Sucht mich doch – Interview mit der in Berlin ansässigen Galeristin Jutta Grubann

Jutta Grubann

Es war schon immer mein Wunsch mich mit Kunst auseinander zu setzen. Ich wollte sogar mal Malerei und Grafik studieren, habe mich aber damals nicht gegen meine Eltern durchsetzen können, die der Meinung waren, ich solle doch erst ein Mal etwas Solides erlernen. Der Wunsch als Galeristin tätig zu werden holte mich dann nach der Bankenkrise wieder ein. Die immer größer werdende Unsicherheit, Umstrukturierungen innerhalb meiner alten Firma, die Kompromisse, die es immer wieder einzugehen galt, all dass vergällte mir meine Tätigkeit. Plötzlich erschien es mir unausweichlich, noch Mal umzusatteln und etwas ganz anderes anzufangen. Auch wenn zu jener Zeit eigentlich nicht viel dafür sprach, schließlich hatte ich weder ein Studium in dieser Richtung absolviert, noch konnte ich auf einen entsprechenden Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Waren Sie allein mit der Idee eine Plattform für Künstler zu schaffen?

Nein, eigentlich waren wir zu weit. Ein befreundeter Maler und ich hatten die Idee Künstler und potentielle Kunstliebhaber zusammenzuführen. Wir wollten Aufträge für Porträtmalerei vermitteln und Künstler mit Hilfe von örtlich wechselnden Ausstellungen vermarkten. Leider verstarb mein damaliger Mitstreiter unerwartet, die Idee aber blieb bestehen.

Wirft einen so ein Ereignis nicht erst Mal komplett aus der Bahn?

Ach wissen Sie, ich musste mittlerweile so viele Rückschläge wegstecken. Sicher war das persönlich ein großer Verlust, aber deswegen mein Projekt aufzugeben, nein, das stand nicht zur Debatte. Dafür war es einfach schon zu weit gereift. Mein Entschluss stand fest. Ich wollte unbedingt etwas Neues machen, endlich den alten Job an den Nagel hängen und mit Künstlern arbeiten.

Ihr Projekt heißt „art private room“, worum geht es hier genau?

Es handelt sich um eine Agentur, die einen festen Stamm von Künstlern vertritt und temporäre Ausstellungen an immer wieder neuen Orten organisiert. Ich bin also bei meiner Arbeit nicht auf einen Standort festgelegt und kann so flexibel auf den, sich ständig im Wandel befindlichen Kunstbetrieb reagieren. Zudem kann ich Orte und Räume der Begegnung schaffen, die zu den ausgestellten Arbeiten der Künstler Bezug nehmen.

So wie bei ihrer aktuellen Ausstellung „Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild ist ein Bild“ mit Kedron Barrett und Volker Mehner? Ein Amerikaner und ein Ostdeutscher im künstlerischen Dialog am Checkpoint Charlie?

Sie sagen es. Wobei damit keinerlei politische Aussage getroffen werden soll. Derartige Reibungsflächen zwischen Ausstellungsort und ausgestelltem Künstler ergeben sich zufällig.

Der Kunstmarkt ist, wie Sie selbst schon erwähnten, ständig im Wandel. Diverse Galeristen präsentieren ihre Künstler heutzutage hauptsächlich im Internet und auf Messen. Ist das Konzept der klassischen Galerie da nicht etwas antiquiert?

Nun, das sehe ich nicht so. Auf einer Kunstmesse vertreten zu sein bedeutet ja nicht automatisch, dass man dort auch gut verkauft. Das trifft doch nur auf ein paar wenige zu, die ganz oben mitschwimmen. Klar schaue ich mir diese Entwicklung genau an, aber ich nehme mir dafür Zeit und wäge in Ruhe ab, statt kopflos einem Trend hinterher zu rennen.

Kommt Ihnen ihre ehemalige Tätigkeit als Bankerin da zugute?

Ich habe Betriebe auf ihre Bonität hin geprüft und gehöre mit Sicherheit nicht zu denen, die um ein Projekt voranzubringen einen Haufen Geld durch den Schornstein jagen müssen.

Sie erwähnten vorhin, dass jeder Ort seinen eigenen Charakter hat. Was würden Sie machen, wenn Sie den perfekten Ort für eine Galerie finden würden, wäre dies das Ende von „art private room“?

Ach wissen Sie, den perfekten Ort gibt es eigentlich nicht wirklich. Jeder Ort hat seine Reize und seine Nachteile. Zudem möchte ich meine Freiheit, was die Auswahl der Ausstellungsorte betrifft, nicht missen. Ich finde es spannender, wenn es diesbezüglich keinen Stillstand gibt und ich den Leuten immer wieder sagen kann: „Sucht mich doch!“

* * *

Das aktuelle Ausstellungsprojekt von Jutta Grubann läuft noch bis zum 29.09.2010 und befindet sich in der Zimmerstraße 13, in Berlin-Mitte. Mehr Infos zum Projekt gibt es unter: www.art-private-room.de

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