Die Berliner Philharmoniker live auf der Kinoleinwand

Berlin (Weltexpress) - Wim Wenders als begeisterter Anhänger neuer Technik hatte bereits vor Jahren die Vision, mittels der digitalen Technik jeglichen Film aus dem Weltraum, sprich Internet, direkt auf die Kinoleinwand zu holen. Praktisch ein freier Zugriff auf ein universelles Programm. So weit ist es noch nicht, denn die Kinos müssten, wenn auch nicht völlig um-, so doch teilweise neu ausgerüstet werden. Nicht wenige Filmemacher und Kinofreunde geben zudem dem guten alten 35-mm-Film, der seine unverwechselbare Ästhetik hat, den Vorzug.

Ausreiseverbot für den iranischen Regisseur Jafar Panahi

Berlin (Weltexpress) - Jafar Panahi, einer der bedeutendsten iranischen Regisseure und Ehrengast der diesjährigen Berlinale, ist die Ausreise aus dem Iran verweigert worden. Mit seinem Film Der Kreis gewann Panahi 2000 den Goldenen Löwen und mit Offside 2006 einen Silbernen Bären.

Tränen beim Frisör – A PERM bei den Berlinale Shorts 2010

Berlin (Weltexpress) - Was man sieht ist ein Mädchen beim Friseur. Der 19-Minüter der Koreanerin Lee handelt von nichts anderem. Sie sitzt vor dem Spiegel, während ihr eine Dauerwelle (A PERM) verpasst wird. Der Zuschauer ist beim chemischen Prozedere der Haarwellung in dem kleinen xxx Salon einer einfachen Wohngegend dabei und nichts ungewöhnliches passiert. Zwei Friseusen kommentieren kichernd das Fernsehprogramm, während sie nebenbei zum Nebenverdienst Kugelschreiber zusammen schrauben. Ihre Kundin blickt trostlos.

Gottesdienst – Berlinale Wettbewerb: Koji Wakamatsu legt mit „Caterpillar“ erschütternde menschliche...

Berlin (Weltexpress) - Gottesdienst, wie anders sollte man die Dienste bezeichnen, die Shigeko (Sinobu Terajima) an ihrem Mann, der aus Krüppel aus dem chinesisch-japanischen Krieg kommt, mildtätig, mit zusammengebissenen Zähnen und immer wieder mit Wutausbrüchen vollzieht? Denn ’war god“, Kriegsgott, werden in Japan diejenigen benannt, die als ehemalige gewesene Menschen, als Invaliden, eben menschliche Wracks nach Hause kommen. Wie Kyuzo Kurokawa (Shima Ohnishi), der frohgemut für Vaterland und Kaiser in den Krieg gegen China zog, und hochdekoriert ohne Arme, ohne Beine, ohne Sprachfähigkeit und mit verbranntem Gesicht noch mitten im Krieg heimkommt. Von der Ehefrau erwarten nun Vaterland, Kaiser, Familie und die ganze Dorfgemeinschaft, daß sie dem Krüppel das Leben lebenswert macht, ihn pflegt und hegt.

Und läuft und läuft und läuft … – Berlinale Wettbewerb: Benjamin...

Berlin (Weltexpress) - Das hat uns gut gefallen, dieses Wortspiel vom Laufenlassen, denn tatsächlich findet das Laufen nur auf dem Boden, dem Straßenboden, dem Waldboden und dem Laufband ganz wirklich statt, aber die übertragende Bedeutung vom Laufenlassen, diese Hoffnung hat dieser Räuber nicht. Aus gutem Grund. Er will sie gar nicht, denn von Anfang an kommt es einem vor, als ob sich hier einer zu Tode laufen will, als ob ein Laufen zum Tode stattfindet, das er beschleunigt, indem er frech und verwegen, maskiert dazu, die Banken eine nach der anderen ausraubt, nachdem er gerade aus dem Gefängnis entlassen worden ist, wo er sich das Laufen zum Lebensinhalt machte und diszipliniert trainierte, sogar mit eigenem Laufband in der Zelle, das der Gefängnispsychologe ihm verschaffte.

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