Berlin, Deutschland (Weltexpress). Seit die Bourgeoisie der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) unter Multi-Milliardär Chalifa bin Zayid Al Nahyan ihre Soldaten aus dem Krieg im Jemen weitgehend zurückgezogen hat, kehrt etwas Bewegung in den Krieg am Rand der arabischen Halbinsel.
Am Mittwoch meldete eine Miliz die Übernahme der Hafenstadt Aden, die mit über einer halbe Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt des Jemen ist und einstige Hauptstadt Südjemens war. Am Samstag dann teilten die Security Belt Forces (SBF), die von den VAE bestallt wird, mit, Aden erobert zu haben, zumindest den Präsidentenpalast, der Sitz wichtiger Regierungsstellen ist. Bisher kämpften die Separatisten der SBF an der Seite der Armee Hadis gegen die aufständischen Huthi-Rebellen. Die verstehen sich als eine politisch-militärischen Bewegung der Zaiditen, einer schiitischen Richtung des Islam, und gut mit dem Iran.
Als Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi aus der Hauptstadt Sanaa von den Huthi vertrieben wurde, flüchtete er nach Aden und irgendwann flüchtete der kranke Mann nach Riad und nahm seine Regierung mit, der Hauptstadt der Saud-Dynasti in Arabien, die so richtig Krieg führt und führen lässt – auch im Jemen -, weil sie es sich leisten kann.
Nun sitzt also der Südliche Übergangsrat in Hadis Präsidentenpalast, der bisher von der Saud-Dynastie unterstützt wurde. Die Saud-Luftwaffe greift seit Tagen alle in Aden an, die gegen Hadi kämpfen. Dass sind nicht mehr nur die Huthi. Der Südliche Übergangsrat will wieder eine Südjemen. „Erst 1990 hatten sich Nord- und Südjemen zu einem Staat zusammengeschlossen“, heißt es dazu in der „Tagesschau“ der ARD (11.8.2019) und weiter: „Nordjemens Hauptstadt war Sanaa gewesen, wo heute die Huthi-Rebellen herrschen, während Südjemen von Aden aus regiert wurde. Hadi war 2014 von den Huthis aus Sanaa vertrieben worden. Saudi-Arabien griff 2015 in den Krieg ein, um den Vormarsch der Huthis zu stoppen.“
Zu den „Kämpfen im Jemen“ schreibt Rainer Hermann in „Frankfurter Allgemeine“ (11.8.2019) unter „Ein Krieg mit vielen Akteuren“, dass „sich in Abu Dhabi die Erkenntnis durchgesetzt habe, „dass die finanziellen Lasten für einen Krieg, der in einem Patt festgefahren ist, zu hoch sind. Vielmehr sollen die Ressourcen für den Konflikt mit Iran gebündelt werden, der eine höhere Priorität genießt als der Krieg im Jemen.“
Scheich Chalifa bin Trallala scheint sich also mit einem Nord- und Südjemen arrangieren zu können. Kann das auch Mohammed bin Salman mit seiner Sippe in Riad?
Für die Saud-Dynastie in Riad stellt die aktuelle Situation im Stellvertreterkrieg im Jemen mit dem Ajatollah-Regime in Teheran einen herben Rückschlag dar. Das scheint man auch in der Redaktion von „Zeit-Online“ (11.8.2019) so zu sehen. Unter dem Titel „Separatisten erobern Hafenstadt Aden“ heißt es: „Für Saudi-Arabien stellt die Entwicklung einen Rückschlag im Machtkampf mit dem Iran um die Vorherrschaft in der Region dar. Der Konflikt in Jemen hat sich längst zu einem Stellvertreterkrieg zwischen beiden Staaten ausgewachsen. Das erzkonservative sunnitische Königreich Saudi-Arabien will dem von den Huthi-Rebellen vertriebenen jemenitischen Präsidenten Hadi wieder zur Macht verhelfen. Die Huthis werden vom Iran unterstützt, der sich als Schutzmacht der Schiiten begreift.“