Schlagworte Aufführung
Schlagwort: Aufführung
Aus dem Paradies in die Freiheit – Haydns „Die Schöpfung“ im...
Berlin (Weltexpress) - Am Anfang ist nur Dunkelheit. Das Chaos. Zwei Schläge des Orchesters. Kurz und scharf. Sanft dann die Streicher, die Holzbläser. Die Ouvertüre. Sie spannt sich ewig, enthält sich der Kadenz. Die leise Stimme des Baritons. Und es wird Licht. Joseph Haydns „Die Schöpfung“ im Berliner Dom. Christoph Hagel bringt das berühmte Oratorium, mehr Weltumarmung als Gottesdienst, nach Berlin.
Großversuch: Die Berliner Philharmoniker live auf der Kinoleinwand – Cinestar Wildau...
Berlin (Weltexpress) - Wim Wenders, begeisterter Anhänger neuester Technik, hatte bereits vor Jahren die Vision, mittels der digitalen Technik jeglichen Film per Satellit auf die Kinoleinwand zu holen. Praktisch ein freier Zugriff auf ein universelles Programm. So weit ist es noch nicht. Die Kinos müssten, wenn auch nicht völlig um-, so doch teilweise neu ausgerüstet werden. Und nicht wenige Filmemacher und Kinofreunde geben dem guten alten 35-mm-Film, der seine unverwechselbare Ästhetik hat, den Vorzug.
Erst spielte die „Aida“ im Wasser, dann fiel sie ins Wasser...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nein, nicht die Hauptperson, die äthiopische Königstochter Aida, die sich in den Falschen verliebt, weshalb am Schluß beide ihre Liebe mit dem Tod büßen, nein, nicht diese schöne und von Maria José Siri lyrisch zart und dramatisch zugleich gesungen, fiel ins Wasser, sondern gleich die ganze Oper, die in der veränderten Produktion des Letztjahres am 22. Juli in Bregenz Premiere hatte und diesjährig bis zum 22. August durchgespielt wird. Es war 22.50 Uhr, wir waren mitten im dritten der vieraktigen Oper, als der von den Ägyptern als Feldherr belobigte Radames (männlich und entschlossen und dennoch verletzlich: Arnold Rawls) auf die von den Ägyptern versklavte Aida trifft. Wieder trifft, denn er glaubte sie verloren. Und so schmelzen beide in außerordentlichem Wohlgesang dahin, man sieht sie sich küssen und umarmen, aber man hört sie plötzlich nicht mehr. Wurde ihnen der Strom abgestellt, fiel die technische Anlage aus? Wir sind in Bregenz, auf der Seebühne, die über 7 000 Besucher faßt, und wo diesmal mit den ersten Tönen der Ouvertüre auch die ersten Regentropfen fielen.
Weltanschauungen – Der ungarische Regisseur Victor Bodó mit seiner Handke-Inszenierung beim...
Berlin (Weltexpress) - Im Januar 2007 war in Berlin in den Kammerspielen die Uraufführung von „Pizzicato“ zu erleben, ein Stück, das als „work in progress“ entstanden war, inszeniert von Victor Bodó mit deutschen und ungarischen SchauspielerInnen sowie Studierenden der Universität der Künste. Mich hat diese hoch professionelle Arbeit voller Verrücktheiten, getragen von einer Phantasie, mit der die Welt lustvoll aus den Angeln gehoben und auf den Kopf gestellt wird, derart begeistert, dass ich nun mit höchster Spannung das Gastspiel vom Schauspielhaus Graz mit einer neuen Inszenierung von Victor Bodó beim Theatertreffen erwartete.
Menschenmaß: Vom verliebten Gockel zum sozialen Aufsteiger, arbeitswütigen Neureichen und Gangsterboß...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schizophren. Schizophren ist es jedes Mal von Neuem, wenn man Opern, deren Aufführungen man x-mal gesehen hat, so anschaut, als ob es das erste Mal wäre und auch so bespricht. Erst recht schizophren beim ’Rheingold`, das den Untergang von Wagners Tetralogie vorbereitet soll, der dann in der „Götterdämmerung“ das Ende der Welt beschert - und auf jedes Ende einen neuen Anfang nötig macht - , wenngleich nicht immer so dramatisch wie in New York unter der Regie des Wiener Otto Schenk, wo in den Neunzigern die mythischen Mauern der Götterburg Walhall mit lautem Getöse und echtem Feuer zusammenbrachen. Das ist in Frankfurt nicht zu erwarten, denn das Bühnenbild von Jens Kilian ist ein kühles, technisches Abstraktum, das - so meinen wir – wesentliche Teile der Regie von Vera Nemirova mitübernommen oder doch zumindest vorgegeben hat. Eine aufs Menschenmaß getrimmte Welterschaffungserzählung, was man sowohl positiv: der Mensch im Mittelpunkt, wie auch negativ: Reduktion des Mythos auf menschlich Banales und Modisches verstehen kann. Und genauso durchwachsen sind unsere Eindrücke.
Lebenszeit im Theater – „Die lange Nacht der Autoren“ als Abschluss...
Berlin (Weltexpress) - Zwölf Theater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gastierten im Deutschen Theater, 25 Vorstellungen mit Neuentdeckungen und ausgewählten Inszenierungen deutschsprachiger Gegenwartsdramatik lockten mehr als 6000 Zuschauer in das Haus an der Schumannstraße, in dem, neben den Bühnenereignissen, ein Beiprogramm mit u.a. Autorenporträts, Stückeinführungen und Nachgesprächen geboten wurde. Die 1. Autorentheatertage Berlin haben ihre Bewährungsprobe bestanden.
Weltpremiere: Die Berliner Philharmoniker live auf der Kinoleinwand
Berlin (Weltexpress) - Wim Wenders als begeisterter Anhänger neuer Technik hatte bereits vor Jahren die Vision, mittels der digitalen Technik jeglichen Film aus dem Weltraum, sprich Internet, direkt auf die Kinoleinwand zu holen. Praktisch ein freier Zugriff auf ein universelles Programm. So weit ist es noch nicht, denn die Kinos müssten, wenn auch nicht völlig um-, so doch teilweise neu ausgerüstet werden. Nicht wenige Filmemacher und Kinofreunde geben zudem dem guten alten 35-mm-Film, der seine unverwechselbare Ästhetik hat, den Vorzug.
„Familienbande“ mit einem Beigeschmack von Wahrheit – Benjamin Brittens „Owen Wingrave“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nach der atemlosen Beklemmung, in den der perfekt inszenierte und berührend gesungene zweite Akt dieser als Fernsehoper konzipierten Kammeroper die Zuhörer und Schauer im Bockenheimer Depot versetzte, brandete riesiger Beifall auf. Beim ersten Zeigen vor dem Vorhang. Beim zweiten Mal allerdings war laut und deutlich auch ein-zwei-drei Buhs zu hören. Nun finden wir das immer gut, wenn Zuschauer sich Luft machen, sei es durch „Bravo, Brava“ oder eben Mißfallensäußerungen. Letztere kann man meistens einordnen, in Gegner von Regietheater, oder gegen das Rampensingen, oder sonstwas. Aber diesmal ließen uns die ’Buhs` ratlos. Denn selten kann man eine so geschlossene, stringente und überzeugende, noch dazu werkgetreue Inszenierung sehen, wie diesen zweiten Akt, der das Drama zu Ende führt, das begann, als der Sproß einer 300jährigen Offiziersdynastie Owen Wingrave „Nein“ sagt zu seiner vorgesehenen militärischen Karriere und mit seiner Kriegsdienstverweigerung den Familienkrieg auslöst – und ihn verliert. Als Toter. Also gehen die Buhs auf die Rechnung des Komponisten, entschieden wir, aber toten Komponisten wird in der Regel kein Buh beschert?
Die Macht der Darstellung – „Taking Care of Baby“ – Meike...
Berlin (Weltexpress) - Ein Stück zum Thema Kindstötung hat auf jeden Fall gute Aussichten, die Gemüter zu erregen, zumal, wenn es als Dokumentation Fakten zu vermitteln scheint. Der britische Erfolgsautor Dennis Kelly hat, ausgehend von realen Kriminalfällen in England, ein Doku-Drama verfasst, in dessen Mittelpunkt die junge Mutter Donna McAuliffe steht, die wegen des Verdachts auf Ermordung ihrer beiden Kinder ins Gefängnis kommt, im Prozess jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird.
„Verweile doch, du bist so schön”¦“ – Wieder wie neu an...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Zugegeben, jeder würde sich freuen, würde ihm ein liebgewordener Mensch den berühmten Satz von Faust zuraunen, gleichwohl bezieht er sich auf den Augenblick, der, wenn ihn Faust als intensivstes Lebensgefühl so ewiglich festhalten möchte, bedeutet, daß er dem Mephisto Seele und Leben überantwortet. So hoch müssen wir die zweite und gleichzeitig letzte Wiederaufnahme der Faustversion von Arrigo Boito (1842-1918) nicht hängen, wollten aber doch deutlich zum Ausdruck bringen, daß uns die Aufführung gut gefallen hat und wir jetzt schon bedauern, daß in der nächsten Saison keine weiteren folgen. Am 16. Mai 2004 war damals die Premiere und Bühnenbild und Inszenierung sind es auch, die erst einmal das Publikum in Bann schlagen, ja fast erschlagen. Nicht umsonst ist im Programmbuch Padua im Bild zu sehen, wo es den ersten anatomischen Seziersaal der Welt gab – übrigens zu Zeiten, als die Katholische Kirche das Aufschneiden von Leichen noch verboten hatte - , denn die über die Bühnenbreite rotierende Drehbühne zeigt einen solch ansteigenden Vortragssaal auf der einen Seite und auf der anderen Rundseite verschlossene oder offene Eingänge, wie sie in römischen Theatern wie der Arena von Verona üblich sind.