Stampfkonzerte – Dem „Bödälä“ haben sich die Tänzer aus Gitta Gsells Dokumentarfilm verschrieben

„Dance the Rhythm“ gilt in der tiefsten Regionen der Innerschweiz, wo die Volkstradition des Bödelens noch nicht ausgestorben ist. Durch Aufstampfen und Sprünge auf den Boden erzeugen die Füße einen urwüchsigen Rhythmus. Die Tänzer werden selbst zu Musikern, die eigenen Körper sind ihr Instrument. Ursprünglich wurde der volkstümliche Werbetanz in Schweitzer Tracht aufgeführt, eine Form, in der er heute fast ausgestorben ist. Auch Gitta Gsell lernte das Bödelen nur durch Zufall über eine Seniorentanzgruppe kennen. Fasziniert begabt sie sich auf Spurensuche. Kein leichtes Unterfangen, denn das mediale Interesse der Schweitzer sei gering gewesen, so Gsell. Das „Bödälä“ wollten sie nicht verhöhnt sehen oder missverstanden als Volkstümelei zwischen Musikantenstadl und Heimatmuseum. Dennoch haben sie sich der Dokumentarregisseurin geöffnet. Gsell dankt es mit ihren lebendigen Momentaufnahmen einer sprühenden Tanzkultur.

Mitgerissen vom Rhythmus gehen die Tänzer ganz in der Bewegung auf. Sprünge werden halbe Sätze, dem Wirbel der Füße kann das Auge kaum folgen. Dennoch wird der Klang nie dissonant, sondern findet zurück zu einer urwüchsigen Musikform. Der plakative Untertitel ist kein Anbiedern an den Massengeschmack, sondern augenzwinkernder Kontrast zu jenen Vorurteilen welche der Begriff Volkstanz mitunter weckt. Würden Elias Roth oder Claudia Lothi die üblichen Vorurteile hören, würden sie heftig mit aufstampfen. Wenn es einen packe, wolle man das ausdrücken, sagt Lothi: „Mit dem Takt, mit den Füßen.“ Beide verbindet echte Passion mit dem Bödelen. Mit ausführlichen Interviews und Hintergrundkommentaren hält „Bödälä“ sich zurück. Die bewegten Körper erzählen stattdessen von der Lust am Volkstanz, der in moderner Interpretation kühne Brücken zum Falmenco, Steppen und Irish Dance schlägt.

Obwohl sich die Meinungen von Traditionalisten und Neueren wie immer auch beim Bödelen trennen, beweist „Bödälä“, dass die Ausdrucksform nicht verlorenen ist. Nur ihre Gestalt hat sich mit der Zeit gewandelt. So beschreiben es Dr. John Cullinane, Tanzlehrer und Master im Irish Dance: „Tradition ist, was wir daraus machen.“

Titel: Bödälä – Dance the Rhythm

Land/ Jahr: Schweiz 2010

Genre: Dokumentarfilm

Kinostart: 25. November 2010

Regie und Buch: Gitta Gsell

Mit: Claudia Lothi, Elias Roth, Anne-Marie Rojhan, Sabrina Wüst, John Cullinane, Othmar Betschart, Ania Losinger, Lukas Weiss

Kamera: Hansueli Schenkel, Peter Guyer, Patrick Lindenmaier, Gitta Gsell, Heidi Hiltebrand

Musik: Peter Bräker, Werner Haltinner

Schnitt: Bernhard Lehner

Laufzeit: 78 Minuten

Verleih: Real Fiction

www.realfictionfilme.de

Vorheriger ArtikelTrotz weiterer Polit- und gesellschaftlicher Prominenz sind die ausgezeichneten Sportler Franz Beckenbauer und Michael Ballack die Stars – Der Deutsche SportpresseBall 2010 in der Alten Oper in Frankfurt am Main
Nächster ArtikelDie Welt aus Kinderaugen -”¦ zeigen Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn in „7 oder Warum ich auf der Welt bin“