Skijäger haben Punkt (noch) nicht getroffen – Deutsche Biathleten verfehlen zu oft die Ziele oder laufen hinterher

Eine unrealistische Erwartung?- Nein. Die vorherigen Weltcup-Siege von Miriam Gössner und Andreas Birnbacher sowie Podiumsränge durch Andrea Henkel und Erik Lesser haben verdeutlicht, dass das Leistungsvermögen dafür auch nach den Abgängen prominenter Erfolgsgaranten von Magdalena Neuner bis Michael Greis durchaus vorhanden ist.

Aber im tschechischen WM-Premieren-Areal hat sich erwiesen, dass man vorherige Weltcup-Meriten nicht eins zu eins auf eine WM übertragen kann.

Weltcup von Woche zu Woche ist für Biathlon-Profis Alltagsgeschäft – ein Weltchampionat noch immer der herausragende Höhepunkt. Größere Starterfelder, Höchstbelastungen über fast zwei Wochen, stärkere Medienresonanz – alles in allem mehr Dinge, die vom Kerngeschäft ablenken könnten.

Zudem wurde bereits am zweiten Wettkampftag die besondere Spezifik der Zweikomponenten-Sportart deutlich. Leistungsbilder haben hier mitunter eine Halbwerts-Zeit von lediglich 24 Stunden. Waren beim Desaster in der Mixed-Staffel am Freitag mit Rang 13 vor allem die beiden weiblichen starterinnen des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), Miriam Götze und Andrea Henkel, verantwortlich, so schnitten die DSV-Frauen am Samstag beim Sprint besser ab als ihre männlichen Teamkollegen. Erkennbar an den Rängen sechs (Gössner/ 2 Strafrunden) und 13 (Franziska Hildebrand/ 0 Fehler), während Henkel trotz Steigerung im Lauf durch drei Strafrunden auf Position 33 zurückfiel.

Die Mixed-Teilnehmer Andreas Birndbacher und Simon Schempp mussten
nach jeweils zwei verfehlten Scheiben mit den Plätzen 23 bzw. 28 vorlieb nehmen. Die nach den Saisonergebnissen und Trainingseindrücken für die gemischte Staffel nicht nominierten Erik Lesser (12./ 1 Fehler) und Arnd Peiffer (16./ 1 Strafrunde) enttäuschten dagegen nicht, sondern blieben im Rahmen ihres derzeitigen Potenzials.

Insgesamt, so Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig, sei die Korrektur des desaströsen Abschneidens in der Mix-Staffel im Sprint "nur bedingt gelungen". Was vor allem auf "zu viele Schießfehler" zurückzuführen sei. Nadine Horchler beispielsweise, in Ruhpolding und Antholz dank vorzüglicher Trefferquoten die Zuverlässigste im Aufgebot, schoss sich mit vier Fehlern (83.) aus dem 60-er Vefolgerfeld heraus. Bei den Männern wiederum waren die stabilen Schützen Lesser/Peiffer im Elitefeld einfach nicht schnell genug, um noch eine Medaillen erreichbare Ausgangsposition für das Jagdrennen zu erlaufen.

Ob die Mannschaft ihre erkennbare Verunsicherung im Laufe der nächsten Wettbewerbe noch aus den Schuhen bekommt, muss offen bleiben. Vieles deutet allerdings daraufhin, dass man diesmal in der Vorbereitung den Punkt für die saisonale Top-Form nicht getroffen hat.

Im Gegensatz beispielsweise zu den Norwegern – Erster in der Staffel, achter WM-Titel für Emil Hegle Svendsen (Sprint), Sprintsilber für Tora Berger -, den Franzosen oder den überraschenden Ukrainerinnen (Rang eins und drei durch Olena Pidruschna und Vita Semerenko)!

Aber, wie schon erwähnt, im Biathlon werden Prognosen mitunter schon den nächsten Tag über den Haufen geworfen.

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