Schlagworte Claudia Schulmerich
Schlagwort: Claudia Schulmerich
Im Bild gefärbte Geschichte – Serie: „Der Teppich von Bayeux“ zeigt...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - So detailreich der Teppich ist, so holzschnittartig müssen wir erst einmal die Geschichte und überaus komplizierte Vorgeschichte zusammenfassen. Wilhelm, der spätere König und Eroberer, genannt Wilhelm, der Bankert, war das illegitime Kind des Grafen Robert von der Normandie, das als Wilhelm II. im Jahr 1035 seinem Vater nachfolgte und 1066 als Wilhelm I. englischer König wurde. Nordwestfrankreich war wie England ein bevorzugtes Einfallsgebiet für Seeräuber und Heere aus den skandinavischen Ländern, die einst Nordmänner, also Normannen genannt wurden, erst im 19. Jahrhundert zu den Wikinger wurden, ein zuvor nicht häufig angewendeter Begriff aus dem frühen Mittelalter. Auf Englands Thron saß Eduard, der Bekenner, ein Cousin Roberts, des Vaters von Wilhelm, der in der Normandie aufgewachsen, lange dort gelebt hatte und England nach diesem Bild formen wollte. Er soll – genau weiß man das nicht – beim Besuch Wilhelms im Jahr 1051 am englischen Thron, diesem, da kinderlos, die Königswürde versprochen haben. Im Jahr 1064 setzt nun die Geschichte auf dem Teppich ein.
Als vor fast tausend Jahren die Wikinger in einer Invasion England...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wie schön, dass Geschichte nicht nur uns interessiert, wie schön, dass Geschichten aus der Geschichte in Form eines Teppichs zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Normandie gehören, zu der die Touristen aus aller Welt anreisen, über 400 000 jährlich, davon über die Hälfte aus dem Angelsächsischen, nur zwanzig Prozent sind Franzosen! Geradezu herrschaftlich wird der Teppich, der zeigt, wie es zur Schlacht bei Hastings im Jahr 1066 kam und wie diese verlief, im palastartigen Centre Guillaume le Conquérant, den wir als Wilhelm den Eroberer kennen, mitten in der schönen alten Stadt Bayeux uns vor Augen geführt. Dieser siebzig Meter lange gestickte Wandteppich ist historisch so einzig wie künstlerisch hochwertig und geradezu generalstabsmäßig hat die Museumsleitung mit perfekter Organisation dafür gesorgt, dass die Tausende von Besuchern täglich in den wichtigsten Sprachen der Welt am Ohr in aller Ruhe die hochpolitischen wie tiefprivaten Szenen mit eigenen Augen betrachten und sich so selbst einen Reim darauf machen können, warum die Normandie Normandie heißt, was es mit den Normannen also auf sich hat und weshalb die Wikinger Kultstatus gewannen.
Cosima von Bonins „The Fatigue Empire“ im Kunsthaus Bregenz im Schnelldurchlauf...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wenn es nach der deutschen, in Kenia geborenen und in Köln lebenden Künstlerin geht, die – nach bewährter Manier – das vielstöckige Kunsthaus in Bregenz auf drei Etagen bespielt, dann wäre hier die Besprechung ihrer Ausstellung im Kunsthaus Bregenz schon zu Ende. Denn sie hat nichts zu sagen, sagt sie. „Ich habe keinerlei Hintergedanken mit meiner Arbeit. Ich bin nicht politisch, ich verkünde keine Botschaften, und sogenannten Frauenkunst gibt es nicht für mich“, sagte die 1962 Geborene schon 1992. Für dieses Verdikt findet dann John C. Welchmann in „Lektionen in Zaunbau und Fechten“ viele Worte: „Cosima von Bonins häufig als unverständlich oder ’gnomhaft’ bezeichnete Arbeiten scheinen auf den ersten Blick – aber auch ihrem eigenen Selbstverständnis nach – in ein Netzwerk aus gegenhermeneutischer Passivität und unterschiedlichen Ausschlüssen eingebunden zu sein. Sowohl die Künstlerin als auch ihr nahe stehende Kritiker haben wiederholt behauptet, dass ihre künstlerischen Aktivitäten im Sinne von Vermeidungsanordnungen fungieren, die mit der geheimnisvollen Aura der Aversionstherapie zu kämpfen haben.“
Erst spielte die „Aida“ im Wasser, dann fiel sie ins Wasser...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nein, nicht die Hauptperson, die äthiopische Königstochter Aida, die sich in den Falschen verliebt, weshalb am Schluß beide ihre Liebe mit dem Tod büßen, nein, nicht diese schöne und von Maria José Siri lyrisch zart und dramatisch zugleich gesungen, fiel ins Wasser, sondern gleich die ganze Oper, die in der veränderten Produktion des Letztjahres am 22. Juli in Bregenz Premiere hatte und diesjährig bis zum 22. August durchgespielt wird. Es war 22.50 Uhr, wir waren mitten im dritten der vieraktigen Oper, als der von den Ägyptern als Feldherr belobigte Radames (männlich und entschlossen und dennoch verletzlich: Arnold Rawls) auf die von den Ägyptern versklavte Aida trifft. Wieder trifft, denn er glaubte sie verloren. Und so schmelzen beide in außerordentlichem Wohlgesang dahin, man sieht sie sich küssen und umarmen, aber man hört sie plötzlich nicht mehr. Wurde ihnen der Strom abgestellt, fiel die technische Anlage aus? Wir sind in Bregenz, auf der Seebühne, die über 7 000 Besucher faßt, und wo diesmal mit den ersten Tönen der Ouvertüre auch die ersten Regentropfen fielen.
Die KZ-Oper „Die Passagierin“ von Mieczylaw Weinberg bewegend nach fast vierzig...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Die Stunde Null. Eine solche Stunde ist auch für jeden Zuschauer und erst recht jeden Kritiker eine Oper, die er zuvor noch nie gesehen, gehört oder in der Partitur gelesen hatte und nun alles auf einmal passiert: die Musik, der Gesang, die Handlung und die szenische Umsetzung. Mit der Eröffnungsoper „Die Passagierin“ nach der Novelle von Zofia Posmysz hat Intendant und Regisseur David Pountney nun fast vierzig Jahre nach ihrer Entstehung erstmals dieses so schwergewichtige wie traumverlorene musikalische Werk ans Licht und auf die Bühne geholt und nach den weit über zwei Stunden des atemlos im Theatersessel Sitzens und gebannt und berührt Sehens und Lauschens, was sich auf der Bühne an Schrecklichem und Schönem ereignet, wenn um 1960 die ehemalige SS-Aufseherin auf einem Ozeandampfer der totgeglaubten KZ- Insassin aus Auschwitz begegnet, kommt es einem so vor, als ob es gar keine andere Möglichkeit gegeben hätte, dieses Werk derart in Szene zu setzen, wie es der Regisseur im Bunde mit Johan Engels (Bühne) und Marie-Jeanne Lecca (Kostüme) hier und heute tat. Eine eindrucksvolle, aufwühlende, aber auch geradezu poetische Aufführung mit hinreißend komponierten und engelsgleich gesungenen Frauenstimmen, die Teodor Currentzis mit den Wiener Symphonikern - je nachdem - sanft und auch heftig unterstützte.
Als österreichische Erstaufführung überraschen FRANUI mit Mahlerliedern – Serie: Tiroler Festspiele...
Berlin (Weltexpress) - Überraschend war das, was die zehn aus Osttirol stammenden Musiker als Sonntagmorgenmatinee im Erler Passionsspielhaus als Aneignung, Umverwandlung, auf die Füße- oder den Kopfstellen der Mahlerschen Lieder boten, nur für die, die sie nie zuvor gehört hatten. Wie für uns. Für die anderen, die von weither strömen, um den eigenartigen und süchtig machenden Klängen dieser Alpenformation zu lauschen, sind sie eh Kult und für die anderen wie für uns, werden sie nun Kult werden, die acht Männer und zwei Frauen, die aus Innervillgraten sich auf den Weg in die Welt gemacht haben, die erst einmal Innsbruck und Wien heißt, aber schon heute etwas Weltgültiges, weil Weltbewegendes hat.
Die Götter sprechen mit „Donner und Blitz“ in Mozarts „Die Zauberflöte“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Denkt man. Wenn jemand auf der Bühne gerade singt: „Sprechen die Götter mit Donner und Blitz zu ”¦“ und über dem nicht klimatisierten Festspielhaus Erl der prasselnde Regen die Begleitmusik abgibt zu dem Donner, den man gerade hörte und sich den Blitz dabei gut vorstellen kann. So geschehen bei der zweiten Aufführung von „Die Zauberflöte“, die bei den diesjährigen Tiroler Festspielen Erl Premiere hatte. Und wie immer schiebt man auch solchen Götterzuspruch dem Initiator und Regisseur und Dirigenten der Tiroler Festspiele in die Schuhe, besser: man traut ihm ein solches Götterbündnis eben einfach zu.
Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ kreuzt in den österreichischen Bergen –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das kann wirklich nur dem spiritus rector und täglich tätigem Umsetzer des Festspielgdankens Erls, Gustav Kuhn, einfallen, mitten in die dramatische Musik Wagners, die das sich aufbäumende Meer suggeriert, mitten in diese musikalische Spannung hinein auf der klitzekleinen Bühne des Passionsspielhauses Erl ein riesiges rotes Segel zu hissen, das mit 89 Quadratmetern den gesamten Bühnenraum einnimmt und deutlich ausdrückt: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Hier stimmt beides: Denn es wird Gericht gehalten über Senta, des Kapitäns sich in Träumen verlierende blonde schöne Tochter, die der sich verlobt wähnende Erik an seine Liebe und ihre Bindung erinnert und die auch der fliegende Holländer, den der Vater ins Haus bringt, an ihr Versprechen, ihn zu erlösen, mahnt, sprich, die alte Männerphantasie wahr zu machen, dass Frauen sich für Männer opfern. Das also kann nur dem Regisseur und Dirigenten des musikalisch auftrumpfenden Tiroler Festspielorchestern einfallen, dem vom Schicksal bestimmten rastlos umherirrenden Holländer in den österreichischen Alpen ein zu Hause zu bieten, Ruh und Rast von des Lebens Fluch. Daß eine Frau daran glauben muß, gehört in der Opernwelt dazu.
Götter, Grabungen und Geheimnisse – „Teotihuacan – Mexikos geheimnisvolle Pyramidenstadt“ im...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Teotihuacan! Teotihuacan? Die meisten von uns haben weder das Wort gehört, noch wissen sie um die Pyramidenstadt Teotihuacan, in der die Bewohner etwa 40 Kilometer nordöstlich von der heutigen Hauptstadt Mexikos die erste Indio- Hochkultur (100 vor Chr., klassische Zeit 150 – 650 n.Chr.) schufen, indem sie durch intensive Landschaftsgestaltung ein religiös-politisches Machtzentrum auf 22 Quadratkilometer als Stadtstaat errichteten, mit zwei gewaltigen Pyramiden – heute Sonnen -und Mondpyramide genannt – den Göttern Tribut zollten und gleichzeitig die Menschen, hier die auserwählte Kaste der Priester und Herrscher den Göttern näher sein ließen. Denn, wenn Herrscher und Priester die Götter feiern, erheben sie sich selbst höher, da sie die einzigen sind, die Zugang zum Überirdischen haben.
Vom Klotz zum Modell – Serie: „Sahure. Tod und Leben eines...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das Frankfurter Kleinod „Liebieghaus“, das erst in den letzten Jahren mit seiner Skulpturensammlung vorzeigbar renoviert wurde, am Main gelegen, Teil also des Museumsufers, ist Ort einer großen Ägyptenausstellung. Auch rund um das Liebieghaus wird gebuddelt und gebaut und die Straßen erneuert. „Aha, denkt man beim Eintritt in die Ausstellung, „da haben die Straßenarbeiter einen Riesenklotz liegen lassen, aus Granit noch dazu, wenn man sich dem roh behauenen Ungetüm im ersten Saal nähert, um in dieser Ausstellung mehr zu erfahren, über das Leben und den Tod des altägyptischen Pharao Sahure, der von ca. 2428 bis 2416 vor Christi lebte.