Strahlkraft beginnt heute – Serie: „Heimtextil 2011“ auf dem Messegelände in Frankfurt am Main (Teil 1/2)

Dieses Angebot bot sich dem professionellen Messebesucher jedes Jahr. Die Heimtextil ist eine Fachmesse und spricht nur mit „Heimtextil goes City“ am Samstag auch die Endverbraucher an, die in Geschäften in der Stadt die Messeneuheiten anschauen können. Was sich aber in die Heimtextil eingeschlichen hatte und nun in eigenen Abteilungen vorgeführt wird, sind Design Studios, Ladenbau, Fasern, Garne, Gewebe und Chemikalien. Deshalb gilt als neue Einteilung für die Messe Frankfurt auch im Internetauftritt die Vierergruppe, die leider nur auf Englisch vorgestellt wurde: 1. Apparel Fabrics & Fashion, 2. Interior & Contract Textiles, 3. Technical Textiles und 4. Textile Processing & Care, wobei Punkt 2 die klassische Heimtextil umfaßt. Dieses Fachenglisch ist sehr schwer in deutsche Begriffe zu übertragen, worum sich die Frankfurter Messe bemühen muß.

Daß mit 2 601 Ausstellern aus 60 Ländern erneut ein Zuwachs besteht (über 5 Prozent), ist ein Erfolg, der andeutet, daß die Blessuren der letzten Jahre, die sowieso erträglich geblieben waren, wieder ausgeglichen werden können, bis die Rekordzahl von 2844 Ausstellern aus dem Jahr 2008 wieder erreicht wird. Gleichwohl kann man mit den Ausstellerzahlen allein nicht sinnvoll operieren, denn wenn Betriebe zusammengelegt, besser: aufgekauft werden, sinkt die Zahl der Aussteller, aber ihre Bedeutung und Finanzkraft wächst. Von daher bleiben Ausstellerzahlen Indikatoren, die man beachtet, deren innere Struktur aber wichtiger ist. Dazu gehört auch, daß erneut der ausländische Ausstelleranteil um 2 Prozent auf 87 Prozent angestiegen ist wie auch der ausländische Fachbesucheranteil steigt.

Die Frankfurter Messe hat an den bundesrepublikanischen Messen eh die höchste ausländische Beteiligung, aber diese 87 Prozent zeigen auch, daß Deutschland, einst ein führendes Textilland – mit vielen Erfindungen in der Textilfaserindustrie (Chemie und Technik!) in den Zwanziger Jahren – trotz Stabilisierung und sogar Erholung der Branche seine Dominanz in Richtung Asien abgegeben hat. Wie immer liegen die Erkenntnisse aus Ausstellerzahlen im Detail und da sieht man dann doch verwundert, daß auf einer Messe in Deutschland nicht mehr die 341 deutschen Aussteller die Mehrheit bilden, sondern 425 aus China kommen, 391 aus Indien, wozu sich 212 aus Pakistan gesellen und wieder 155 aus der Türkei, wo vor Jahren die Textilindustrie einbrach und sich nach und nach erholt.

Inwieweit die Frankfurter Heimtextil die Mutter aller Textilmessen geblieben ist, konnte Detlef Braun mit folgenden Zahlen verdeutlichen: Sie bleibt als Weltleitmesse die Nummer Eins für Wohn- und Objekttextilien, technische Textilien und Bekleidungsstoffe. Die Messe Frankfurt hat im Textilbereich auch mit über 30 Veranstaltungen in sieben Ländern weltweit mehr als 12 000 Aussteller aufgeboten, deren Angebote von rund 370 000 Besuchern gewürdigt wurden. Mit obigem Messeteil 1 – „Apparel Fabrics & Fashion“ – veranstaltet die Frankfurter Messe dreizehn Fachmessen in vier Ländern, wobei die jüngste Erwerbung die Ethical Fashion Show in Paris ist. Mit „Interior &Contract Textiles“, also als 2. Untergliederung der Markt der Heim- und Haustextilien, werden acht Messen in fünf Ländern bestückt: Deutschland, Rußland, Japan, China und die USA.

Die Technischen Textilien, „Technical Textiles“, sind mit sechs Messen in fünf Ländern vertreten: Deutschland, Rußland, Indien, China und die USA. Das Gebiet der Textilverarbeitung und Pflege, „Textile Processing & Care“, schließlich wird auf fünf Messen in vier Ländern präsentiert: Deutschland, Rußland, China und den USA. Die „Texcare International“ gilt der Ausrüstung für die Textilbranche, also neue Maschinen und Anlagen. Auch diese Messe ist die Weltleitmesse der Textilpflegebranche. Neu, erstmals im Mai des Jahres, wird mit der „Texprocess“ eine Spezialmesse für die Verarbeitung angeboten.

Nicht einfach, all diese Sparten und internationalen Verteilungen in den Griff zu bekommen, wie es das Messeportfolio mit der gesamten Prozeßkette von der Entwicklung und Produktion über die Verarbeitung bis hin zur Pflege von Textilien ausweist. Daß „Mode“ eine Zukunftssache ist, erweist sich schon daran, wieweit es den Textilmessen gelungen ist, ihre Produkte als „modische“ einer ständigen Erneuerung auszusetzen. Das heißt, daß viele ihre Wohnungseinrichtung nicht mehr dann erneuern, wenn Altes verschlissen ist, was früher die Regel war, sondern die Gesichtspunkte von Farbe und Form nicht mehr nur für Kleider und Anzüge, sondern auch für Gardinen und Bettwäsche gilt.

So verwundert es kaum, daß allein Bettwäsche mit 430 Ausstellern führend bei den Produktgruppen ist und damit rund 16, 5 Prozent des Angebotes der Heimtextil füllen. Inwieweit es aber nun auch „Mode“ geworden ist, die „Nachhaltigkeit“ als Schlüsselbegriff für die Heimtextil ernsthaft in Objekte umzusetzen, wird unser 2. Teil des Ausstellungsberichtes darstellen, der auch den neuen Farben und Formen der Textilbranche gilt, von der man nach dem ersten Eindruck schon sagen kann: So und so sehr viel Grün.

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Die Messe läuft noch bis zum 15. Januar 2011 auf dem Messegelände Frankfurt am Main.

www.texpertise-network.com

www.heimtextil.messefrankfurt.com

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